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Aydın Taș antwortet mit offenem Brief

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Aydin-Taș, noch bis November Vorsitzender des Migrationsbeirats Landau.

Landau – Aydın Taș, Vorsitzender des Beirats für Migration und Integration in Landau, hat sich zu dem offenen Brief des ehemaligen Beiratsmitglieds Diyap Özdüzenciler geäußert, der der Redaktion vorliegt und veröffentlicht wurde.

Er wolle nun auf dem gleichen Weg antworten, um zur Versachlichung des Themas beizutragen sagte Taș.

„Sehr geehrter Herr Özdüzenciler,

ich hätte mir von Ihnen als ehemaligem Beiratsmitglied gewünscht, dass Sie die vorgetragene Kritik persönlich vortragen und nicht über die Medien. Nun gut, es war Ihre Entscheidung und auf dem gleichen Wege antworte ich Ihnen, um zur Versachlichung beizutragen.

Sie werfen mir „falsche Wertevorstellungen“ vor und begründen Ihre Ansicht damit, dass ich muslimische Frauen in ihrem Wunsch nach einer gesonderten Bademöglichkeit im LaOla unterstützt habe.

Dazu mache ich folgende Anmerkung:
Mehrere Frauen haben sich mit einer Unterschriftensammlung an den Beirat gewendet und den Wunsch geäußert, glaubenskonform baden gehen zu können. Ich sah es als Aufgabe des Beirats an, diesen Wunsch aufzunehmen und an die Verwaltung bzw. Politik weiterzuleiten.

Ich zitiere:
´Aufgabe des Beirates für Migration und Integration ist die Förderung und Sicherung des gleichberechtigten Zusammenlebens der in der Stadt wohnenden Menschen verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen sowie die Weiterentwicklung des kommunalen Integrationsprozesses. Im Beirat werden die Belange der Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund sowie Fragen der kommunalen Integrationspolitik erörtert und gegenüber den Organen der Stadt vertreten.“ (Quelle: Homepage der Stadtverwaltung Landau).

Dem zufolge sind alle Bemühungen und Maßnahmen, die zur Förderung und Sicherung des gleichberechtigten Zusammenlebens in unserer Stadt führen, im rechtlichen Rahmen gerechtfertigt und auch von den Beiratsmitgliedern zu unterstützen.´

Den Wunsch nach einem gesonderten Badetag haben muslimische Frauen am 7. April 2011 in der Beiratssitzung geäußert und er wurde durch eine Arbeitsgruppe, die vom Beirat beauftragt worden war, an den Bürgermeister und Integrationsdezernenten der Stadt Landau, Herrn Thomas Hirsch, weiter geleitet. Im Gespräch hat sich herausgestellt, dass eine Umsetzung in den Landauer Bädern, deren Besitzer die Stadt ist, entweder aus technischen oder finanziellen Gründen nicht möglich ist.

Um meine Wertevorstellungen in diesem Zusammenhang noch einmal klarzustellen:
Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt entgegen zu treten ist eine der Uraufgaben des Beirats und dessen Mitglieder. Die Werte und Inhalte von anderen Kulturen und Religionen in Frage zu stellen oder zu bewerten, ist nicht die Aufgabe der Beiräte.

Herr Özdüzenciler, sicherlich wissen Sie, dass es im La Ola eine Frauensauna und in vielen Fitnessstudios und Vereinen Frauensport gibt. Ich finde, dass Frauen – egal aus welchen Beweggründen auch immer – das Recht haben, über sich selbst zu bestimmen.

Wer Frauensauna bevorzugt, sollte in die Frauensauna und wer nur unter Frauen schwimmen möchte, soll nur mit Frauen schwimmen. Gewalt jeglicher Art an Frauen ist abzulehnen und zwar nicht nur in unserem Jahrhundert und der Bundesrepublik, sondern immer und überall.

Sie zweifeln an meinem Weltbild. Hätte ich tatsächlich solch ein Weltbild, wie Sie es mir unterstellen, hätte ich niemals zugelassen, dass meine Tochter als Trainerassistentin beim ASV Landau mehrere Jahre Schwimmkurse gibt.

Ich akzeptiere, fördere und respektiere also andere Kulturen und Religionen und die freie Entwicklung junger Frauen.
Im Übrigen kandidierten Sie bei den letzten Wahlen für den Migrationsbeirat 2009 gemeinsam mit mir und anderen Mitstreitern über die Liste „Leben in Landau“. In unserem Wahlprogramm standen u.a. folgende drei Ziele:

  • Gleichberechtigung in unserer Stadt
  • Akzeptanz der religiösen Freiheit
  • Sportangebote für muslimische Frauen

Verstehen Sie unter Gleichberechtigung und Akzeptanz der religiösen Freiheit das Verbot für das Frauenbad? Mir scheint, Sie widersprechen sich da und haben nicht mehr so genau in Erinnerung, welche Ziele wir gemeinsam verfolgten.

Sie reden von „Erdogan-Türkei“ und dass es selbst dort so was nicht gibt. Sie brauchen nur die Suchmaschine Google zu fragen. Die gibt Ihnen die Antwort, ob es so was gibt oder nicht.

Zu den „Wochen der Kulturen“:

Wenn da zu lesen steht: „Die Wochen der Kulturen, eine seit 14 Jahren regelmäßig stattfindende Veranstaltungsreihe, die in verschiedenen Bereichen die Begegnungen zwischen Einheimischen und Migranten fördert, hat Taș kräftig vorangetrieben.“, bedeutet dies nicht, dass ich sie ins Leben gerufen habe. Ich habe sie kräftig vorangetrieben und unterstützt.

Ja, ich habe das Rad nicht neu erfunden, darf aber sagen, dass ich das Rad gemeinsam mit meinen Mitstreitern im Beirat am Rollen gehalten und viel bewegt habe. Was die Würdigung der Mitstreiter und Vorgänger anbetrifft, dies habe ich bei entsprechenden Anlässen zu Genüge getan und für die Arbeit gedankt.

Für mich ist der Beirat ein Team, in dem es Player und einen Kapitän gibt. Als Kapitän habe ich mich immer vor meine Mannschaft gestellt, vor allem in der Öffentlichkeit. Wenn ich Kritik auszusetzen hatte, habe ich dies direkt im Beirat gemacht. Das ist mein Verständnis von Kollegialität.

Abschließend möchte ich Ihnen Folgendes mit auf den Weg geben: Die Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Stadt brauchen Kümmerer, die sich um die Belange dieser Menschen kümmern.

Wenn Sie gute Ideen haben, kandidieren Sie doch für den Beirat, dort werden immer tatkräftige Mitstreiter gesucht. Machen Sie das besser, was Sie denken, was ich nicht gut gemacht habe. Finden Sie Mitstreiter für Ihre Ideen. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen dabei.“

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