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Auf den Punkt gebracht: PEX-Interview mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Mario Brandenburg: Digitalisierung verschlafen?

Mario Brandenburg
Foto über FDP

Südpfalz – Mit dem neuen PEX-Kurzformat „Auf den Punkt gebracht“ werden drei konkrete Fragen an Politiker – in der Regel zu ihren Kernkompetenzen – gestellt.

Den Anfang macht der südpfälzische FDP-Bundestagsabgeordnete Mario Brandenburg zum Thema Digitalisierung.

Herr Brandenburg, was konkret ist Ihrer Meinung nach bislang schief gelaufen mit der Digitalisierung in Deutschland?

Mario Brandenburg: Die Menschen folgen ihren Gewohnheiten und ändern nur selten ihre Verhaltensweisen ohne externe Einflüsse oder positive und optimistische Vorbilder. Auf der großen politischen Bühne allerdings fehlen solche Vorbilder gänzlich. Spitzenpolitiker, die ein Land jahrelang ideen- und innovationsarm dahinregieren und sich derweil Rollcontainer voll Papier hinterher fahren lassen, können niemanden vom digitalen Wandel begeistern und diesen auch nicht organisieren.

Zusätzlich wundere ich mich, dass viele Menschen wohl immer noch lieber Euromünzen an veralteten Parkautomaten rubbeln, anstatt sich mit digitalen Zahlungsalternativen vertraut zu machen.

Es gibt also nicht den einen großen Fehler, genauso wenig wie es die eine große Lösung gibt. Wir haben uns bei der Digitalisierung wohl selbst Schritt für Schritt in Schwierigkeiten gebracht.

Wenn Sie und Ihre FDP allein die Richtung bestimmen könnten, was genau würden Sie unternehmen, um den Rückstand aufzuholen? Ist die Dominanz der USA und Chinas überhaupt noch einzuholen?

Mario Brandenburg: Wir müssen zuallererst entscheiden in welchen Bereichen wir aufholen wollen. Ein zweites, deutsches Facebook muss und wird es nicht geben, da wir ein völlig anderes Verhältnis zu unseren persönlichen Daten haben als die Amerikaner. Auch die Dominanz bei der Überwachung des eigenen Volkes brauchen wir China nicht streitig machen.

Wir können aber den Mittelstand besser vernetzen und das Potential unseres enormen Wissens über Produktions,- Material- und Sensordaten optimieren um z. B. ein „Google der Industriedaten“ zu schaffen.

Wenn ich alleine entscheiden könnte, würde ich deshalb an die Grundlagen gehen. Ich kann nur machen, was ich kenne. Ich kann nur erfinden und entwickeln, was ich verstehe. Daher muss digitale Bildung in allen schulischen Lehrplänen, in der Weiter- und Erwachsenenbildung und in allen Studiengängen verankert werden. Ziel ist nicht eine Gesellschaft von Informatikern, sondern Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, die Regeln des Spiels zu verstehen, bei dem sie alle freiwillig oder unfreiwillig mitspielen.

Welche Vorschläge haben Sie in Berlin zu diesen Themen eingebracht?

Mario Brandenburg: Es gibt zahlreiche Vorschläge auf verschiedenen parlamentarischen Ebenen. Ich schreibe Anträge und verfasse Thesenpapiere zum Zukunftsthema „Künstliche Intelligenz“. Ich starte Initiativen zur Verankerung digitaler Lehrinhalte in unserer Arbeitsgruppe Bildung. Ich beteilige mich an arbeitskreisübergreifenden Positionspapieren zum Thema Netzausbau. Und vieles mehr.

Die Herausforderungen sind vielfältig und die Baustellen gehen noch lange nicht aus. Mir wird es in Berlin also nicht langweilig. (red)

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