- Pfalz-Express - https://www.pfalz-express.de -

Armeniens Präsident Sargsjan warnt Bundestag vor Ablehnung der Völkermord-Resolution

Gefangene Armenier 1915. Foto: dts Nachrichtenagentur [1]

Gefangene Armenier 1915.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin/Jerewan  – Der armenische Präsident Sersch Sargsjan hat die deutschen Bundestagsabgeordneten mit eindringlichen Worten vor einer Ablehnung der Völkermords-Resolution gewarnt.

„Niemand in der deutschen Politik bestreitet, dass es ein Völkermord war, der vor 101 Jahren als einer der erstensystematischen Genozide des 20. Jahrhunderts geschah“, sagte Sargsjan in einem Interview mit der „Bild“.

„Auch nicht diejenigen bestreiten das, die jetzt plötzlich gegen die Resolution sind. Ich denke, dass den deutschen Politikern gemeinsame Werte wichtiger sein sollten als kurzfristige politische Interessen.“

Sargsjan forderte die Parlamentarier auf, sich von Präsident Erdogan „nicht einschüchtern“ zu lassen. „Es ist nicht fair, wenn man den Völkermord an den Armeniern nicht Völkermord nennen darf, nur weil der Staatschef eines anderen Landes dann wütend wird. Ich bin sicher: Die Politiker im Bundestag sehen das genauso und werden sich nicht einschüchtern lassen.“

Deutschland habe eine besondere Verantwortung, weil sich in deutschen Archiven zahlreiche Dokumente und Berichte von deutschen Diplomaten befänden, die die genozidale Vernichtung des armenischen Volkes belegten.

Sargsjan sagte auf die Frage, ob er verstehen könne, dass deutsche Politiker eine scharfe Reaktion Erdogans befürchten: „Nein, dafür habe ich kein Verständnis. Deutschland ist ein mächtiger Staat und die Stimme des Deutschen Bundestages wird überall auf der Welt gehört. Aber genau deshalb hat Deutschland auch eine besondere Verantwortung und darf gerade bei moralischen Fragen, bei der Verteidigung der Werte, keine Kompromisse machen“, betonte der armenische Präsident.

„Wenn man aus kurzfristigem politischem Interesse einmal Kompromisse macht, dann macht man es immer wieder. Und das ist schlecht für Deutschland, das ist schlecht für Europa und die Welt.“ (dts Nachrichtenagentur)

Print Friendly, PDF & Email [2]