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Ärztemangel in Rheinland-Pfalz: So viele Mediziner fehlen

Symbolbild: Pfalz-Express

Die neueste Statistik verdeutlicht die Probleme bei der ärztlichen Versorgung im ländlichen Rheinland-Pfalz. Gerade auf dem Land fehlen ausgebildete Mediziner und Psychotherapeuten.

Rainer Sauerwein, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), weist darauf hin, dass der Wunsch, einen Hausarzt in der Nähe zu haben, vor allem in abgelegenen Regionen künftig nicht mehr erfüllt werden könne.

Nachwuchsmangel: In diesen Landkreisen ist er besonders akut

Nicht überall in Rheinland-Pfalz ist die Not gleich groß. Am kritischsten sieht es laut der aktuellsten Erhebung [1] in ländlichen Gebieten wie der Südwestpfalz aus, wo nur 90 Ärzte pro 100.000 Einwohner die Patienten betreuen. Ähnlich ist die Situation im Rhein-Pfalz-Kreis (106) sowie in Trier-Saarburg (111).

In den Städten Mainz, Koblenz, Trier, Ludwigshafen, Kaiserslautern und Pirmasens liegt die Anzahl an niedergelassenen Ärzten über dem bundesweiten Durchschnitt von 197 Ärzten pro 100.000 Einwohner. Am besten versorgt sind die Landauer mit 297,6 Medizinern je 100.000 Einwohner.

Schaut man sich die Dichte der Allgemeinmediziner an, schneiden die Städte jedoch nicht immer so gut ab. In Kaiserslautern gibt es zum Beispiel nur 61 Hausärzte pro 100.000 Einwohner. Dagegen ist die Lage in Koblenz mit 83 Hausärzten pro 100.000 Einwohner zufriedenstellend. Schlusslicht der Statistik ist der Eifelkreis Bitburg-Prüm (53).

Landarztquote in Rheinland-Pfalz – ein Ansatz gegen den Ärztemangel

Plätze für den Studiengang Humanmedizin stellen in Deutschland ein knappes Gut dar. Von den zirka 50.000 Bewerbern werden jedes Jahr nur rund 11.000 zum Studium zugelassen. Derzeit müssen selbst Einser-Abiturienten jahrelange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das soll sich nach dem Willen der Wissenschaftsminister der Länder bald ändern. Deshalb haben sie Ende 2018 beschlossen, ab 2020 sowohl zusätzliche Studienplätze als auch eine sogenannte Eignungsquote zu schaffen, die auch Kandidaten mit Erfahrung im Gesundheitswesen ein Medizinstudium ohne Abitur [2] ermöglicht. Dazu zählen Krankenschwestern, Pfleger und Rettungssanitäter.

Rheinland-Pfalz hat außerdem einen Sonderweg gewählt, um Studenten an einen der begehrten Plätze kommen zu lassen. Bis zu zehn Prozent davon sollten nach dem Willen der Landesregierung künftig für angehende Mediziner reserviert sein, die sich nach dem Studium dazu verpflichten, Hausarzt zu werden und in Gebieten zu arbeiten, die von Ärztemangel bedroht oder betroffen sind. Ein solches Modell wird bereits seit 2017 in Nordrhein-Westfalen praktiziert, während Bayern und Sachen-Anhalt derzeit ähnliche Gesetze erwägen.

Damit der Nachwuchs nach dem Studium seinen Vertrag mit dem Land erfüllt, sind bei Zuwiderhandlungen Geldstrafen bis zu 250.000 Euro vorgesehen. Und nicht überall stößt der Gesetzentwurf auf Zustimmung. Der Marburger Bund kritisiert, dass mit der Maßnahme keine zusätzlichen Ärzte ausgebildet werden. Zudem sollten die Nachwuchsmediziner seiner Meinung nach nicht nur den Arztpraxen, sondern auch den Krankenhäusern zugutekommen.

Kann die Telemedizin den Ärztemangel auf dem Land lindern?

Rund 16.100 Mediziner waren 2018 älter als 60. Das entspricht 30 Prozent aller niedergelassenen Ärzte. Bei den Hausärzten sind sogar 35 Prozent über 60 und acht Prozent über 65 Jahre alt. Da sie sich in den nächsten Jahren in den Ruhestand verabschieden, wird sich der Ärztemangel zusätzlich verschärfen. Die Anwerbung von ausländischen Ärzten reicht nicht aus, um den fehlenden Nachwuchs zu ersetzen, da sich gleichzeitig viele deutsche Jungmediziner nach dem Studium für das Ausland entscheiden. Kamen 2018 zirka 3.500 Ärzte aus der ganzen Welt nach Deutschland, wanderten im Gegenzug 1.941 ab. Die Schweiz, Österreich und die USA stellten die beliebtesten Ziele dar.

Im Kampf gegen den Mangel an Nachwuchs bietet die Telemedizin eine weitere attraktive Lösung, um die immer älter werdenden Menschen effizient zu versorgen. Neue Technologien machen es möglich, Patienten via Monitor zu überwachen oder mit Hilfe von speziellen Sensoren den Blutdruck aus der Ferne zu prüfen. Nach dem Willen von Gesundheitsminister Jens Spahn soll die Telemedizin ab 2020 durch digitale Rezepte [3] ergänzt und somit vereinfacht werden.

Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie in Rheinland-Pfalz, plant unter anderem zusammen mit Vertretern der Krankenkassen, der Ärzteschaft sowie der Patienten ein Pilotprojekt, um Telemedizinassistenten auszubilden. In Krankenhäusern und Pflegeheimen sollen somit Hausbesuche durchgeführt werden können, bei denen die Übermittlung der Gesundheitsdaten mit Hilfe der neuen Technik direkt an die Praxis erfolgt. Bei Bedarf soll der Patient außerdem die Möglichkeit haben, einen Videoanruf mit dem Arzt durchzuführen.

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