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2017 gestiegene Verbreitung von Hantavirus: Besonders in Waldesnähe schützen

Wer in der Nähe von Wald wohnt, sollte besonders vorsichtig sein. Foto: Pfalz-Express/Ahme [1]

Wer in der Nähe von Wald wohnt, sollte besonders vorsichtig sein.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Bad Dürkheim. Es beginnt wie eine gewöhnliche Grippe: starke Erkältungssymptome, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber.

Doch manchmal, gerade wenn man in Waldesnähe wohnt, kann es das Hantavirus sein. Je nach Virentyp kann das Virus verschiedene Krankheiten auslösen. Dazu zählen schwere Lungenerkrankungen (Pneumonie), akutes Nierenversagen (Nephrotisches Syndrom) oder hämorrhagische Fiebererkrankungen.

In Europa ist das Virus im Gegensatz zur asiatischen Variante in den allermeisten Fällen nicht lebensbedrohlich – doch sehr unangenehm.

Elf Fälle des Virus wurden im Jahr 2017 bereits an das Gesundheitsamt des Landkreises Bad Dürkheim gemeldet. Alle Patienten wohnten in der Nähe des Waldes, vor allem im Lambrechter Tal, aber auch in Bad Dürkheim.

Sie hatten schwere Grippesymptome, teilweise Erbrechen und Durchfall. In Einzelfällen kamen Nierenfunktionsstörungen hinzu. Der Landkreis Bad Dürkheim steht dabei nicht allein: Auch das Landesuntersuchungsamt spricht von einer „besonders starken Hantaviren-Saison“.

Seit Beginn der Meldepflicht 2001 wurden nur im Jahr 2012 mehr Fälle gemeldet als jetzt. „Das Virus gibt es bei uns schon immer, aber es bricht mal mehr, mal weniger stark aus“, erklärt Dr. Silke Basenach, Leiterin des Gesundheitsamts.

Erstmals aufgetreten ist es in den 1950er Jahren als im Korea-Krieg mehrere Soldaten nahe des Hantan-Flusses erkrankten – daher der Name. Es wird durch Nager übertragen, insbesondere die Rötelmaus. „Und wenn es einen milden Winter gab, findet sie viel zu fressen und vermehrt sich stärker.“ Dass ausgerechnet Menschen am Waldrand eher betroffen sind, liege schlicht daran, dass dort größere Mäusepopulationen lebten, die Menschen häufiger mit Holz heizten und sich öfter im Wald bewegten.

Denn um sich anzustecken braucht es keinen Nagerbiss: Das Virus überträgt sich vor allem durch aufgewirbelten Staub, der eingeatmet wird. Es steckt in Kot, Urin und Speichel der Tiere und überlebt mehrere Tage an der Luft.

Wer also häufig dort zu tun hat, wo sich Mäuse aufhalten – zum Beispiel bei der Gartenarbeit, beim Aufräumen in Keller, Garage und Schuppen, beim Umschichten von Brennholz – der hat ein höheres Risiko zu erkranken.

Gegen eine Ansteckung hilft, eine geeignete dichtschließende FPP3-Atemschutzmaske zu tragen, Mäusedreck nicht aufzusaugen, da über die Abluft das Virus übertragen werden kann, sondern betroffene Flächen vor der Reinigung zu befeuchten, die Räume gut zu lüften und nach der Arbeit die Hände gründlich zu waschen.

„Generell sollte man möglichst wenig Staub aufwirbeln, daher hilft das Befeuchten. Und den Mäusen das Leben schwermachen, damit sie sich gar nicht erst ansiedeln“, empfiehlt Basenach. Also keine Essensreste auf den Kompost werfen, keinen Müll rumstehen lassen, Tierfutter fest verschließen und keinen Unterschlupf, zum Beispiel durch Sperrmüll, bieten.

Wer Fallen aufstellt, der sollte die toten Tiere mit Handschuhen anfassen und in einer verschlossenen Plastiktüte entsorgen.

Zwischen Ansteckung und Krankheit liegen meist zwei bis vier Wochen, generell reicht die Spanne von fünf bis 60 Tagen.

Doch nicht jeder muss einen schweren Verlauf durchmachen: Die Infektion kann auch unbemerkt verlaufen. Von Mensch zu Mensch ist die Krankheit nicht übertragbar.

Nierenversagen ist ein Risiko, doch Todesfälle sind in Deutschland absolute Einzelfälle. „Es kommt auf den Virustyp an, in Deutschland ist der Verlauf meist weniger dramatisch, die Krankheit heilt vollständig aus und führt zu langer Immunität.

Dennoch möchte man sich nicht anstecken“, sagt Basenach. Bei Verdacht sollte man sich an einen Arzt oder das Gesundheitsamt wenden. Jedem gemeldeten Fall geht das Amt nach, ein Mitarbeiter setzt sich mit den Patienten in Verbindung und stellt Fragen zur möglichen Ansteckungszeit und -ort, zu Alter und Wohnort, fragt nach den Symptomen.

Dann wird anonymisiert das Landesuntersuchungsamt in Landau informiert, dieses gibt die Daten an das Robert-Koch-Institut. (red)

Info:
www.rki.de – Infektionskrankheiten A-Z – Hantavirus-Infektionen [2]

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