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19 Schulen zeigen Flagge: Projekt „Schule ohne Rassismus“ an der IGS Kandel

 

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Der Zeitstrahl veranschaulicht die Entstehung des Nationalsozialismus. Mit viel Arbeit wurden sogar Originaldokumente zusammengetragen.
Fotos: Licht

Kandel – Aktiv gegen Rassismus und Ausgrenzung vorgehen: Unter dem Motto „Gemeinsam aktiv für Toleranz und Respekt“ fand am 25. Juni in der Integrierten Gesamtschule (IGS) Kandel ein regionales Netzwerktreffen der rheinland-pfälzischen Schulen im Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ statt.

Erfahrungsaustausch und Information über neueste Entwicklungen und Aktivitäten konnten die 150 Teilnehmer aus 19 Schulen der Süd- und Südwestpfalz erleben. Organisiert und betreut wurde das Projekt vom Netzwerk für Demokratie und Courage und von Dr. Una Patzke und Fabian Müller von der Landeszentrale für politische Bildung.

„Es werden immer mehr“

Una Patzke selbst ist beeindruckt vom Engagement der Jugendlichen: „Das Projekt gibt es seit 1999 weltweit. Im Jahr 2008 hatten wir in Rheinland-Pfalz elf Schulen, die mitgemacht haben. Jetzt, fünf Jahre später, sind es bereits 51.“ Dabei werden die Schüler nicht in diese Richtung geschoben – alles ist freiwillig. „Die jungen Leute kommen auf uns zu und fragen selbst an. Damit übernehmen sie Verantwortung“, lobte Patzke. „Und es werden immer mehr.“ Momentan können noch nicht alle Anfragen umgesetzt werden – sehr zum Bedauern von Una Patzke.

In Workshops lernen und selbst erfahren

Auf dem Programm standen Workshops zu den Themen „ Alle Tage wieder…! – Präventionsprojekt gegen Mobbing“, „Was Barbie und Superman uns vorgeben“, „Tatort Rheinland-Pfalz mit Führung durch eine Bilderausstellung. „Und jetzt? Vorbeugen und Handeln bei digitaler Gewalt im Netz“, „Bist Du schwul oder was? Ein Workshop zum Perspektivwechsel“, „Braune Ökos? Rechte Tendenzen im Umweltschutz-Milieu“, „TanzMedia Projekt „Blaudes“: Tanzen und Filmen gegen Rassismus und das Vergessen“ und vieles mehr. Zudem stellten die Schulen ihre aktuellen Aktivitäten vor.

AG gegen Extremismen – Zeitstrahl verdeutlicht Geschichte

Die IGS nimmt eine Vorreiterrolle ein: Dort gibt es seit längerer Zeit die „AG gegen Rechts“. Seit neuestem heißt sie „AG gegen Extremismen“. Die Mitglieder sind aktiv bei Aufklärung und Dialog, stemmen sich gegen Intoleranz und Totalitarismus. Johannes Braun, AG-Mitglied und stellvertretender Schulsprecher, präsentierte den Zeitstrahl, den die Schüler in einem Flur an die Wand geheftet haben: Ein eindringliches Dokument über die Entstehung des Nationalsozialismus. Originaldokumente, Zeitungsausschnitte und Recherchiertes ergeben einen kompakten Überblick.

„Um die Entstehung des Nationalsozialismus zu verstehen, muss man die Geschehnisse im Kaiserreich und in der Weimarer Republik kennen“, erläuterte Johannes Braun.

Was ist Mobbing eigentlich genau?

Im Mobbing-Workshop wurde unter die Lupe genommen, was genau Mobbing ist: Ausgrenzung und Diffamierung müssen über einen längeren Zeitraum passieren, lernten die Schüler als Definition. Drei Komponenten sind nötig: Täter, Opfer und Mitläufer. „Die Täter fühlen sich stark, sie haben die Macht“, erklärte der Workshop-Leiter. In Rollenspielen konnten die Schüler am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, gemobbt zu werden.

Homosexualität wird in vielen Ländern noch immer bestraft

Im Workshop „Bist Du schwul oder was?“ kam Erstaunliches zu Tage: Noch immer sind in 76 Ländern der Erde homosexuelle Handlungen unter Strafe gestellt. In 12 Ländern wird dafür sogar die Todesstrafe vollstreckt – in ebenso vielen dürfen gleichgeschlechtliche Paare heiraten.

Bewegen und Spüren

Auch für die Lehrer gab es einen Workshop: Bei „Blaudes“: Tanzen und Filmen gegen Rassismus und das Vergessen“ bekamen die Pädagogen Aufgaben, beispielsweise sich gegen eine Gruppe zu stellen. Andere hielten das Geschehen mit der Kamera fest. „Eine unglaubliche Erfahrung“ sei es gewesen, sagte ein Teilnehmer. „Ich habe das Gefühl von Macht und Ausgrenzung gespürt.“

Am späten Nachmittag verabschiedeten sich alle Beteiligten – und nahmen neue Erkenntnisse auf rationaler und emotionaler Ebene mit nach Hause. (cli)

 

 

 

 

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