Freitag, 19. April 2024

Zwei Abende fürs Herz mit Martin Erhard

11. November 2013 | Kategorie: Regional

Gut drauf: Sänger Martin Erhardt
Foto: v. privat

Rheinzabern – Halten es manche für chic, gerade ihre „Novemberdepression“ zu pflegen, so hat dieser Monat durchaus seine Reize, man muss nur etwas machen: Martin Erhard ist so ein Motivator und Macher, der zweimal mit Können und Ausstrahlung sein Publikum zu stehendem Beifall herausfordert.

Kleines Kulturzentrum Rheinzabern am letzten Wochenende: Die Volkshochschule veranstaltet mit Unterstützung der THÜGA-Energienetze GmbH zwei Liederabende. Können sich die Gäste daheim mit Erdgas erwärmen, so versetzt sie hier Martin Erhard sogar in echte Urlaubsstimmung. Lustige und leidenschaftliche, charmante und freche, humorvolle und herzerweichende Texte und Melodien lassen die Leute in Nostalgie schwelgen, versetzen sie aber auch in Reiselust, denn der Süden steht zumeist im Mittelpunkt.

Schlager, Operettenlieder und Arien wechseln sich ab, wobei manches klassische Stück längst zum Hit geworden ist. Witz und Schalk sind Martin Erhard ebenso eigen wie eine gute Stimme, hervorragende Musikalität und theatererfahrene Inszenierkunst. Er könnte sowohl im Kabarett und Kaffehaus als auch im Musical oder der Oper auftreten.

Unvermittelt steht er mit „Grüß Euch Gott alle miteinander…“ aus dem Vogelhändler mitten im Publikum. Die reizenden Waden von „Fräulein Helen…“ geben Einblick in die Zeit bürgerlicher Fantasien, als sich die Weiblichkeit noch puritanisch keusch bedeckte. Angesichts des Konzertdatums ist nicht beiläufig zu erwähnen, dass der Textautor des Liedes, Fritz Grünbaum, im KZ Dachau umkam.

Stramme Waden braucht auch der „Wandergesell“ aus Künneckes Operette „Der Vetter aus Dingsda“ und befriedigt das Herz-Schmerz-Bedürfnis und Wandervogelalter. Und über „Das Weiße Rößl am Wolfgangsee“ führt uns Martin Erhard ins Land, wo die Zitronen blühen. „Torna a Surriento – Komm zurück nach Sorrent“, ist ein ergreifendes neapolitanisches Volkslied, ein Muss für jeden Opernsänger.

Unweit Italiens liegt Afrika, wo Martin Erhard zunächst geplagten Ehemännern einen nicht ernst zu meinenden Tipp gibt, wie sie in der Sahara ihre „Gesponsen“ loswerden könnten. Befreit von ihrer „Klara“ könnten sie dann in Ruhe „Le stelle – Die Sterne“ beobachten, respective Giaccomo Puccinis Arie „E lucevan le stelle…“ aus Tosca lauschen.

Noch in der Wüste schließt sich ein frivoles Abenteuer „In der Bar zum Krokodil“ an, wo es die Pharaonen allzu bunt treiben – ein Salonhit von den Comedian Harmonists bis zu Max Rabe. Einen Hauch von Orient verströmt das maurische Granada auch heute noch, wenn auch das voller Inbrunst gesungene Lied auf die Perle von Al Andalus -Andalusien aus der Feder des mexikanischen Komponisten Agustin Lara stammt.

Mit einer Mattinata von Leoncavallo beginnt der zweite Teil des Konzerts. Mehr zu den leichten Liedern zählen da „Ohne Krimi geht die Mimi…“ – Bill Ramsey singt es in der gleichnamigen Verwechslungskomödie – oder das berühmte Lied vom schönen „Sigismund“ aus Ralf Benatzkys „Weißem Rößl“ .

Zurück zu la vera Italia, zum echten Italien. Schwer ans Herz gehen das berühmte „Nessun dorma!- Keiner schlafe!“ aus Puccinis Oper Turandot. Italienisch auch „Mamma“, zwar einst von Heintje zum deutschen Gassenhauer gemacht, doch bereits vor dem Krieg für den Tenor Benjamino Gigli geschrieben und damals schon zum Hit geworden.

Wundert sich angesichts dieses Tremolos noch jemand über „Hotel Mamma“? Nicht weniger packend dann „Dein ist mein ganzes Herz“ aus „Das Land des Lächelns“.

Den krönenden Abschluss bilden dann Zugaben aus bella Italia: „Funiculi, Funicula“, das Lied auf eine alte Seilbahn zum Vesuv, wird gar im Wechselgesang mit dem Publikum geschmettert. Danach nochmals Tosca.

Stehender Beifall forderte schließlich das „Sahnehäubchen des Abends“ ein: „ Oh sole mio“, eines der berühmtesten Lieder der Welt – aus Neapel. Wer jetzt noch vom Wetter redet, dem ist nicht zu helfen. Italia, der Traum vom Süden, ist unmittelbar zu erleben.

Eine Facette an Kunst, die sich im Kleinen Kulturzentrum – im engen Kontakt von Künstler und Publikum – bestens wiedergeben und erleben lässt. Wer nicht kommen konnte, hat etwas versäumt. Die Gäste indes dürften noch eine zeitlang von den Impressionen zehren. Und mit der Veranstaltung hat die Volkshochschule Kunst, Kultur und Erwachsenenbildung ideal verbunden. (Gerhard Beil)

 

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