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Wörth: Offener Brief von Steffen Weiß (Aktionsbündnis zweite Rheinbrücke) an BUND-Vorsitzenden Weiger: „Wasser predigen – und selbst Wein saufen“

Steffen Weiß, Vorsitzender Aktionsbündnis Zweite Rheinbrücke. [1]

Steffen Weiß, Vorsitzender Aktionsbündnis Zweite Rheinbrücke.

Wörth – Der Vorsitzende des Aktionsbündnisses Zweite Rheinbrücke (Wörth-Karlsruhe), Steffen Weiß, hat einen offenen Brief an den Bundesvorsitzenden des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V.), Hubert Weiger, geschrieben.

Darin geht es um das laut Weiß „fragwürdige Anreiseverhalten“ zur Klimaschutzdemo in Bonn am 4. November – insbesondere in Verbindung mit dem Verlautbarungen lokaler BUND-Protagonisten in der Südpfalz und Karlsruhe. „Wasser predigen – und selbst Wein saufen“ wirft Weiß den Verantwortlichen vor.

Das Schreiben im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Weiger,

Sie rufen als Bundesvorsitzender des BUND – neben vielen anderen – aktiv zur Klimademo am 4.11., 12.00 Uhr, in Bonn, auf dem Münsterplatz auf. (https://www.klima-kohle-demo.de/aufruf/ [2])

Der Ort ist sicher nicht nur deswegen gut gewählt, weil dort in der Folgezeit die 23. Klimakonferenz stattfindet, sondern auch in Bonn selbst ist der nur 250 Meter vom Hauptbahnhof gelegene Platz optimal. Demo-Teilnehmer könn(t)en hervorragend mit der Bahn anreisen, Bonn ist sehr gut mit Fern- und Nahverkehrszügen zu erreichen.

Ein Lob hierfür an die grundsätzliche Organisation der Veranstaltung.

Die Umsetzung durch nachgeordnete Verbände, auch von BUND-Orts- und Regionalgruppen, konterkariert diese Demo dann aber, und nicht nur im Einzelfall – auch wenn ich den Einzelfall „BUND Südpfalz“ im Folgenden etwas näher beleuchten möchte.

Bei der zur Demo verlinkten „Mitfahrzentrale“ https://www.klima-kohle-demo.de/anreise/mfz/#/events/1/destinations/1/offers [3] finden sich zwar auch sieben „Puristen“, die zum Mitradeln einladen. 13 Angebote bestehen, mit der Bahn anzureisen.

Knapp 40 Angebote mit Bus, Kleinbus, Auto anzureisen, gibt es aber.

Der BUND Hessen startet z.B. in Frankfurt am Hauptbahnhof, der BUND Südpfalz in Landau am Hauptbahnhof. Allerdings findet die Fahrt mit dem Bus bzw. Kleinbus statt!! Die Bahnanbindung von Frankfurt Hbf zum Hbf Bonn ist herausragend.

Von Landau in der Pfalz kann man mit dem RLP-Ticket mit Nahverkehrszügen für 8,80 € (RLP-Ticket 24€ plus je 5 € für bis zu vier Mitfahrer) pro Person nachhaltiger und günstiger nach Bonn fahren – ja, das RLP-Ticket gilt explizit bis Bonn/NRW!

Der BUND Südpfalz mietet Kleinbusse (Diesel), um für 20 € pro Person nach Bonn zu fahren. Abfahrt 9 Uhr. Bis 12 Uhr in Bonn zu sein erfordert eine eher sportliche als ökoeffiziente Fahrweise.

Die Vorsitzende des BUND Südpfalz, Karin Marsiske, tritt in der lokalen/regionalen Diskussion um den Bau der 2. Rheinbrücke zwischen Wörth und Karlsruhe – genau wie die Karlsruher Kollegen vom BUND Mittlerer Oberrhein – als „Moralapostel“ auf, möchte den betroffenen Pendlern die ÖPNV-Nutzung am liebsten vorschreiben.

Von der zeitlich und kostenseitig perfekten Verkehrsanbindung des Bonner Münsterplatzes können Berufspendler aus der Südpfalz, die in Karlsruhe in Gewerbe- und Industriegebieten arbeiten, im Schichtdienst, in Krankenhäusern, deren ÖPNV-Anbindung am Besucherbedarf ausgerichtet ist, die auf dem Arbeitsweg Kinder zur Kita bringen oder abholen, Werkzeug mitnehmen müssen etc.

Am 4.11. von Landau nach Bonn mit dem Kleinbus zu fahren ist NICHT günstiger, NICHT nachhaltiger, NICHT besser. Es ist schlicht nur bequemer. Ihre Demoteilnehmer können am Samstag etwas länger schlafen, müssen nicht umsteigen.

Würden die BUND-Leute aus Landau mit der Bahn anreisen, könnten sie individuell sogar Geld sparen, nicht nur CO2.
In beigefügter Darstellung ergibt sich bei der Kleinbusfahrt ein „Gewinn“ von 42,20 € aus 160 € (Kostenbeiträge von 8 Teilnehmern für einen vollen Kleinbus), immerhin etwas über 26 %!

Eine Bahnstation weiter, in Neustadt an der Weinstraße, haben es die Grünen doch auch mit dem Bahnangebot hinbekommen.

Selten passt der Spruch „Wasser predigen, und selbst Wein saufen“ so treffend wie hier.

Der „CO²-Footprint“ dieser „Klimademo“ ist eine Blamage für Ihre Organisation. Angehängt ein paar Fakten zur Demo-Anreise alleine der Truppe aus Landau. Das Fahrzeug aus dem Carsharing-Angebot, die Kosten, der CO2-Ausstoß.

Natürlich ist mir klar, dass das Nahverkehrsangebot der Bahn in der Regel mit Dieselloks gefahren wird. Ich warte nur darauf, dass Sie mir die gewählte Anreiseart des BUND Südpfalz als die „ökologisch sinnvollste“ schönrechnen.

Da ich ohnehin gerade dabei bin, den Status beteiligter Landesverbände an der geplanten Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss zur 2. Rheinbrücke Karlsruhe hinsichtlich „Naturschutzvereinigung“ und „Steuerbegünstigung“ zu prüfen bzw. prüfen zu lassen (Landesämter für Umweltschutz, mit dem Umweltbundesamt bin ich bereits im Dialog, Finanzbehörden), wird mir hier ein weiteres Mosaiksteinchen geliefert.

Gegen den Planfeststellungsbeschluss gehen Ihre örtlichen Fußtruppen u.a. mit dem Vorschlag einer „Ersatzbrücke“ an Stelle der bestehenden sanierungsbedürftigen Brücke vor und behaupten, eine Prüfung dieser Alternative habe nicht stattgefunden. Selbst als Laie lese ich in der Variantenprüfung sowie dem Planfeststellungsbeschluss, dass dies

  • 1. geprüft wurde,
  • 2. bautechnisch nicht möglich ist, eine „Brücke zwischen die Brücken“ (Straßen- und Bahnbrücke) zu bauen, da die Fundamente nur rund 9m entfernt liegen.
  • 3. die Deutsche Bahn Arbeiten am oder in unmittelbarer Nähe des Fundamentes des Strompfeilers der einzigen Bahnbrücke über den Rhein weit und breit ablehnt.
  • 4. Ein – selbst als temporäres Bauwerk zum späteren Verschieben – Vorhaben, das südlich der heutigen Straßenbrücke Eingriffe bedeutet, in jedem Fall ein Naturschutzgebiet („NSG Burgau / Knielinger See“) beeinträchtigen wird, während im Planfeststellungsbeschluss keine Gebiete mit Schutzstatus betroffen sind.

Und in Punkt 4 verstoßen die Herren gegen die Satzung des BUND, die Voraussetzung für die Anerkennung als Naturschutzvereinigung ist. Das gilt es zu ändern. Entweder den Status des BUND, die Satzung oder diese krude Vorgehensweise.

Da im Übrigen mit unwahren Behauptungen (es würde nur eine Brücke bis zur Flußmitte gebaut, obwohl jeder klar denkende Mensch weiß, dass es zwei nach Bundesländern getrennte Verfahren sind) und Angstmacherei vor Ort („Einstige in die Nordtangente Karlsruhe“ – obwohl die im aktuellen BVWP 2030 gar nicht mehr enthalten ist) Spenden gesammelt werden, lasse ich auch gleich diese fragwürdige Spendensammelpraxis von den örtlichen Behörden überprüfen.

Gegen steuerliche Begünstigungen von Spenden zur Finanzierung einer Klage, die den Interessen des Naturschutzes zuwiderläuft (unter Punkt 4 erläutert) habe ich bereits beim zuständigen Finanzamt interveniert.

Mit freundlichen Grüßen

Steffen Weiß
Vorsitzender „Aktionsbündnis Zweite Rheinbrücke (Wörth-Karlsruhe)“

 

 

Grafik: Steffen Weiß [4]

Grafik: Steffen Weiß

 

Bild über Steffen Weiß [5]

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Bild über Steffen Weiß

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