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Wende im Fall Kuwalewsky: Alle vier Kinder dürfen zuhause bleiben

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Andrea Kuwalewsky und ihre vier Kinder sind wieder vereint.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Lambrecht/Klingenmünster – Der Fall Maximilian Kuwalewsky (wir berichteten) ist längst zu einem Fall „Familie Kuwalewsky“ geworden. Nun scheint für Mutter Andrea und die vier Kinder ein glücklicher Ausgang in Sicht.

 Die Kinder waren nach der Scheidung der Eltern auf amtliche Anordnung in einem Kinderheim in Silz untergebracht worden. Maximilian (12) war im Juni während eines Besuchs bei seiner Mutter weggelaufen, weil er nicht wieder ins Heim zurück wollte.

Nachdem seitens des Jugendamts zugesichert wurde, dass Maximilian bei seiner Mutter bleiben dürfe, sollten die anderen drei Geschwister jedoch schon am 21. August in ein 300 Kilometer entferntes Kinderheim in Kassel (Hessen) verlegt werden.

Benjamin (10), Johanna (9) und Tillmann (6) erfuhren erst bei einem Umgangstermin mit ihrer Mutter und Mitarbeitern des Jugendamts Kreis Bad Dürkheim auf der Burg Landeck in Klingenmünster am 20. August davon – und weigerten sich, mit den Begleitpersonen zurück ins Kinder- und Jugenddorf in Silz zu fahren.

Die beiden Umgangsbegleiterinnen des Jugendamts riefen die Polizei. Die Beamten der Polizeiinspektion Bad Bergzabern durften oder wollten jedoch keine Gewalt anwenden, um die Kinder wieder ins Auto zu setzen.

Im Burghof hatten sich derweil zahlreiche Unterstützer von Andrea Kuwalewsky eingefunden, darunter auch Vertreter der Piratenpartei Landau  und Petra Litzenburger, 1. Vorsitzende der „Elterninitiative gegen Mobbing und Gewalt an Schulen (EMGS) e. V.“.

Litzenburger begleitet die Familie seit einiger Zeit, da Andrea Kuwalewsky dem Heim Misshandlungen sowie fahrlässiges und nachlässiges Verhalten gegenüber ihren Kindern vorwirft. Das Heim hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Dennoch soll gegen zwei Mitarbeiter Strafanzeige gestellt worden sein.

„Ich wollte nur zu meiner Mutter“

Maximilian selbst erklärte gegenüber dem Pfalz-Express, dass die meisten Mitarbeiter dort „eigentlich schon ganz in Ordnung“ seien. Diese beiden jedoch seien „schlimm“ gewesen. „Einer hat mich einmal mit der Faust so auf den Oberarm geschlagen, dass ein riesiger Bluterguss entstanden ist“, erzählte der Zwölfjährige.

Eine Mitarbeiterin habe ihn mit der flachen Hand heftig ins Genick geschlagen, so dass ihm schwindelig geworden sei.

Auch sonst habe er sich unglücklich gefühlt: „Ich wollte einfach nur zu meiner Mutter. Als ich sie anrufen wollte, um zu hören, wie es ihr geht, hat man mir das nicht erlaubt.“ Auch der einzige Spaßfaktor im Heim, eine Wippe im Garten, habe man ihm dort verboten.

„Gutachten ignoriert“

Die Unterstützergruppe indes ist sauer auf das Jugendamt. Die Mitarbeiter hinterfragten nichts, würden rein nach Aktenlage an einmal getroffenen Entscheidungen festhalten und eventuelle Fehlentscheidungen nicht eingestehen. Auch das psychiatrische Gegengutachten über Andrea Kuwalewsky habe man stringent ignoriert.

In einem Schreiben, das dem Pfalz-Express vorliegt, bescheinigt der Psychiater und Neurologe Dr. Friedrich Weinberger nach dreimaligem Begutachten Andrea Kuwalewsky „seelische Stabilität und damit Erziehungsfähigkeit für ihre vier Kinder“. Er warnt eindringlich davor, die Kinder von der Mutter zu entfernen.

Dies wäre ein „Akt seelischer Grausamkeit“, dem jegliche Grundlage fehle und nur zu seelischen Schäden der Kinder führen könne, so der Mediziner.

Am Ende gab das Jugendamt nach: Alle vier Geschwister dürfen vorerst bei ihrer Mutter in Lambrecht bleiben. Nach diesem Beschluss brachen alle Fünf in Tränen aus – Glückstränen selbstredend. Andrea Kuwalewsky hätte ihre Kinder sowieso nicht mehr hergegeben: „Und wenn wir uns hier mit Schlafsäcken hier verbarrikadiert hätten: Ich lasse meine Kinder nicht im Stich“, sagte sie.

Der richterliche Beschluss steht jedoch noch aus. (cli)

Weitere Berichterstattung folgt.

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