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Weihnachtscircus verlängert bis 10. Januar: Circusdirektor Bossert: „So ein gutes Team hatte ich noch nie“

Fühlen sich wohl beim Landauer Weihnachtscircus (v.l.): Lauria Vatan, Jerome Varnier, Jesahel Pirlo, Rogerio Goncalves und Nathalie Fröchte. Foto: Pfalz-Express/Ahme [1]

Fühlen sich wohl beim Landauer Weihnachtscircus (v.l.): Lauria Vatan, Jerome Varnier, Jesahel Pirlo, Rogerio Goncalves und Nathalie Fröchte.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Gute Nachricht für alle Circus-Fans: Der Landauer Weihnachtscircus verlängert bis zum 10. Januar. Die Artisten freut es, denn dieses Jahr hat sich eine ganz besondere Truppe zusammen gefunden und auch Jakel Bossert ist begeistert: „Ein solch gutes Team hatte ich noch nie“ schwärmt der Circusdirektor aus Leidenschaft.

Bei einem Pressegespräch in einem der 40 historischen Wagen wird auch klar, warum. Tempo-Jongleuer Rogerio Goncalves, Jesahel Pirlo, die biegsame Kontorsionskünstlerin, Laurie Vatan und Jerome Varnier, Schwung-Trapez und Strapaten, Nathalie Fröchte, Antipodenspiele und Pierre Bauer (Luftakrobat am schwankenden Mast) erzählen stellvertretend für alle weiteren Artisten aus ihrem Artistenleben.

Man merkt, dass sich alle gut verstehen und Freunde geworden sind. Das Landauer Publikum sei hervorragend, da sind sich alle einig- mit ein Grund, warum die Entscheidung zu verlängern, einstimmig getroffen wurde. Überhaupt treten die Artisten gerne in Deutschland auf. „Das deutsche Publikum weiß deine Arbeit zu schätzen“, so Rogerio.

Artisten haben generell ein feines Gespür dafür, ob die Atmosphäre gut ist, das Publikum „mitgeht“ und somit auch der Abend gelingt. Und auch die Vorstellungen (in Landau gibt es pro Tag zwei, nämlich um 15 und 19 Uhr), könnten oft unterschiedlicher gar nicht sein. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, übersetzt Rogerio und spricht damit das aus, was alle über das Landau-Gastspiel denken.

Nach den Auftritten sitzt die internationale Truppe gerne zusammen. Die meisten sprechen mehrere Sprachen und so übersetzt auch Rogerio Goncalves gerne die Antworten seiner Kollegen ins Deutsche.
Die meisten beginnen im zarten Kindesalter, so auch Jesahel Pirlo, die mit 3(!) Jahren schon begonnen hat und aus einer Cicusfamilie stammt. Schlangengleich verbiegt die Italienerin ihren Körper. Keine Besonderheiten an der Wirbelsäule, wie man vermuten könnte, befähigen sie dazu.

Es ist Konzentration und eine Art Meditation oder Yoga, wie sie sagt, wenn sie sich in einem spektakulären Schlusstrick in einen Glasbehälter regelrecht „zusammenfaltet“. Platzangst darf es da nicht geben; ein Muss ist absolute Körperbeherrschung.

Und die kommt nicht von ungefähr, sondern von stetem Training. Vor jeder Vorstellung wird noch einmal eine Stunde trainiert, was auch die anderen Artisten unterstreichen.

Im Europa Park Rust tritt Jesahel Pirlo übrigens mit ihrem Mann zusammen auf und zeigt dort eine sogenannte „Quick Change“-Nummer, in der in rasender Geschwindigkeit Kleider gewechselt werden.

Tempo ist auch sein Leben: Rogerio Goncalves jongliert in atemberaubender Geschwindigkeit, was zu seinem überschäumenden Temperament passt. „Ich brauche ein scharfes Auge“, sagt er. Dabei erscheint es, als ob die beiden Tennisschläger in der Luft stünden. Und wenn der Boomerang durchs Manegenrund fliegt, zieht man unwillkürlich den Kopf ein. Aber Goncalves weiß, was er macht. Ob er gewissermaßen auch der Sprecher der Artisten ist? „Nein, es gibt keinen Sprecher, hier sind alle gleichberechtigt“, so seine Auskunft.

Laurie Vatan tut mir heute ein wenig leid. Krank sitzt sie in der Ecke. Die Arme hat 40 Grad Fieber und möchte sich vor der nächsten Vorstellung ausruhen. Mit Grippe ist nicht zu spaßen, doch die Artisten und natürlich auch Laurie, lassen keine Vorstellung platzen, das ist Ehrensache.

Zum ersten Mal ist die 25-Jährige in einem deutschen Circus. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, erzählt sie. Nach einigen wenigen Semestern hat sie diesen Traum begraben und folgte statt dessen ihrer Neigung für den Circus, für den sie sich schon mit 14 Jahren begeisterte. Und warum das Trapez? „Das bedeutet für mich Freiheit, ganz einfach“.

Aus Frankreich kommt auch Jerome Varnier. Jerome ist ebenfalls zum ersten Mal in einem deutschen Circus. Der gut gebaute Jerome lässt Frauenherzen höher schlagen, wenn er sich an den Strapaten in die Höhen des Zirkuszeltes schwingt. Aber der Luftakrobatik ist kein Luftikus, sondern gehört privat zu Laurie.

Jerome ist in der Manege technisch und künstlerisch sehr beeindruckend – privat ist er eher, so scheint es, zurückhaltender. Aber auch er schwärmt in den höchsten Tönen vom Landauer Publikum und der fabelhaften Atmosphäre hier.

Die Halb-Dänin Nathalie Fröchte wird demnächst 18, geht in Dänemark in die Schule und wird dort auch nächstes Jahr ihr Abi machen. In ihren Adern fließt reinstes Artistenblut. Die Kindheit verbrachte sie im berühmten Nationalcircus Dannebrog ihres Großvaters. „Verwandtschaftliche Beziehungen gibt es auch zum deutschen Circus Althoff“, erzählt das grazile Mädchen.

Die Nachwuchsartistin hat sich für Antipoden entschieden. Sie jongliert, wirbelt Teppiche durch die Luft – man sieht, wie viel Spaß ihr das macht. Ob sie sich vorstellen kann, den großväterlichen Circus irgendwann zu übernehmen? Na, wer weiß!

Etwas später, deshalb nicht mit auf unserem Foto, kommt Pierre Bauer zum Gespräch.
Pierre Bauer vertritt die 7. Generation der Artistenfamilie Bauer-Nock aus der Schweiz. Schon seine Vorfahren zeigten waghalsige Vorführungen an den schwankenden Masten, die früher aus Bambus oder Fichten bestanden.

„Jetzt benutzen wir einen Mast aus Flugzeug-Aluminium“, erklärt er. Die Nummer ist spektakulär und sorgt für viele Ah und Ohs im Publikum. In zehn Metern Höhe zeigt Bauer sogenannte Equilibristik in Vollendung. Normalerweise sei der Mast auch bis 40 oder 50 Meter hoch, dann nämlich, wenn im Freien gearbeitet wird.

Handybilder in Zürich aufgenommen, zeigen, wie Bauer zwischen zwei Kirchen „spaziert“ oder in luftiger Höhe mit dem Motorrad schwebt. Anregungen für weitere Vorführungen mit Nervenkitzel nimmt Pierre Bauer gerne entgegen. Ansonsten zeigt er seine Kunst noch ein paar Tage im Weihnachtscircus.

Dessen Direktor Jakel Bossert steht die Begeisterung über das erfolgreiche Gastspiel im Gesicht geschrieben. „Ich fühle mich eigentlich schon als Landauer“. Und aus diesem Grund würde er sehr gerne in Landau oder Stadtdörfern cirka 3000 Quadratmeter Fläche erwerben oder pachten.

Hier könnten die historischen Circuswagen stehen, Zelte gelagert werden. Einfach um im Eventbereich ein Standbein im Bereich Landau zu haben, ist das Motiv. Eine Halle sei dazu nicht erforderlich, betont Bossert, der gerne Angebote entgegen nimmt (www.bossert-zelte.jimdo.com)

Lesen Sie auch dazu: http://www.pfalz-express.de/landauer-weihnachtscircus-bis-zum-10-januar-verlaengert-manege-frei-fuer-beste-unterhaltung/ [2]

und http://www.pfalz-express.de/pfalz-express-aktion-schaeferstuendchen-bauer-sucht-frau-star-schaefer-heinrich-wartet-im-weihnachtscircus-auf-nette-damen/ [3]

sowie http://www.pfalz-express.de/landauer-weihnachtscircus-macht-station-im-koe1-curryrant/ [4]

(desa)

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