Was hat Paypal mit dem US Wahlkampf zu tun?

16. August 2016 | Kategorie: Panorama
Donald Trump als Präsident: Diese Vorstellung jagt so manchem Angst ein. Foto: dts nachrichtenagentur

Donald Trump als Präsident: Diese Vorstellung jagt so manchem Angst ein.
Foto: dts nachrichtenagentur

Der Investor Peter Thiel sorgte in den USA jüngst für Schlagzeilen, indem er öffentlich als Unterstützer für Donald Trump auftrat.

Der Deutsch-Amerikaner ist gemeinsam mit Max Levchin und Elon Musk Gründer des Online-Bezahlunternehmens Paypal. Als Geschäftsführer gelang ihm der Durchbruch, als Paypal eine sichere, vertrauenswürdige und schnelle Alternative für Online-Casinos wurde.

Die Liste von Online Casinos, die PayPal anbieten, ist heute noch immer lang und brachte Thiel, der das Unternehmen 2002 an Ebay verkaufte, Millionen ein.

Noch immer zählen Levchin, Musk und Thiel zu einer Generation von innovativen und intellektuellen Investoren, die nicht nur visionäre Vorstellungen von der Zukunft haben, sondern sie auch umsetzen. Doch auch wenn man sich über Thiels Privatleben und seine Anschauungen informiert (Thiel ist ein bekennender Schwuler und ein Libertärer), kommt man nicht auf die Idee, weshalb er ein Anhänger Trumps sein könnte.

Zwar ist Trump, anders als Hillary Clinton, ein langjähriger Befürworter des Ausbaus von LGBT-Rechten, doch in fast allen politischen Fragen, sei es das Militär, die Exekutive, Geheimdienste und das Großthema Globalisierung, steht Trump für die fast grenzenlose Ausübung von Staatsgewalt – und ist damit alles andere als libertär.

Wieso unterstützt ein Freidenker wie Thiel Trump?

Antwort auf die Frage, weshalb er dennoch ein Unterstützer Trumps ist, könnte ein Essay von Thiel aus dem Jahre 2009 liefern.

In diesem Jahr war die Finanzkrise das Thema, das die öffentliche Debatte beherrschte. Thiel zeigte sich frustriert über die Finanz- und Wirtschaftspolitik aus Washington, die lediglich in einer Kombination aus mehr Regulierung an den Märkten und quantitativer Vermehrung des Geldes durch die Zentralbank läge und damit die Ursachen der Krise nicht nur verfehle, sondern verschärfe.

Zwar entspricht Trumps Wirtschaftspolitik mit Sicherheit auch nicht den Vorstellungen eines klassisch-liberal oder gar eines libertär denkenden Menschens, aber als Investor dürfte Trump nur allzu gut wissen, was Regulationen und billiges Geld für die Wirtschaft und damit auch für technische Innovationen bedeuten.

Wahrscheinlich ist Thiels Bekenntnis zu Trump daher weniger als ein aufrichtiges Bekenntnis zu verstehen und mehr als ein Einsatz für das kleinere Übel.

„Make America great again“?

Doch vor allem die Rhetorik Trumps dürfte Thiel gefallen. Make America great again – der Slogan passt auch zu dem, was Thiel schon seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit von sich gibt.

Statt die großen zivilisatorischen Fragen zu stellen, stelle man sich laut Thiel in Amerika heute die Frage, wer auf welche Toiletten gehen dürfe. Thiels Antwort darauf: „Who cares!“

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Stagnation befürchtete Thiel schon in seinem Aufsatz von 2009. Damals sah er die Lösung des Problems aber gerade nicht in der Politik, sondern in der Technologie. Denn anders als bei der Politik bedeute das Individuum und seine Entscheidungen im Feld der Technologie noch etwas.

Ist Thiel von dieser Position heute so stark abgewichen, dass aus ihm ein Trumpian geworden ist? Oder ist seine Unterstützung strategisch zu bewerten? Seine letztendlichen Beweggründe für die Unterstützung von Trump dürften weiterhin fraglich bleiben. (pte)

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