Vogelgrippe bei Rassegeflügelzuchtverein in Wörth: Landrat sieht Chance, dass sein Rettungsvorschlag doch umgesetzt werden kann

11. Januar 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional
Landrat Dr. Fritz Brechtel. Archivbild: pfalz-express.de/Licht

Landrat Dr. Fritz Brechtel.
Archivbild: pfalz-express.de/Licht

Wörth – Da das Verwaltungsgericht Neustadt verfügt hat, die komplette Keulung aller Tiere des Rassegeflügelzuchtvereins Wörth auszusetzen und eine Sachentscheidung für Mittwoch angekündigt hat, sieht Landrat Dr. Fritz Brechtel doch noch die Chance, dass sein Vorschlag, den er bereits am Sonntag dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten unterbreitet hatte, umgesetzt werden kann.

Nachdem am Samstag in Proben von sieben Tieren der Vogelgrippevirus H5 nachgewiesen wurde, war die Kreisverwaltung Germersheim vom Land und vom Friedrich-Löffler-Institut aufgefordert, die Geflügelpestverordnung umzusetzen und alle Tiere der Einrichtung ausnahmslos zu keulen. Ein Vorschlag des Landrats, wenigstens die Tiere zu retten, die rasch in Ställen untergebracht werden können, also rund ein Drittel der Tiere, wurde vom Ministerium abgelehnt.

In der Zuchtanlage werden etliche seltene bzw. gefährdete Arten gehalten. „Die Tiere werden nicht zu Erwerbszwecken gehalten, sondern zur Arterhaltung oder zur Erhaltung seltener Rassen. Deshalb habe ich mich bereits am Sonntag für eine Kompromisslösung beim Land eingesetzt“, so Landrat Dr. Fritz Brechtel. Nachdem es sich nun auch sehr wahrscheinlich bei dem gefundenen Virus um einen niedrigpathogenen (schwach Krankheiten erregenden) Subtypen handelt, und nicht um den aggressiven Virus H5N8, hofft er, dass Land doch noch von seinem Vorschlag überzeugen zu können.

Brechtel hat gestern (Dienstag) erneut ein Schreiben an das Ministerium gesandt und nochmals für seinen Vorschlag geworben, den er gemeinsam mit den Fachleuten der Kreisverwaltung erarbeitet hat: „Eine Lösung könnte darin bestehen, möglichst viele Tiere in geschlossenen Ställen unter besonderer Beobachtung der Anforderungen des § 47 Abs. 1 und 2 der Geflügelpestverordnung unterzubringen und zu halten, regelmäßig den verbleibenden Gesamtbestand zu beproben und nur die Tiere zu keulen, die nicht einwandfrei untergebracht werden können“, heißt es darin sinngemäß.

Landrat Brechtel schreibt abschließend an das Landesministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz: „Ihr Einverständnis vorausgesetzt, würden wir entsprechend handeln. Sollten Sie anderer Auffassung sein, erwarten wir Ihre Weisung bis 11.01.2017, 12 Uhr.“

Nun liegt die Entscheidung beim Ministerium. Stimmt das Ministerium dem Vorschlag zu oder kommt zumindest keine Ablehnung,  hätte sich eine Entscheidung durch das Verwaltungsgericht erledigt.

„Auch die Tötung eines Teils der Tiere wäre unendlich traurig“, so Landrat Dr. Fritz Brechtel, „Doch allein für den verbleibenden Bestand hätte sich mein hartnäckiges Nachfragen gelohnt.“

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5 Kommentare auf "Vogelgrippe bei Rassegeflügelzuchtverein in Wörth: Landrat sieht Chance, dass sein Rettungsvorschlag doch umgesetzt werden kann"

  1. Ben sagt:

    Es waren die Geflügelhalter und nicht Herr Brechtel, die einen Eilantrag beim Gericht eingereicht und einen einstweiligen Stopp erwirkt haben. Ohne diesen Einwand hätte er sofort ohne Unterschied die Tiere töten und entsorgen lassen. Seine Verwaltung hatte bereits eine Firma damit beauftragt und bis zuletzt hat er die Keulung aller Vögel als unumgänglich bezeichnet. Und auf einmal ist es doch nicht alternativlos?Wie so oft reagiert der Landrat nur bei entsprechendem öffentlichen Druck; ansonsten lautet sein Motto: Die anderen (Land) entscheiden, ich mache mir die Hände nicht schmutzig.

  2. Gaudier Doris sagt:

    Super Ergebnis.!! …keine Keulung
    Man muss nicht immer alles vernichten.
    Vielleicht wird unser Behördenwahn etwas menschlicher.

  3. Johannes Zwerrfel sagt:

    PRESSEMITTEILUNG

    *** Massentötung von Rassegeflügel in Wörth ist unverhältnismässig ***

    Der Kreisverband Germersheim fordert Herrn Landrat Dr. Fritz Brechtel (CDU) und die Kreisverwaltung Germersheim auf, die geplante Keulung des gesamten Tierbestandes des Rassegeflügelzuchtvereins Wörth umgehend zu stoppen und in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern einen Kompromiss zu finden, der sowohl den Interessen der Halter und der Öffentlichkeit Rechnung trägt.

    Der Landkreis ist zur Gefahrenabwehr verpflichtet, geeignete Maßnahmen zur Eindämmung bei Tierseuchen zu ergreifen; jedoch sollten diese verhältnismäßig sein. Der gegebene Gesetzesrahmen ist zu Gunsten des Vereines auszuschöpfen. Eine pauschale Keulung von über 540 Tieren – bloß auf Verdacht – ist nicht akzeptabel.

    Die bisherigen Aussagen, man könne keine Ausnahmen machen, erwecken den Eindruck, man wolle die Angelegenheit möglichst schnell und ohne großen Aufwand erledigen. Herrn Dr. Brechtels Anmerkung während eines SWR-Interviews, es gäbe in der Türkei und Ägypten Fälle, bei denen das Virus auf den Menschen übertragen wurde, ist aus unserer Sicht Angstmacherei, um die Argumentation zu stützen. Hier ist im Hinblick auf die Interessen der Halter und das Tierwohl Augenmaß gefragt. Auch der bisherige Umgang der Kreisverwaltung mit den Betroffenen ist stark verbesserungswürdig.

    Aufgrund eines Eilantrages bei dem Verwaltungsgerichts in Neustadt an der Weinstraße dürfen die Tiere vorerst nicht gekeult werden; die nun verbleibende Zeit muss für einen gangbaren Kompromiss genutzt werden.

    Sofern es sich um eine harmlose Virusvariante handelt, von dem auch nur ein Teil der Tiere betroffen sind, kann der Bestand von den erfahrenen Haltern des Vereines unter Quarantäne gehalten werden. Anstatt wertvolle und seltene Vogelbestände unterschiedslos zu töten und das Lebenswerk vieler Züchter zu zerstören, sowie dem Verein großen finanziellen Schaden zuzufügen, sollte die Kreisverwaltung den Verein unterstützen, die betroffenen Tiere so unterzubringen und zu versorgen, dass eine gezielte Behandlung möglich ist und nur in Ausnahmefällen erkrankte Vögel getötet werden. Die Mitglieder des Vereines sind kompromissbereit – dies gilt es entsprechend zu würdigen!

    Alternative für Deutschland – Kreisverband Germersheim
    https://www.facebook.com/afd.kv.germersheim/

  4. Ben sagt:

    Jetzt wird es spannend. Das Ministerium widerspricht den Aussagen Brechtels:

    http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/vogelgrippe-in-zuchtverein-in-woerth-entscheidung-ueber-keulung-verzoegert-sich/-/id=1682/did=18788622/nid=1682/1bf3qo6/

    Erst erzählt der Landrat dem Verein und der Bevölkerung, es gäbe keine andere Möglichkeit, alle Tiere möglichst schnell zu keulen, die Weisungen kämen vom Land und man hätte keinen Handlungsspielraum hier vor Ort. Und nun kommt das Grün-geführte Ministerium und sagt, man hätte dem Landrat und der Verwaltung von Anfang an Ermessenspielräume gegeben. Wer lügt hier?