Samstag, 20. April 2024

Vieldiskutiertes Thema Südtangente: Stadtspitze hält Bau für nicht realistisch

4. November 2016 | Kategorie: Landau, Regional
So könnte der Verlauf einer möglichen Südtangente aussehen. Quelle: stadt-landau

So könnte der Verlauf einer möglichen Südtangente aussehen.
Quelle: stadt-landau

Landau. Die Südtangente soll nicht kommen. Stattdessen soll in andere Maßnahmen investiert werden, die den Verkehrsfluss verbessern und den Lärm in den betroffenen Straßen mindern sollen.

„Diese Empfehlung der Stadtspitze wird für viele Diskussionen sorgen, dessen sind wir uns bewusst: Wir verkennen nicht die aktuelle Verkehrssituation in der südlichen Stadt, aber wir schätzen nach Gewichtung aller maßgeblichen Faktoren die Realisierungsmöglichkeiten der Südtangente als nicht realistisch ein und empfehlen deshalb, diese Planungen nicht weiter zu verfolgen“, so Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron und Beigeordneter Rudi Klemm in einer aktuellen Pressemitteilung.

„Nach Abwägung aller verkehrlichen, lärmtechnischen, umweltrechtlichen und finanziellen Belange kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass der Bau der Süderschließung ökologisch kaum darstellbar und zur Optimierung der Verkehrssituation nicht zwingend notwendig ist.

Finanzielle Mittel sollten besser in die Optimierung der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur fließen“, erläutern die Vertreter der Stadtspitze.

Die Entlastungswirkung für den Verkehr und die nur gering zu erwartende Lärmreduzierung würden die immensen Kosten und vor allem die negativen naturschutzrechtlichen Auswirkungen nicht rechtfertigen, so der Stadtvorstand weiter.

Im Zuge des Integrierten Mobilitätskonzepts, das die Stadt in Auftrag gegeben hat, sollen für die Verkehrssituation im Süden und vor allem für den Durchfahrtsverkehr Süd nach Ost sowie in umgekehrter Richtung geeignete Optimierungsmaßnahmen gefunden werden. Ein Jahr nach Verabschiedung des Mobilitätskonzepts soll die Entwicklung der Verkehrssituation in der Stadt evaluiert werden.

Der Stadtvorstand ist sich bewusst, dass die Südtangente eines der meistdiskutierten Projekte in der Stadt Landau ist. „Im Zuge der baulichen Entwicklung im Süden Landaus spielt die Frage der Umsetzung der Süderschließung eine immer größere Rolle.

Bewohner sowie Investoren wünschen sich Klarheit in der Frage. Wir haben uns daher dafür entschieden, unsere Position noch in diesem Jahr deutlich zu machen und auch eine endgültige Entscheidung herbeizuführen“, so der OB.

Diese soll am 13. Dezember im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen im Stadtrat fallen, um erste Alternativmaßnahmen im Jahr 2017 auch bereits vorsehen zu können.

Die Idee einer Südtangente geht auf das Jahr 2001 zurück. „Im damals erstellten Verkehrsgutachten ging man von einer sehr starken Verkehrszunahme aus“, erläutert Dr. Ingenthron als Bau- und Verkehrsdezernent.

„Die verkehrliche Wirkung einer Südumfahrung wird heute jedoch wesentlich geringer eingeschätzt als früher angenommen. Zudem stellt sich die bauliche Entwicklung im Süden unserer Stadt deutlich anders dar als damals zu erwarten.

Auch der mit der Landesgartenschau verbundenen Entwicklung des Areals zwischen Wohnpark und Naturschutzgebiet Ebenberg ist bei der aktuellen Bewertung Rechnung zu tragen.“

Im Bereich „Verkehr“ wird für den Fall des Baus der Südtangente zwar eine Entlastung für die Rheinstraße und den Marienring prognostiziert – diese fiele jedoch geringer aus als erhofft.

Dem Knotenpunkt Rheinstraße/Maximilianstraße/Queichheimer Brücke und Marienring/Friedrich-Ebert-Straße wird von Verkehrsexperten unterdessen eine ausreichende Verkehrsqualität auch in den Spitzenstunden attestiert.

So liege die mittlere Wartezeit am Knotenpunkt Rheinstraße/Maximilianstraße/Queichheimer Brücke immer unter 70 Sekunden. Zudem könne der Verkehr jetzt über die Paul-von-Denis-Straße in die bzw. aus der Südstadt fließen. Optimierungsbedarf wird aber an der „Schlössel-Kreuzung“ gesehen.

Die Lärmwerte in der Rheinstraße und im Marienring überschreiten heute sowohl tagsüber als auch nachts die vorgeschriebenen Höchstwerte von 70 bzw. 60 Dezibel.

Um die Werte um 3 Dezibel zu senken, müsste die Verkehrsmenge halbiert werden – das aber kann die Südtangente gar nicht leisten. Der Einsatz eines lärmmindernden Fahrbelags hingegen kann laut Einschätzung von Fachleuten bis zu 5 Dezibel einsparen.

Im Bereich „Umwelt“ hat das städtische Umweltamt ein so genanntes Screening-Gutachten durchgeführt, dessen Ergebnis bereits deutlich macht: Die Süderschließung wäre mit erheblichen und nachhaltigen Umweltauswirkungen verbunden, die nur schwer kompensiert werden könnten.

Der Bereich „Kosten“ schließlich geht von rund 11 Millionen Euro für den Bau der Süderschließung aus.

Die Stadt Landau würde davon 5,5 Millionen Euro tragen. Die Kosten für die Verbesserung der bestehenden Infrastruktur, also dem Einbau eines lärmoptimierten Asphalts in der Rheinstraße, im Marienring und in der Weißenburger Straße würden sich dagegen auf rund 500.000 Euro belaufen. Sollte zudem der Knotenpunkt Schlossstraße/Weißenburger Straße/Xylanderstraße umgebaut werden, wären weitere 500.000 bis 800.000 Euro erforderlich.

Dieser Kotenpunkt wird im kommenden Jahr auf mögliche Verbesserungen untersucht. Für die Erstellung dieser Studie werden im Haushalt 2017 30.000 Euro bereitgestellt.

„Wir haben die Fakten und Argumente sorgfältig abgewogen“, betont die Stadtspitze. „Uns ist bewusst, dass es Menschen gibt, die die Südtangente herbeisehnen, und solche, die sich vehement dagegen aussprechen. Wir wollen mit unserer Empfehlung Klarheit und Transparenz für die zukünftige Vorgehensweise schaffen“, so der Stadtvorstand. (stadt-landau)

Lesen Sie dazu auch: http://www.pfalz-express.de/landauer-spd-stadtratsfraktion-verzicht-auf-die-suedtangente-richtig/

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken
Schlagworte:

Kommentare sind geschlossen