Unkenfunk: Gewölbe können nicht erhalten bleiben

29. April 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Die Engstelle aufweiten, eine neue Brücke – das alles geht nicht, ohne die Gewölbe zu entfernen.

Germersheim – In einer eigens anberaumten Sondersitzung hat sich der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Germersheim von Fachingenieuren, Gutachtern und Experten der Deutschen Bahn über die aktuelle Sachlage an der Eisenbahnunterführung am Unkenfunk informiert.

Dort soll eine neue Brücke parallel zur Eisenbahnüberführung bis zum Herbst diesen Jahr fertig gestellt werden. Der Durchgang für Autos und Fußgänger wird aufgeweitet, zum einen für mehr Sicherheit, zum anderen, um die Rückstaus künftig zu unterbinden.

Nun waren bei den Bauarbeiten zwei alte, sogenannte Spargewölbe links und rechts der Brücke freigelegt worden. Alte Bausubstanz, die man gerade in der Festungsstadt Germersheim gerne erhalten hätte. Diese Überlegungen haben sich allerdings schnell zerschlagen.

Bürgermeister Marcus Schaile hätte die Gewölbe auch gerne erhalten.

Auch Bürgermeister Marcus Schaile hätte gerne – wie die meisten Germersheimer Bürger – die im Jahr 1894 erbauten Gewölbe so belassen:

„Meine erste Reaktion war Begeisterung“, sagte Schaile. Er habe sofort Kontakt zu den Ansprechpartnern aufzunehmen und sich erläutern zu lassen, ob und wie man die Bögen nicht vielleicht doch für die Stadt erhalten könne.

Spätestens als die zur Sondersitzung hinzugezogenen Ingenieur-Experten und Fach-Gutachter der Bahn die Kosten, Probleme und Perspektiven bei einem vorläufigen Erhalt der vorhandenen Bau-Substanz erläuterten, wurde klar: Für Germersheim ist das keine langfristige Lösung, die finanzielle Belastung wäre zu hoch.

So würden sich die Baukosten bei einem Erhalt der aktuellen Bausubstanz erheblich erhöhen und könnten nach Ansicht der Experten um das Dreifache ansteigen.

Wie die Experten bestätigten, hatte das Wissen um die vorhandenen Gewölbe von vorneherein keinerlei Einfluss auf die Planung, da vor allem die Statik und insbesondere die langfristige Nutzung der Eisenbahnunterführung für die die Deutsche Bahn im Vordergrund standen.

Viel zu teuer

Neben erheblichen zeitlichen Verzögerungen wäre dazu bereits heute absehbar, dass das gesamte Brückenbauwerk spätestens in fünfzehn bis zwanzig Jahren dennoch abgebrochen und für teures Geld komplett neu erstellt werden müsste.

Außerdem wären sämtliche bisherigen Planungen, Baugenehmigungen, Verträge hinfällig sowie bereits zugesagte Fördermittel (rund 1 Million Euro) nicht mehr verfügbar, was zudem erhebliche Mehrkosten für die Stadtkasse bedeuten würde.

Nach Anhörung der Experten und einer ausführlichen Fragerunde stimmte der Haupt- und Finanzausschuss am Ende der Sitzung einstimmig für die Beibehaltung der bisherigen Planungen und den weiteren Fortgang der Arbeiten am Unkenfunk.

„Auch wenn man sich manchmal etwas ganz anderes wünscht oder vorstellt, muss man sich leider immer wieder der Realität stellen und der Vernunft folgen – aber jetzt sind wir uns wenigstens sicher, dass wir alles versucht und bedacht haben“, so Schaile. (red/cli)

Zwar alte Bausubstanz, aber kein bauliches Meisterwerk, sagt das Denkmalamt.

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen