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Transitverbot auf der L 549: Mittelstandsvereinigung wehrt sich: Kein Verbot, statt dessen verkehrssicherer Ausbau

16. Mai 2014 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional, Regional

Auch die Mittelstandsvereinigung Kreis Germersheim sieht Sanierungsbedarf an der L 549, hier zwischen Rheinzabern und Kandel. Ein Transitverbot lehnt sie ab.
Fotos: v. privat

Kreis Germersheim – Die Mittelstandsvereinigung Germersheim (MIT) kritisiert die Pläne der SPD-Landtagsabgeordneten Barbara Schleicher-Rotmund, die L 549 für ein LKW-Transitverbot zu klassifizieren (wir berichteten: Schleicher-Rothmunds Kampf um die Landstraße: “L 549 braucht LKW-Transitverbot”)

Schleicher-Rothmund sieht statt dessen in der A 65 und der B 9 die alternativen Fahrrouten.

„Frau Schleicher-Rothmund hat sich in das Thema verbissen“, so Michael Gaudier , stellvertretender Vorstand der MIT Kreis Germersheim, der in Kandel ein Transport-, Bau- und Containerunternehmen betreibt.

„Zunächst wurde ein generelles Fahrverbot für den LKW-Verkehr auf der Strecke gefordert. Sachverhalte wurden im Vorfeld nicht erarbeitet und hielten dem ersten Gegenwind nicht Stand.“

Man glaube wohl mit dem Feindbild „LKW“ Stimmung machen zu können. Dabei diene jeder LKW nicht nur der Wirtschaft, sondern sorge auch für den täglichen Bedarf eines jeden Bürgers. „Ohne LKW läuft nichts“, so die Mittelstandsvereinigung, die Schleicher-Rothmund in diesem Zusammenhang „politischen Wahlkampf-Aktionismus“ vorwirft.

Das Vorhaben zur generellen Sperrung der Strecke sei dann „sinnloserweise“ auf ein Transit-Verbot reduziert worden, wobei in der Region der Anteil an Transitverkehr nur ca. 3-4 Prozent betrage. Die MIT verweist hierbei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts und des Bundesamts für Güterverkehr.

„Ist die Strecke, wie von Frau Schleicher-Rotmund erkannt, höchst gefährlich, muss tatsächlich sofort gehandelt werden. Immerhin fahren dann trotz Transitverbot immer noch über 90 % der LKW auf der gefährlichen Strecke“, betont Michael Gaudier.

Wenn dann auch noch ein Spediteur sich dem Anliegen der Politikerin anschließe und zehn abgerissene Außenspiegel an seinem LKW reklamiere, verstehe er die Welt nicht mehr, so Gaudier: „Denn 30 Zentimeter hinter dem Spiegel befindet sich ein Arbeitsplatz, Fahrer genannt oder auch als Mensch bekannt.“

Bei gefährlichen Strecken bedürfe es keiner staatliche Restriktion, sondern eines sofortigen verkehrssicheren Ausbaus. Steuergelder sollten für den Erhalt der Infrastruktur eingesetzt werden, sagt der Unternehmer. „Brummt die Wirtschaft, sprudeln auch die Steuereinnahmen für die öffentliche Hand. Im Gegenzug ist der Staat auch für eine gute und ausreichende Infrastruktur verantwortlich. Die Strecke ist für den regionalen Wirtschaftsverkehr wichtig und dient der mittelständischen Wirtschaft der Südpfalz als Lebensader. Die bekannte „Kiesroute“ führt ohne Ortsdurchfahrten durch den südlichen Kreis Germersheim.“

Die Schwierigkeit der Strecke lägen nicht nur in der geringen Breite: „Die Belastung der letzten Jahrzehnte hat Spuren hinterlassen. Die ausgefahrene Fahrbahn weist Seitenneigungen und Bodenwellen auf, die den Lastzug ´schwanken´ lassen. Dies führt zur Verringerung des seitlichen Sicherheitsabstandes zum entgegenkommenden LKW“, führt Gaudier aus.

Auch die erwähnte Fahrzeugbreite im Verhältnis zur Fahrbahnbreite sei nicht zutreffend: „Die gesetzlich zulässige Fahrzeugbreite beträgt 2,55 Meter zuzüglich nur eines Außenspiegels. Lediglich Sondertransporte/Tieflader haben die Breite bis 2,99 m.“

Die Firma Gaudier nutzt die Strecke seit Jahrzehnten – bisher ohne Unfall. Gaudier spricht seinen Fahren ein ausdrückliches Lob aus: „Sie meistern den Job täglich professionell.“

„Wäre die Fahrbahn in Ordnung, wäre auch die Strecke akzeptabel. Natürlich könnten wir uns breitere Fahrbahnen wünschen, aber alles muss auch bezahlbar bleiben. Es gibt auch weitere dringende Maßnahmen, z.B. die Bienwald B 9. Diese Strecke ist trotz des Zustandes auch noch mautpflichtig.“

Das Argument des „Mautprellens“ wollen Gaudier und die MIT nicht gelten lassen: „Die Maut von ca. 20 Cent/km ist nicht als Argument geeignet. Geringere Geschwindigkeit und längere Fahrzeiten sind betriebswirtschaftlich entscheidend.“

Die Überlastung des Wörther Kreuzes und das Nadelöhr Rheinbrücke seien zusätzlich unnötige Erschwernisse. Wenn 500 LKW jeweils eine Strecke von 10 Kilometern sparten, wirke sich das zudem positiv auf die Ökobilanz aus.

Appell an Barbara Schleicher-Rothmund

Die MIT wendet sich direkt an Barbara Schleicher Rothmund. „Wir waren lange ruhig – aber bei einem Verbot müssen wir uns zu Wort melden.

Frau Schleicher-Rothmund: Es gibt Alternativen: Stellen Sie keine Verbotsschilder auf, lassen Sie Bagger ran – ein Ausbau entsprechend dem Streckenverlauf zwischen der B 9 und Rheinzabern ist ausreichend. Straßen werden bautechnisch für den entsprechenden Lastfall ausgelegt und so gebaut, dass der normale LKW auch fahren kann. Eigentlich selbstverständlich“, lautet der Appell an die Landtagsabgeordnete und parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion. (red)

Durch Unebenheiten in der Staße kommen die Lastwagen ins Schwanken.

 

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3 Kommentare auf "Transitverbot auf der L 549: Mittelstandsvereinigung wehrt sich: Kein Verbot, statt dessen verkehrssicherer Ausbau"

  1. J. Buchholz sagt:

    ‚Verkehrssicherer Ausbau‘ ist meines Erachtens der falsche Weg. Zumindest hier. Es gibt zwischen Kandel und Rheinzabern keinerlei ‚Anliegerverkehr‘, ausser eventuell Anlieferer nach Hatzenbühl. Das heisst, ein Anteil von 90%+ an schwerem LKW-Verkehr auf dieser Strecke hat einzig und allein die Anschlussstelle Kandel-Süd auf der BAB 65 zum Zie -> TRANSITVERKEHR.

    Bei der Einführung der Maut wurde genau dies verneint. Um den Transitverkehr auf die weitaus ungefährlicheren Strecke Rheinzabern – Wörth – Kandel-Süd zu verlagern, ist eine Sperrung der L 549 unumgänglich.

    In der Südpfalz wird stückelesweis Verkehrspolitik gemacht. Es MUSS in absehbarer Zeit eine direkte, gut ausgebaute Verbindung vom Wörther Kreuz an den Grenzübergang Lauterbourg / Scheibenhardt geben, unter Umgehung der L 549 und der jetzigen Bienwald-B9. Da bleibt nur der Bau der ursprünglichen Strecke entlang Hagenbach. Diese muss dann mit geeignetem Lärmschutz versehen werden und ggf. Übergänge für Wildtiere bieten. Dann und erst dann ist eine erträgliche Verkehrsführung garantiert, die ALLEN Menschen im Raum Wörth Hagenbach dienlich ist.

    Ich persönlich unterstütze Frau Schleicher-Rothmunds Idee.

  2. Friedel sagt:

    Jede Strecke muss verkehrssicher ausgebaut werden – Auch diese. Dass es dort keinerlei Anliegerverkehr gibt, ist falsch. Auf der Strecke fahren viele Lkw, kein einziger davon fährt da zum Spaß rum. Sie alle haben ein Anliegen. Anlieger und Anwohner sind weder das gleiche noch etwas ähnliches. Den Lkw-Transitverkehr auf die B9 verbannen zu wollen, ist Unsinn, denn die B9 ist für den Lkw-Transitverkehr gesperrt.

    In RLP wird in vielen Regionen seit vielen Jahren an der Straßensanierung zu viel gespart. Wären die Straßen in brauchbarem Zustand, gäbe es viel weniger Probleme. Lange Umwege und schlechte Straßen belasten Mensch und Umwelt und stellen eine Gefahr für alle dar.

    Aber hier geht es wohl um Politik, nicht um sachliche Argumente. Sonst stände im Artikel wahrscheinlich auch, um welche Straße es überhaupt geht, denn die Nummern der Landesstaßen kennt wohl kaum jemand auswendig. Die L549 quert den Rhein bei der Leimerheimer Fähre und geht dann über Leimersheim, Neupotz, vorbei an Rheinzabern und Hatzenbühl nach Kandel. Dass dort besonders jetzt sehr viel Verkehr ist, ist klar. Das liegt an der verfehlten Politik zur 2. Rheinbrücke. Es ist Unsinn, zu fordern, dass die Lkw oder sonst wer auf die A65 ausweicht. Die fahren ja zur Zeit auf der L549 weil die A65 wegen der Probleme mit der Rheinbrücke blockiert ist. Wenn hier ein Lkw auf die L549 ausweicht, statt über die A65 und B9 zu fahren, spart er nicht nur etwa 5€ Maut, sondern vor allem viel Nerven, etwa ⅔ der Entfernung und bis zu 2 Stunden Fahrzeit.

    Es ist nicht sinnvoll hier ein neues Fass auf zu machen und schon wieder mit Verboten und Vorschriften die bestehenden Missstände zu kaschieren. Nur sehr wenige Lkw wollen wirklich von Kandel nach Neupotz fahren. Und die wenigen sollten das auch genau über diese 9 km lange Strecke machen dürfen, statt mehr als 25 km übers Wörther Kreuz zu fahren und damit Umweltschäden, Straßenschäden und Kosten zu verursachen.

  3. J. Buchholz sagt:

    Sehr geehrter Herr Friedel,
    Die B9 ist für den Transitverkehr über 12 to zGm und nur zwischen 22 und 6 Uhr gesperrt. Kontrolliert wird das nicht. Und ja, es gibt einen Unterschied zwischen Anwohner und Anlieger. Anwohner gibt es an dieser Straße nicht, da keine Bebauung vorhanden ist, mit Ausnahme des Adamhofs in Kandel. Anlieger sehr wohl, denn es gibt auch Firmen in Hatzenbühl, die über diese Strecke beliefert werden oder ihre Waren ausliefern.
    Dieser anteilig geringe Verkehr ist auch nicht das Problem.

    Das Problem ist die hohe Zahl an schweren Lastwagen, die von Frankreich kommend die Abkürzung Kandel-Süd -> Kandel-Mitte -> Rheinzabern -> B9 nutzen, um Richtung Ludwigshafen zu fahren (oder auch umgekehrt). Diesen Verkehr gilt es auf die A65 und B9 zu lenken. Wo Sie allerdings ihre Daten her haben ist mir schleierhaft, denn sie stimmen vorne und hinten nicht.
    Die Strecke über die L549 sind 11km von der B9 bis Kandel-Süd, die andere Strecke sind 21 km, also knapp das Doppelte. 21km Maut betragen im schlechtesten Fall etwa 3,20 €uro, aber niemals 5 €uro. Und für 21 km 2 Stunden zu benötigen ist völlig unrealistisch. Werfen Sie bitte nicht die Rheinbrücke mit in den Topf, denn sie hat keinerlei Einfluss auf das Verkehrsverhalten der LKW-Fahrer.

    Und fahren Sie mal da raus, stellen sich malk 1 oder zwei Stunden an den Kreisel zwischen Jockgrim und Hatzbühl und schauen sich mal die Kennzeichen der schweren Brummis an…. die Mehrzahl sind keine ‚Einheimischen‘ sondern F, PL, CZ, BG, RO und was sonst noch seit Jahren auf Deutschlands Straßen rumeiert.

    Und ja, diese Straße gehört grundlegend renoviert. Aber nicht um mehr Schwerverkehr schneller da durch brausen zu lassen, sondern damit der Otto Normalbürger einigermaßen sicher die Straße nutzen kann.

    Und um den Schwerverkehr sicher abzuleiten, MUSS die B9 ab dem Wörther Kreuz so weitergebaut werden, wie sie ursprünglich geplant war.