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Tourette-Syndrom: Wenn der Körper macht, was er will – Einzige Selbsthilfegruppe in der Region gegründet

Tourette beginnt meist im Grundschulalter und ist eine große Belastung für die betroffenen Kinder und auch für die Angehörigen.
Foto: dts Nachrichtemagentur

Landau – „Ein Tic anders“ – das ist die neue Selbsthilfegruppe für Angehörige und Erkrankte des Tourette Syndroms und Tic-Störungen.

Die Selbsthilfegruppe wurde von Torsten Wollersen am 22. Oktober offiziell ins Leben gerufen. Wollersens 14-jähriger Stiefsohn ist selbst am Tourette-Syndrom erkrankt. „Ein Tic anders“ ist die bislang einzige Tourette-Selbsthilfegruppe in der Südpfalz.

Was ist das Tourette-Syndrom?

Das Tourette-Syndrom ist eine nach dem französischen Arzt Georges Gilles de la Tourette beschriebene und benannte neuropsychiatrische Erkrankung. Sie geht mit Tics (von französisch tic „nervöses Zucken“) als Leitsymptom einher.

Die Krankheit manifestiert sich meist im Grundschulalter und verstärkt sich häufig in der Pubertät. Bei einigen Patienten lassen die Tics bis zum 25./26. Lebensjahr wieder nach. Die Mehrheit der Betroffenen muss jedoch lebenslang mit den Tics zurechtzukommen.

Die Symptomatik reicht von einfachen Bewegungs-Tics wie Augenblinzeln, Muskelzuckungen, Nasenrümpfen, Kopfwerfen, oder Grimassieren über das Hervorbringen von Lauten, Husten, Grunzen, Nachahmung von Tiergeräuschen bis zum ständigen Springen, Stampfen, Zupfen, Schnüffeln und dem Ausstoßen von unflätigen Worten oder obszönen Gesten (Fachbegriff Koprolalie).

Tourette macht einsam

Die Reaktionen eines ahnungslosen Umfelds kann man sich denken: verunsichert, abgestoßen, verängstigt oder aggressiv.

Die Ausprägung der Krankheit ist sehr unterschiedlich und individuell: So können die Symptome entweder permanent auftreten, mehrfach am Tag oder nur in Belastungssituationen. Viele Betroffene können ihre Tics über einen gewissen Zeitraum unterdrücken, was in der Regel zu starken Spannungsgefühlen und umso heftigeren Symptomen führt, die sogenannten „Tic-Entladungen“.

In diesen Phasen ziehen sich die Patienten meist sehr zurück. Viele schämen sich und gleiten immer weiter in die Isolation ab. Das Tourette-Syndrom kann bis heute weder geheilt noch ursächlich behandelt werden – lediglich medikamentöse Linderung ist manchmal möglich.

Rat und Unterstützung

Zusätzliche Hilfe und Unterstützung gibt es nun in der Selbsthilfegruppe. Gründer Wollersen möchte in Zusammenarbeit mit Fachärzten und Krankenhäusern Erkrankten und Angehörigen Mut machen und lädt zum Austausch zu den gemeinsamen Gruppentreffen ein.

„Noch werden Tourette Erkrankte stigmatisiert und ausgegrenzt. Gerade Kinder und Jugendliche sind sehr von Ausgrenzung betroffen. Die Gesellschaft muss weiter über die Krankheit und ihren Verlauf aufgeklärt werden und man muss sich mitteilen und austauschen“, so Torsten Wollersen.

Da sich die Gruppe noch in der Aufbauphase befindet, sollen die ersten Treffen im privaten Rahmen stattfinden. Kommen mehr Teilnehmer zusammen, will sich Wollersen nach einer geeigneten Räumlichkeit umschauen. Kontakt mit einigen Institutionen, die eventuell einen Raum zur Verfügung stellen würden, hat er bereits aufgenommen.

Informationen und Kontaktdaten gibt es auf der Homepage der Gruppe www.ein-tic-anders.de [1]. Eine Facebookgruppe und einen Twitteraccount stehen ebenfalls zur Verfügung.

E-Mail: info@ein-tic-anders.de (red/cli)

 

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