Thomas Hitschler lud zum Vortrag: „Hoher Preis für Kleidung – gibt es Auswege aus der Produktionsfalle?“

25. Juli 2014 | Kategorie: Landau, Politik regional

Thomas Hitschler und Stefan Rebmann (rechts) weisen mit drastischen Zahlen auf die Produktionsmissstände hin.
Fotos: Ahme

Herxheim. Die Bilder der eingestürzten Textilfirma Rana Plaza in Bangladesh oder die des großen Brands einer Fabrik in Dhaka aus dem Frühjahr 2013 sind gerade mal ein Jahr alt. Eingenähte Hilferufe und auch die unwürdigen Arbeitsbedingungen sind aktuell in der Diskussion.

Bundestagsabgeordneter Thomas Hitschler (SPD) lud unter dem Moto „Der hohe Preis für unsere Kleidung – gibt es Auswege aus der Produktionsfalle?“ zu einem Vortragsabend mit dem Mannheimer Bundestagsabgeordneten Stefan Rebmann ins Haus der Begegnung ein.Thomas Hitschler hatte die Thematik zuvor schon, unter anderem im OHG Landau, behandelt.

Rebmann ist Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, war vor kurzem selbst in Bangladesh, um sich die Arbeitsbedingungen der Textilfirmen vor Ort anzuschauen. Er berichtete sozusagen aus erster Hand mit einer Powerpointpräsentation, die zum Teil erschütternde Bilder zeigte. Bilder von Menschen, die in Rana Plaza beim Einsturz des Daches schwer verletzt wurden, Bilder der Verwüstung und des Leids.

Korruption regiere in Bangladesh, dem ehemaligen Ostpakistan, erzählte Rebmann. Das Land ist dicht besiedelt, aber ländlich strukturiert. 5600 Textilfabriken gibt es mit 4 Millionen Beschäftigten. „Die Textilproduktion ist die wichtigste Einnahmequelle“. 60 Prozent der Exporte gehen in die EU, 17-20 Prozent der Bekleidung in Deutschland wird dort hergestellt. Weltweit gibt es in Bangladesh den niedrigsten Mindestlohn im Textilbereich. Arbeiter erhalten 53 Euro im Monat.

Sie leiden unter langen Arbeitszeiten, einem strengen Arbeitspensum, einer nicht existierenden sozialen Sicherung. Es gibt keine Schutzkleidung (sie wird nur in einigen Vorzeigefirmen angelegt, wenn ausländischer Besuch kommt).

Die Fabriken haben keinen Brandschutz und keine Fluchtwege- Baumängel sind gang und gäbe. Firmen mit Billigmarken aber auch gute Marken sind es, die in Bangladesh billig produzieren. Von den beiden großen Katastrophen, (viele Tote liegen immer noch unter Schutt begraben), waren auch bekannte Firmen betroffen.

Manche von ihnen haben sich zu ihrer Verantwortung bekannt und Entschädigungen bezahlt, andere haben überhaupt nicht reagiert.

Rebmann hat mit Regierungsmitgliedern gesprochen und sie auf die Misstände in den Produktionen angesprochen. „Wir wollen, dass weltweit gute Arbeit gemacht wird unter guten Arbeitsbedingungen“.

Die Produktionskette müsse durchsichtig werden, das Branding der Textilproduktion müsse verbessert werden, so Rebmann. Unternehmen müssten zu internationalen Regeln und Mindeststandards verpflichtet werden. In der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass viele Verbraucher nicht darauf achten, woher ihre Kleidung stammt. Kaum einer hat je darauf geachtet, auch nicht von den Anwesenden.

„Man kann den Verbraucher nicht umerziehen, aber man kann ihn  auf bestimmte Missstände aufmerksam machen“ sagt Rebmann. Wer aber ein geschärftes Bewusstsein für Produktionsbedingungen habe, solle durchaus bei Geschäftsleuten nach der Herkunft der Kleidung fragen. Außerdem müsse die Politik bessere Rahmenbedingungen schaffen, wünscht sich Rebmann.

Da das Thema längst noch nicht erschöpfend behandelt werden konnte, gibt es im Oktober eine Folgeveranstaltung zum Thema Entwicklungshilfe mit Stefan Rebmann. (desa)

Man sollte sich genauer anschauen, woher die Kleidung stammt.
Foto: Ahme

Rebmann machte bei seinem Bangladesh-Aufenthalt viele Bilder. Er fotografierte auch die eingestürzte Textilfabrik.
Foto: Ahme

Besuch bei betroffenen Unfallopfern („Unsere Delegation war zu Tränen gerührt“).
Foto: Ahme

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Ein Kommentar auf "Thomas Hitschler lud zum Vortrag: „Hoher Preis für Kleidung – gibt es Auswege aus der Produktionsfalle?“"

  1. Günni aus de Palz sagt:

    „Wir wollen, dass weltweit gute Arbeit gemacht wird unter guten Arbeitsbedingungen“.
    Ja sind die größenwahnsinnig, die Sozialdemokraten ? Wollen die noch Verantwortung übernehmen, was da im wirklich fernen Ausland alles passiert oder nicht passiert ? Wollen die sich um Probleme kümmern, die weit weit weg von uns sind ? Haben die nix anderes zu tun ? Ich sag ja immer, besser wir produzieren das alles selbst bei uns im Lande, kaufen das auch von uns selbst ein, zahlen selbst unsere Steuern und sichern damit unsere eigenen Arbeitsplätze und unsere eigenen Sozialsysteme und unsere eigene Rente. Wär das was ? Wenn sich die Sozialdemokraten um die Probleme dort kümmern wollen, müssen Sie auswandern und dort leben – oder ?