„Tennis für Afrika“: Joe sammelt ausrangierte Schläger und Bälle für Tenniscamps in seiner Heimat Kamerun

13. März 2014 | Kategorie: Allgemein, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional

Joe ist glücklich, wenn er sich mit Tennis beschäftigen kann.
Fotos: red

Neustadt. Mit glänzende Augen und lachenden Gesichtern voller Vorfreude kommen sie um die Ecke geflitzt. In nur fünf Minuten ist die Nachricht im Stadtteil durch: Joe, „ihr“ Joe, der eigentlich Joseph-Didier Onohiol heißt, ist wieder da.

Der Tennistrainer aus ihrem Viertel in Douala in Kamerun, der als Balljunge begann, unglaubliches Talent bewies und den die Liebe nach Deutschland brachte. Zwei Wochen organisierte er im vergangenen Herbst wieder ein Tenniscamp, kostenlos, für alle, die Spaß daran haben, und das sind viele.

Als Trainer ist Joe derzeit in der Pfalz aktiv: Speyer, Limburgerhof und Neustadt an der Weinstraße sind seine Schwerpunkte. Alle zwei Jahre reist er in den Herbstferien nach Afrika. Bisher jedenfalls, denn im Moment denkt er darüber nach, auch 2014 den weiten Weg auf sich zu nehmen.

Zwei Jahre hatte Joe wieder gesammelt: Bälle, Schläger, ausgemusterte Tenniskleidung, Schuhe – was man halt zum Tennis spielen hier so braucht, aber zum Ausmustern bestimmt hat.

Unterstützt haben ihn dieses Mal drei Aktive aus Neustadt und Speyer: Benjamin Heider, Elias Deuschle und Reiner Kohlstedt. „Wir haben jede Lücke ausgefüllt und extra großes Handgepäck mitgenommen, logisch“, sagt Mitreisender Reiner Kohlstedt. Je ein zusätzlicher Koffer ging sozusagen auf Kosten des Hauses.

Das schönste Erlebnis sei das Spiel mit den Kindern gewesen, sagt Kohlstedt. Allein die Begeisterung zu sehen, sei die Reise wert gewesen. „Die Leute haben uns unglaublich freundlich aufgenommen, das konnte ich mir nicht vorstellen.“ Trotz Sprachbarrieren habe man sich immer irgendwie verständigen können.

Benjamin trainiert seit elf Jahren bei Joe. „Er hat immer versprochen, uns mal mitzunehmen, wenn wir 17 sind. Ich wollte schon lange gerne wissen, wo er herkommt und wie das dort so ist. Und ich kann sagen: eine komplett andere Welt, das fängt schon beim Verkehr an. Es gibt zwar Ampeln, aber daran hält sich niemand. Es wird gehupt und dann gefahren.“

Gespielt wurde auf einem Sandplatz in einem Hinterhof. „Die Motivation ist groß“, sagt Joe. „Einen Schläger oder einen Tennisball zu haben, ist etwas Besonderes. Wenn die Kinder einen Schläger in der Hand haben, reißen sie sich wunderbar zusammen“, lacht der 39-Jährige. 30 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren waren dabei.

Rückblick: Im Oktober 2013 war Halbzeit im Keller von Joseph-Didier Onohiol in Römerberg bei Speyer: Rund 70 Tennisschläger, über 1.000 Tennisbälle, unzählige Schuhe, Trainingsanzüge und kurze Hosen türmten sich damals schon dort.

Den vor 40 Jahren in Kamerun geborenen Joe , brachte die Liebe in die Pfalz, die er 1994 im Senegal kennenlernte und die Liebe zum Tennis, denn er war an die afrikanische Westküste gereist, um Turniere zu spielen. „Ich habe diesem Sport alles zu verdanken“, sagt der gläubige Christ.

Doch seine Heimat hat Joe nie vergessen. Seit gut zehn Jahren fährt er alle zwei Jahre in den Herbstferien nach Hause – um Tennis zu spielen, mit Kindern, deren Eltern sich niemals einen Schläger leisten könnten, von Trainerstunden ganz zu schweigen. „Tennis für Afrika“ hat Joe seinen eingetragenen Verein getauft, „ich will etwas für die Kinder in meinem Land tun“.

Eifrig gesammelt wird auch beim Tennisclub Grün-Weiß in Neustadt-Hambach, wo Joe als Trainer arbeitet. Der große geflochtene Korb steht gleich neben dem Eingang zur Halle, die Stücke sollten nicht kaputt sein. „Ich bin dem Verein und auch den Mitgliedern überaus dankbar für ihre Spenden“, sagt Joe glücklich. Das gelte auch für den Nachbarclub Rot-Weiß. „Es wird sehr viel gegeben.“

Die Tenniscamps in und um die Stadt Douala finden auf sandigen Schulhöfen statt, Netze werden zwischen Bäumen und Gestellen gespannt. „Mein Bruder Jean-Jacques organisiert die Veranstaltungen vor Ort, interessierte Schulen können mit ihm Kontakt aufnehmen.“ Viele der Kinder kennen Tennis, wenn überhaupt, nur aus dem Fernsehen. Es ist ein Sport für Reiche, wer Glück hat, ergattert einen Job als Balljunge, so wie Joe, dessen Eltern neben dem einzigen Tennisclub der Stadt lebten.

Irgendwann kletterte er einfach über die Mauer, verdiente ein paar Cent bis ihn jemand fragte, ob er mit ihm ein paar Bälle schlagen könne, „es war Liebe auf den ersten Blick“. Zunächst blieben die Schläger geliehen, irgendwann schenkte ihm jemand seinen alten, einen Aluminiumschläger von Dunlop. „Ich war unglaublich glücklich“, erinnert sich Joe. „Für mich ist Tennis ein Geschenk Gottes.“

Die Kinder in Kamerun lernen schneller als in Deutschland, hat der Trainer festgestellt. „Eigentlich ist Fußball der Sport Nummer eins, aber die meisten sind Bewegungskünstler.“ Ein weiterer Unterschied, der ihm aufgefallen ist: „In Kamerun sage ich den Kindern, wenn die Stunde rum ist, in Deutschland sagen es mir die Kinder.“ Glücklich sind sie alle über die geschenkten T-Shirts, Sporthosen, Schläger und Bälle.

Wer Fragen hat, findet Joe meist mittwochs bis samstags beim TC Grün-Weiß im Haltweg in Neustadt-Hambach. Gibt er keine Trainerstunden, organisiert er vermutlich die „Joe Open“ oder den „Afrikanischen Tennisbrunch“. (red)

Spendenkonto:

Tennis für Afrika e.V.
Spendenkonto: 1000069516
Sparkasse Speyer
BLZ: 54750010

Kontakt:
Joe Onohiol
Telefon: 0171-3567107
onohiol@t-online.de

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