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Syrische Familie fast ausgelöscht: Vater wollte nach Europa um ein besseres Leben zu führen

5. September 2015 | Kategorie: Allgemein, Politik Ausland

Von der Türkei nach Griechenland für ein besseres Leben: Familie Kurdi vertraute sich einer Schlepperbande an.
Foto: Pfalz-Express

Bodrum. Das schockierende Foto des ertrunkenen syrischen Jungen Aylan (3), ging um die Welt und hat Bestürzung hervorgerufen. Auch Galip (5) und Mutter Rehan (35) Kurdi sind tot, ertrunken im Mittelmeer. Der Vater Abdullah Kurdi hat die dramatischen Hintergründe in verschiedenen Interviews erzählt.

Die Familie stammt aus Syrien und war vor drei Jahren von Kobane (Syrien) als Flüchtlinge in die Türkei gekommen, wo sie relativ gut gelebt hat. Der Vater hatte Arbeit und etwas Besitz gehabt, wie Abdullahs Schwester Tima, die seit 20 Jahren in Kanada lebt, in einem Interview mit dem kanadischen Fernsehsender Sky erzählte.

Trotzdem wollte die Familie nach Kanada auswandern, was aber wohl aus verschiedenen Gründen nicht möglich gewesen war.

Der Vater wollte sich seine Zähne machen lassen, das hätte 14000 Dollar gekostet, eine Summe, die ihm seine Schwester nicht mittels „Western Union“ auf einen Schlag  transferieren konnte.

„Abdullah wanted to go to Europe for a better future“, und um sich die Zähne machen zu lassen, wie Tima völlig gebrochen im Interview erzählt.

Vor drei Wochen habe sich ihr Bruder dann dazu entschlossen, den gefährlichen Weg als Flüchtling mit seiner Familie zu gehen. Er beauftragte Schlepper, die ihn per Boot nach Griechenland bringen sollten.

Die 8000 Euro dazu bekam er von den Verwandten in Kanada.

Nicht zuletzt ein Dokument der EU-Grenzschutzagentur Frontex, das im Internet kursiert und von Schleppern unter Asylsuchenden herumgereicht werde, wie die Schweizer Zeitung „Blick“ schreibt, motiviert offensichtlich dazu, Asyl in bestimmten Ländern zu suchen.

Abdullah ist zurück in die Heimat Kobane gegangen. Dort hat er seine Frau und die beiden Söhne beerdigt. Das Asyl, das ihm die kanadische Regierung mittlerweile angeboten hat, schlug er aus.

Nachtrag: 13. September: Der Fall des kleinen Flüchtlingsjungen entwickelt sich immer mehr zum Skandal.
In der deutschen Presse nicht zu lesen, wohl aber in englischen Zeitungen wie der Dailymail: der Vater des kleinen Jungen war selbst Schlepper und hat das Boot mit den Flüchtlingen wohl auch selbst gesteuert. Dies hat zumindest  Zainab Abbas erklärt. Die Frau hat zwei ihrer Kinder bei dem Bootsunglück verloren. Man habe sie bei Buchung der Überfahrt beruhigt und gesagt, dass sie keine Angst haben brauche, da der Kapitän seine Frau und Kinder dabei habe. (desa)


Hier kann nachgelesen werden, welche Länder Asyl-Zuflucht und welche Leistungen sie bieten.
Quelle: Frontex

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3 Kommentare auf "Syrische Familie fast ausgelöscht: Vater wollte nach Europa um ein besseres Leben zu führen"

  1. Maxi22 sagt:

    Traurig, dass fast die ganze Familie ausgelöscht wurde! Wenn man die Gründe liest, weswegen der Vater unbedingt nach Europa wollte, z.B. neue Zähne, kann man es nicht fassen, dass er deswegen das Leben seiner Familie aufs Spiel setzte. Flüchtlinge im eigentlichen Sinn waren das nicht.

  2. David Gerber sagt:

    Das Dokument ist nicht VON Frontex. Frontex hat dieses lediglich von Arabisch auf Englisch übersetzen lassen.

  3. Achim Wischnewski sagt:

    Danke dem PFALZ-EXPRESS für die erhellenden Hintergründe!

    Deshalb muss die Schuldfrage neu gestellt werden:
    Wer ist Schuld am Tod der Ertrunkenen?

    Meiner Meinung nach hauptsächlich die deutsche Regierung, die mit hohen Geldbeträgen (siehe Frontex-Liste) alle anlockt.

    Der Vater hätte besser sein Schleppergeld von über 8000 Euro in der Türkei zum Zahnarzt getragen. Das hätte dort für die ganze Familie auf Jahrzehnte gereicht.