Rohrbach: Politik positioniert sich pro Fachmarktzentrum

2. März 2017 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Politik regional, Regional
Rohrbachs Bürgermeister Peter Feser: Unverständnis für Landauer Widerstand. Fotos: Pfalz-Express/Licht

Rohrbachs Bürgermeister Peter Feser: Unverständnis für Landauer Widerstand.
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Rohrbach – Sie kamen zu Hunderten und können nicht verstehen, was die Stadt Landau gegen das geplante Fachmarktzentrum eigentlich hat: Viele Rohrbacher, Steinweilerer und Insheimer trafen sich am Mittwoch zu einer Foto-Aktion für das geplante Fachmarktzentrum, die zu einer Massenkundgebung geriet – trotz strömenden Regens.

Nach längerem Leerstand ist in dem Gebäude, das vormals unter anderem den „real“-Markt beherbergte, die Umnutzung zu einem Fachmarktzentrum mit einer Verkaufsfläche von insgesamt rund 10.000 Quadratmetern geplant. Es sollen unter anderem der Lebensmittel-Discounter Aldi Süd (ca. 1000 qm), der Lebensmittel-Vollsortimenter Rewe (ca. 1600 qm), der Drogeriemarkt dm (ca. 750 qm) und als größter „Batzen“ der Bekleidungsunternehmer „Modepark Röther“ (ca. 6200 qm) angesiedelt werden.

Besonders das große Modegeschäft macht den Landauern und der Stadt Kandel Kopfzerbrechen. Landau will gegen die Eröffnung des Zentrums gerichtlich vorgehen.

Fachmarktzentrum Rohrbach, Fotoaktion, Pfalz-Express

Das stößt bei den Rohrbachern und ihren umliegenden Ortschaften auf großes Unverständnis. Nicht wenige sind richtig wütend auf die Haltung der Landauer Stadtspitze und ihren Oberbürgermeister Thomas Hirsch und fordern nachdrücklich wieder eine Einkaufsmöglichkeit zwischen Kandel und Landau.

Braun: Keine Gespräche mit Landau

Unterstützung kommt von politischer Seite. Verbandsbürgermeisterin Hedi Braun sagte bei ihrer Rede, Rohrbach sei schon seit den 70er Jahren ein überörtliches Fachmarktzentrum gewesen. Schon bei der Schließung des real-Markts habe man über eine Weiternutzung gesprochen. Vom Landauer OB habe sie bislang weder einen Anruf erhalten noch auf andere Weise Gesprächsbereitschaft signalisiert bekommen – im Gegensatz zu dessen Äußerungen auf seiner Facebook-Seite. Hirsch hatte dort am Mittwoch gepostet, man sei gesprächsbereit.

Keinerlei Kontakt habe es gegeben, sagte Braun im Gespräch mit dem Pfalz-Express. „Bevor man zu Gericht geht, sollte man miteinander reden – nicht gegeneinander. Das ist immer der einfachste Weg“, sagte Braun.

Hirsch hätte schon vor über einem Jahr Akteneinsicht nehmen können. Damals war Ende Januar der Bauvorbescheid gekommen, die Kreisverwaltung hatte die Mittelzentren Landau und Kandel informiert. In Landau habe keiner reagiert, so Braun, erst vor knapp vier Woche habe eine Mitarbeiterin der Landauer Verwaltung Einsicht in die Akten genommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte der Landauer Oberbürgermeister in Herxheim anrufen müssen, sagte Hedi Braun. Das gehöre zu einem partnerschaftlichen Miteinander und zum guten Ton sowieso.

Warum sollten die Bürger die Laudauer Entscheidung einfach so hinnehmen, fragte Braun auf der Rohrbacher Veranstaltung. Hirsch habe die nun entstandene Aufregung selbst zu verantworten. „Die Rohrbacher sind nicht weniger wert als die Landauer“, rief die Bürgermeisterin und erntete begeisterten Applaus.

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OB Hirsch: Hedi Braun hat keine aktive Rolle

Auf Nachfrage des Pfalz-Expess bei Oberbürgermeister Hirsch sagte dieser, Hedi Braun habe in dem Verfahren keine aktive Rolle. Man stehe in engem Kontakt mit der Kreisverwaltung, dem Rohrbacher Bürgermeister Feser und den Investoren und Projektentwicklern.

Zu einer Verhandlungsrunde in der Kreisverwaltung, bei der man Möglichkeiten einer Kompromisslösung besprochen hatte, sei Hedi Braun von Landrätin Theresia Riedmaier nicht eingeladen worden – gerade aufgrund der Tatsache, dass sie eben keine aktive Rolle habe.

Sie könne ihn aber jederzeit anrufen, so Hirsch, denn es gelte nach wie vor: Er sei gesprächsbereit, natürlich auch mit Hedi Braun.

Ehrgott: Starkes Signal

Der Erste Kreisbeigeordnete der Südlichen Weinstraße, Marcus Ehrgott, bezeichnete die Kundgebung als starkes Signal. Der Landkreis stehe hinter dem Projekt und dem Standort Rohrbach.

Die Baugenehmigung sei auf der Grundlage eines rechtsgültigen Bebauungsplans erteilt worden; der Landkreis habe von Anfang an die Entwicklung auf dem Gelände unterstützt und werde das auch weiterhin tun, so Ehrgott. Man habe alles getan, um die Verfahren zügig umzusetzen und den Beginn der Arbeiten zu ermöglichen.

Ehrgott appellierte die Stadt Landau, eine außergerichtliche Lösung anzustreben: „Wir müssen das Gespräch miteinander führen und gemeinsam eine Lösung finden, denn dies entspricht dem Geist und der Realität der guten Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis SÜW und der Stadt Landau in vielen anderen Bereichen und Politikfeldern.“

Feser: Großes Unverständnis

Rohrbachs Bürgermeister Peter Feser war die Stimme seiner Bürger. In Rohrbach vermisse man eine gute Einkaufsmöglichkeit sehr.

Für den Widerstand Landaus gebe es nur „großes Unverständnis“, so Feser. Grotesk sei, dass man zuerst alles für den Erhalt des real-Markts getan habe, dann jedoch bei einer ähnlichen Nutzung, bei der sogar der Investor schon tätig geworden sei, geklagt werde.

Blank: Fachmarktzentrum ist keine Konkurrenz für Landau

Die SPD-Kreistagsfaktion mit ihrem Vorsitzenden Torsten Blank positioniert sich ebenfalls pro Fachmarktzentrum. Man bedauere die entstandene Konfrontation zwischen Landau und dem Landkreis außerordentlich. Auch Blank appelliert an die Stadt Landau, „ihre stringente und ablehnende Haltung zu überdenken.“ Die SPD unterstütze „als Ausnahme von der Regel“ die Ansiedlung des Fachmarktzentrums als große Chance für Rohrbach und die umliegenden Gemeinden.

Die Immobilie als versiegelte Leerstandsruine könne keine Alternative sein. Da der Modepark Röther der Kern der Konzeption sei, hänge daran auch die Ansiedlung weiterer Nahversorgungangebote. Kaufkraft werde sowieso schon zuviel in die Städte Karlsruhe, Ludwigshafen oder Mannheim abgezogen. „Deshalb sollten uns im Zweifel die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung in der Region wichtiger sein als in Oberzentren oder bei Internet-Versandhändlern“, so Blank. Denn dort sei die wirklich Konkurrenz.

Steinweiler an der Seite der Rohrbacher  

Die Beigeordnete der Gemeinde Steinweiler, Friedel Hartmann,  sagte dem Pfalz-Express, dass auch Steinweiler fest zu dem Projekt und zu den Rohrbachern stehe: „Wir stehen voll dahinter.“ (cli)

 

Rohrbach Fachmarktzentrum, Demo

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Ein Kommentar auf "Rohrbach: Politik positioniert sich pro Fachmarktzentrum"

  1. Jurist aus Landau sagt:

    OB Hirsch ist an Arroganz nicht zu übertreffen. Beim Facebook-Gedaddel gibt er sich gesprächsbereit, doch wenn es darauf ankommt, dann schafft er es noch nicht einmal, seine Hand an den Telefon-Hörer zu bewegen und die Kollegin in Herxheim anzurufen. Gespräche mit allen Beteiligten haben noch nie geschadet. Gegenüber der Presse gibt sich Hirsch als Opfer aus, doch in Wahrheit ist er der Täter. OB Hirsch schikaniert nach Gutsherrenart das Umland und glaubt dann, dass die Leute nach solch einer Aktion nach Landau zum Einkaufen kommen… So blöd sind die Pfälzer nicht!