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Rheinzaberner im UN-Dienst im Kriegsgebiet Südsudan – Heimatbrief schlägt Brücke nach Juba

26. Dezember 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Thomas H. (Dritter v.re.)  in Entebbe/Uganda, wo er vom Regional Support Centre der UN in seine Aufgabe eingearbeitet wurde.
Foto. v. privat

Rheinzabern/Juba – Sie suchten einst das Glück in der Ferne. Land, Liebe, Job, Neugier, Zufall – viele Motive waren es, die Rheinzaberner nach Übersee auswandern, dort Wurzeln schlagen, ein Haus bauen und eine Existenz gründen ließen. Ob hiesige oder auswärtige Rheinzaberner, rund um den Erdball vereinigt sie einmal im Jahr der Heimatbrief zu Weihnachten.

Der Heimatbrief 2013 ging auch an einen besonderen Ort, auf den aktuell der Focus der Weltöffentlichkeit gerichtet ist: Juba, Hauptstadt des jüngsten Staats, dem Südsudan. Zigtausende drängen seit Tagen nach Juba, um im United Nations Mission- Lager in Sudan, kurz UNMIS-Lager, Obdach und Herberge zu suchen. Ihre Hoffnung: Bald wieder in ihre vertraute Heimat zurück zu können, um zu ernten, Vorräte anzulegen und nach Einsetzen der Regenzeit die Felder zu bestellen.

Sie besitzen nichts als ihre wenigen Kleider auf dem Leib, sind hungrig und voller Angst. Als Schutz vor praller Sonne, Hitze und Staub gibt es allenfalls Zelte, Planen oder einfach Bäume. Dennoch sind die Menschen dort erst einmal in Sicherheit vor den Feuergefechten.

In Juba ist seit wenigen Wochen ein Rheinzaberner im Einsatz, der vor einem Jahr noch Dienst am Hindukusch tat. Oberstleutnant Thomas H.  war im September beim Feierlichen Gelöbnis des Luftwaffenausbildungsbataillons in Rheinzabern dabei, bei dem die jungen Freiwilligen schworen, Leib und Leben im Dienste des Landes zu riskieren.

Thomas H.  soll im UNO-Einsatz helfen, Not zu lindern und humanitäre Hilfe zu organisieren. Bei fast 40°C im Schatten und Trockenzeit bedeuten die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung und der Hygiene eine besondere Herausforderung. Gut 200 Ethnien leben im Südsudan, dessen Lebensadern der Weiße Nil und das Erdöl sind. Letzteres fließt zurzeit jedoch nicht, und zwischen den beiden größten Stämmen herrscht blutige Rivalität – auf Kosten der Schwächsten, denen als letzter Ausweg nur noch das UN-Flüchtlingslager bleibt.

So ist momentan nur scheinbar Weihnachtsfriede, rund um den Globus herrschen bitterste Not und Existenzangst – im Gegensatz zum Weihnachtsrummel der „Erste-Welt-Länder“.

Bei aller Routine und Abhärtung wirkt Thomas H. nachdenklich. Weihnachten will er eine improvisierte Messe besuchen. Es sei an vielen Stellen sehr dramatisch, es könnte schnell „rund gehen“, schreibt er in einer Mail an den Ortsbürgermeister Gerhard Beil, noch die Trauerfeier für zwei indische Kameraden in frischer Erinnerung.

Dass der Heimatbrief einmal die Brücke schlagen würde von der heilen Welt hier in ein Krisengebiet, das ahnten seine Initiatoren vor 60 Jahren sicherlich nicht. Doch in Zeiten von Internet und Globalisierung liegen wir nur wenige Flugstunden und weniger als eine Mailsekunde von Juba entfernt. (Gerhard Beil/red)

 

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Ein Kommentar auf "Rheinzaberner im UN-Dienst im Kriegsgebiet Südsudan – Heimatbrief schlägt Brücke nach Juba"

  1. Berthold Schloß, Rheinzabern sagt:

    Nach der Trennung des Sudan hofften die Bewohner auf Befriedung im ganzen Land. Doch offensichtlich sind die derzeit verantwortlichen Führer im Südsudan in Wahrheit „Verführer“ und sollten primär ein demokratisches Verhalten lernen. Ich wünsche Thomas vielen Erfolg bei seinen Aktivitäten zugunsten der leidenden Bevölkerung. Möge er seinen Friedensdienst gesund efüllen können und so auch bald wieder heimkehren.