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Rheinzabern: Im Parforceritt durch 1000 Jahre pfälzische Klostergeschichte

15. September 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kultur
Jürgen Keddigkeit. Fotos: Beil

Jürgen Keddigkeit.
Fotos: Beil

Rheinzabern – Mehr als ein halbes Hundert Besucher war zum ersten Vortrag des vhs-Wintersemesters 2017 ins Kleine Kulturzentrum Rheinzabern gekommen, um sich spannende 100 Minuten lang von Jürgen Keddigkeit in den Bann ziehen zu lassen.

Der Referent, Leiter des Projektes Pfälzisches Klosterlexikon und Mitarbeiter beim Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern, unternahm einen Parforceritt durch 1000 Jahre Geschichte der als Klosterlandschaft unterschätzten Pfalz.

Einst gab es hier fast 200 Klöster, Stifte und Commenden, von denen die meisten im Bauernkrieg, der Reformationszeit, dem 30-jährigen Krieg und schließlich der Französischen Revolution untergingen.

Bedeutende Klöster waren z.B. in Otterberg, Worms (zeitweise 18 Klöster und 30 Beginenhäuser – bei 7000 Einwohnern!), Speyer, Eußerthal, Weißenburg, Hördt, Hornbach, Heilsbruck, wobei die Rheinebene und der Hardtrand besonders viele Klöster aufwiesen.

Ein Kloster sei eine gebaute Ordnung, so Jürgen Keddigkeit, weshalb der Referent am idealtypischen Klosterplan von Sankt Gallen die Grundstruktur eines Klosters darstellte. Eindrucksvolle Relikte finden sich noch z.B. in Rosenthal, auf dem Disibodenberg, am Remigiusberg, auf der Limburg, in Eußerthal oder Otterberg. Jürgen Keddigkeit deutete eine vielfältige Ordensverbreitung an, angefangen bei den Antonitern über Augustiner, Benediktiner, Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner, Pauliner, Sackträger bis hin zu den Zisterziensern.

Männerorden betrachteten Frauenklöster als Konkurrenz. Verweltlichte monastische Lebensformen waren die Beginenhäuser und Stifte. Während Klöster durch Erwerb und Schenkungen ihren Landbesitz kontinuierlich vergrößerten, kam es zu sozialen Spannungen mit der wachsenden Landbevölkerung, deren Besitz durch Erbteilung immer mehr zersplitterte.

Bauernkrieg, Reformation, 30-jähriger Krieg führten zu vielen Klosterauflösungen, während vor allem die Häuser Pfalz-Zweibrücken, Kurpfalz und Leinigen, welche Vogteirechte an Klöstern hatten, zu großem Besitz kamen.

Neben der historischen Information wurde auch viel Heimatkundliches vermittelt. Nicht zuletzt sind die Klöster interessante Ziele, wo sich Kultur und Kulinarisches bei einem Sonntagsausflug oder auf einer Wanderung wunderbar miteinander verknüpfen lassen.

Wer mehr wissen will, der sei auf folgendes Standardwerk verwiesen:

Jürgen Keddigkeit (Hg.) u.a.: Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden. Bd. 1-4. Kaiserslautern 2014 ff. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Benzinoring 6, 67657 Kaiserslautern, Telefon 0631 3647-304, info@institut.bv-pfalz.de, www.pfalzgeschichte.de (gb)

vhs Rheinzabern

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