Rheinland-pfälzische IHKs und HWKs präsentieren Gründerreport 2015/2016: Gründer im Land brauchen bessere Rahmenbedingungen

11. Juli 2016 | Kategorie: Wirtschaft in der Region
Vollversammlung der IHK Pfalz. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Vollversammlung der IHK Pfalz.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Ludwigshafen. Dem Gründungsklima in Rheinland-Pfalz geben die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern im Land die Note „noch zufriedenstellend“.

Damit die Unternehmenslandschaft zwischen Ahrweiler und Zweibrücken aber weiterhin vital wachsen kann, bedarf es besserer Rahmenbedingungen für Firmengründungen. Bei der Vorstellung ihres „Gründerreport 2015/2016“ forderten die rheinland-pfälzischen Kammern entsprechende Maßnahmen in Schulen und Hochschulen sowie von Politik und Verwaltung.

So sagte der Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft und Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, Arne Rössel: „Es ist eine wichtige Aufgabe, dass wir die Menschen stärker zum Schritt in die Selbstständigkeit ermuntern.

Das fängt schon in den Schulen an. Auch hier gilt es, ein positives Bild von Unternehmertum zu vermitteln.“ Es sei daher wünschenswert, diesen Themenkomplex in den Rahmenlehrplänen im Bereich Wirtschaft zu verankern. Rössel verweist in diesem Zusammenhang auch nach Baden-Württemberg: Das Bundesland führt zum Schuljahr 2016/17 das Schulfach Wirtschaft ein.

Dass die Bundesregierung durch den Gründungszuschuss (ALG I) vorrangig Gründer fördere, die keine Chancen auf Vermittlung in Arbeit haben, beanstandete für die HWK-Arbeitsgemeinschaft die Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen, Anja Obermann. „Die Unterstützung von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit sollte auf Bundesebene unabhängig der Vermittlungschancen weiterhin gefördert werden. Dies kann ein weiterer Baustein zur Verbesserung der Gründungsdynamik sein.“

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Günter Jertz, forderte auch mit Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten von Gründern bessere Rahmenbedingungen. Dazu gehörten etwa Änderungen im Steuerrecht, um ausländische Investoren für deutsche Wagniskapitalfonds zu interessieren: „Die hohen Hürden im deutschen Steuerrecht hemmen vor allem die wichtigen innovativen Start-ups. Deshalb sollten Verluste beim Einstieg eines Investors künftig in den Folgejahren zumindest steuermindernd berücksichtigt werden können. Das würde Gründern den Zugang zu Investoren erleichtern.“

Gründerreport 2015/16

Der Gründerreport 2015/2016 spiegelt das aktuelle Gründungsgeschehen in Rheinland-Pfalz. Nachdem in den Jahren 2009 bis 2014 die Zahl der Gewerbeanmeldungen abgenommen hatte, scheint die Talfahrt nun gebremst. Für 2015 notieren die Kammern wieder einen positiven Gründungssaldo: 34.985 Gewerbeanmeldungen standen 34.573 Gewerbeabmeldungen gegenüber. Unter den Anmeldungen waren 28.652 neu errichtete Unternehmen.

„Vor dem Hintergrund der weiterhin stabilen Konjunkturlage und einem Arbeitsmarkt am Rande der Vollbeschäftigung erwarten die Kammern für das laufende Jahr keine wesentliche Veränderung im rheinland-pfälzischen Gründungsgeschehen“, sagte Lisa Haus, Sprecherin Unternehmensgründung und -förderung bei den IHKs. Deshalb werden die Berater der Starterzentren 2016 auch verstärkt für Unternehmensgründungen im Nebenerwerb die Werbetrommel rühren.

Für die Starterzentren der Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz sagte Stephanie Binge: „Angesichts von 6.200 Betrieben, die bis 2018 infolge eines anstehenden Generationswechsels landesweit zur Übernahme anstehen, sollen Gründungswillige verstärkt auf die Möglichkeiten der Unternehmensnachfolge aufmerksam gemacht werden.“

Positiv unterstützen wollen die Berater der Kammern den anhaltenden Aufwärtstrend von Gründungen durch Frauen und Gründungen durch Migranten. Zudem soll ihre Arbeit noch mehr Transparenz in der rheinland-pfälzische Finanzierungs- und Förderlandschaft schaffen.

Gegründet wurde 2015 in Rheinland-Pfalz im Bereich der IHKs und HWKs vor allem im Handel und Gastgewerbe (35 Prozent aller neu errichteten Unternehmen), im produzierenden Gewerbe (23 Prozent) und im Dienstleistungsbereich (22 Prozent).

Angestiegen ist die Aktivität von Gründerinnen in den letzten Jahren sowohl im Voll- wie auch im Nebenerwerb. So waren 2015 schon 40 Prozent der Neuerrichtungen von Frauen geführt. Sie gründeten vor allem in den Bereichen Gesundheits-/Sozialwesen, Dienstleistungen sowie Erziehung und Unterricht.

Zu einem weiteren Motor des rheinland-pfälzischen Gründungsgeschehens sind Bürger mit ausländischem Pass geworden. Sie meldeten 2015 bereits 20 Prozent aller neuen Firmen an: 4.049 Firmen von EU-Bürgern und 1.776 von Bürgern aus Drittländern. Seit 2012 tragen die Nicht-Bundesbürger mit einem positiven Gründungssaldo zum Zuwachs der rheinland-pfälzischen Unternehmenslandschaft bei.

Im rheinland-pfälzischen Handwerk blieb 2015 der Bestand mit 51.795 Betrieben stabil und auch das Gründungsgeschehen bleibt unverändert gegenüber dem Vorjahr. Dabei wurde die prozentual höchste Zunahme von 1.581 Betrieben in den zulassungspflichtigen Handwerken verzeichnet und in den zulassungsfreien Gewerken die absolut höchste Zunahme um 2.108 Betriebe.

Stark bemerkbar machten sich steigende Investitionen in Erwerb und Werthaltung von Immobilien. Deshalb sieht die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern gerade im die Bau- und Ausbaubereich weiterhin gute Chancen für Gründer.

Starterzentren von IHKs und HWKs

In den 31 Starterzenten der rheinland-pfälzischen IHKs und HWKs blieb 2015/16 die Nachfrage nach Beratungsleistungen insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres. So gab es 13.495 schriftliche oder telefonische Anfragen (2014: 13.953) und 3.286 (2014: 2.781) persönliche Beratungen. An Seminaren nahmen 1.521 (2014: 1.583) Gründungsinteressierte teil, zu den Großveranstaltungen kamen 1.217 (2014: 1.138) Besucher. (red)

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