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Polizeikommissar Andreas Braun – der beliebteste „Cop“ in Germersheim

5. März 2018 | Kategorie: Kreis Germersheim, Leute-Regional, Regional

Polizeikommissar Andreas Braun: Immer im Einsatz für Bürger und Tiere.

Germersheim – Immer gut gelaunt, stets ein Lächeln auf den Lippen: Polizeikommissar Andreas Braun ist wohl das bekannteste und beliebteste Öffentlichkeits-Gesicht der Polizeiinspektion Germersheim.

Der 32-Jährige hat vor allen Dingen mit Tier- und Baby-Rettungsaktionen von sich reden gemacht. Unvergessen, wie er mit Putzeimer und Besenstiel ein kleines Kätzchen vom Dach eines fünfstöckigen Hauses holte. Und vor knapp zwei Wochen schlug er kurzerhand eine Autoscheibe ein, um ein Baby aus einem kalten Auto zu befreien.

Das alles macht er mit Herz und Leidenschaft, denn Polizist zu sein, ist seine Berufung, wie er im Gespräch mit dem Pfalz-Express erzählte. Dabei sah es zuerst gar nicht so aus, als ob sich sein Berufswunsch erfüllen könnte. Er musste wegen seiner Kurzsichtigkeit eine dicke Brille tragen. „Außerdem war ich viel zu schmächtig und ziemlich schüchtern.“

Braun entschloss sich zu einer Ausbildung zum Industriekaufmann, holte später sein Fachabitur mit Auszeichnung nach, ließ sich die Augen lasern und bewarb sich wieder bei der Polizei. Er wollte „raus aus dem Büro, Gutes tun, Menschen helfen im Sinn einer Bürgerpolizei.“

Die Einladung zum Test kam: Ärztliche Untersuchung, Dauerlauf, Sprint, Hindernisparcours, Konzentrationsaufgaben, Merk- und Diskussionsfähigkeit oder auch das Verhalten in der Gruppe wurden abgeprüft. Braun hat bestanden: „Als die Zusage kam, habe ich mich wahnsinnig gefreut.“

An der Fachhochschule der Polizei Rheinland-Pfalz (Frankfurt/Hahn) schloss Braun sein Studium zum Diplom Verwaltungswirt ab und bekam damit automatisch den Rang eines Polizeikommissars.

Nicht ärgern, viel helfen

Zu der polizeilichen Ausbildung gehörten unter anderem Kampftraining, richtiges Verhalten in Krisen- und Stresssituationen oder das Bilden von Formationsketten. Die Abschlussprüfung in diesem Bereich wurde im Allkampf absolviert.

In den nächsten beiden Jahren war Braun bei der Bereitschaftspolizei in Schifferstadt und hatte ausreichend Gelegenheit, das Gelernte bei Fußballspielen oder Castor-Transport-Sitzblockaden anzuwenden.

An Schienen gekettete Demonstranten oder grölende Fußballfans – das alles ficht den Polizisten mit dem sonnigen Gemüt kaum an. „Ich bin eigentlich immer gut gelaunt und ärgere mich selten.“

Nach diversen Stationen in der Region hat Braun 2013 seine Wunsch-Stelle bei der Polizeiinspektion Germersheim bekommen. Diese verlässt er höchstens, um sich zum Beispiel bei der Pressestelle des Präsidiums in Sachen Öffentlichkeitsarbeit weiterzubilden.

Braun-Bä(h)ren unterwegs auf Streife

Seit einiger Zeit ist Braun mit seinem Partner namens Bähr auf Streife – die „Braun-Bä(h)r-Streife“ werden die beiden von den Kollegen scherzhaft genannt. Braun und Bähr verstehen sich blind. „Das ist enorm wichtig“, sagt Braun. „Damit steht und fällt die Sicherheit und das Arbeitsklima.“

Braun-Bä(h)r-Streife unterwegs mit einem Kollegen.

Gemeinsam haben sie einiges erlebt – Kurioses, Gefährliches, Trauriges und auch Schönes.

Da war zum Beispiel der verwirrte Mann am Schwanenweiher, der klatschnass mit zerzausten Haaren auf einer Bank saß – um sich herum rohe Fische, die er vermutlich aus dem Wasser gezogen und bereits angebissen hatte. Letztendlich bedurfte es des Einsatzes von Pfefferspray, um den Mann in die Psychiatrie nach Klingenmünster zu bringen.

Gefährlich wurde es bei einer – man glaubt es kaum – Hochzeit. Ein blutverschmierter Partygast hatte auf der Dienststelle um Hilfe gebeten. Braun fuhr mit Kollegen hin und befand sich plötzlich mitten in einer Massenschlägerei. Die Beamten forderten Verstärkung an, trennten jedoch schon einmal die Kampfhähne und wurden dabei selbst aggressiv angegangen. „Wir weichen aber nicht zurück“, lächelt Braun ganz entspannt.

Lebhaft in Erinnerung ist Braun eine Verfolgungsjagd zu Fuß, bei der er einen Ladendieb stellte. Dieser hatte zuvor eine teure Lederjacke geklaut und war anschließend damit geflohen. Die Täterbeschreibung lautete schlicht und einfach „Sieht aus wie Mr. Bean!“.

„Als wir ihn fanden und ich ihm hinterherrannte, blickte er sich im Laufen kurz zu mir um. Er machte große Augen und sah dabei tatsächlich genau wie Mr. Bean aus – da musste ich beinahe lachen.“ Später stellte sich heraus, dass es sich um einen professionellen Langfinger handelte, der in seiner Wohnung etliches Diebesgut gelagert hatte.

Einen zu Boden gestürzten, hilflosen Rentner rettete Braun am Nikolaustag, indem er die Kellertür zum Anwesen eintrat und im Haus noch eine weitere Tür auframmte. „Die Sanitäter konnten wir dann aber ganz offiziell zur Haustür reinlassen“, lacht Braun.

Eine ungewöhnliche Erfahrung waren Rinder auf der B9, die im Licht der Taschenlampe vorbei galoppierten, während sich Braun um die Absperrungen zur Verkehrssicherheit kümmerte.

Der „Tierflüsterer“

Generell scheint alles, was mit Tieren zu tun hat, irgendwie auch mit Andreas Braun zu tun zu haben.

Überregional bekannt wurde „Kommissar Andreas“, wie die „Bild“ titelte, mit der „Katze auf dem Dach“. Die Geschichte, wie er das schon halb über die Dachkante gerutschte Kätzchen mit einem „Rettungseimer“, bestehend aus Besenstil, Putzeimer, Kopfhörerkabel und Kuscheldecke rettet – selbst halb aus dem Fenster hängend und von hinten von Kollege Bähr festgehalten – hat einen großen Medienrummel ausgelöst.

Kurz darauf kümmerte er sich um die Unterbringung des in die Stadtverwaltung geflogenen Papageis (Gelbbrust-Ara) und twitterte dann: „Ausflug beendet – Handschellen nicht notwendig.“

Einen herrenlosen Hund in Lingenfeld lockte Braun mit Leckerlis in den Streifenwagen, die er – wie könnte es auch anders sein – zufällig in der Jackentasche hatte (Braun hat selbst zwei Hunde). Eine halbe Stunde nach der Twittermeldung war das Herrchen gefunden.

Ruhe bewahren in kritischen Situationen

Doch bei weitem nicht alle Einsätze sind angenehm. Gewalt in sozialen Beziehungen beispielsweise gehört ebenfalls zum „Geschäft.“ „Da gibt es schon ein paar Hochkaräter, zu denen man öfter hin muss.“, sagt Braun. Die Beamten werden nicht selten selbst zum Ziel der Aggressionen: „Dabei will man den Leuten doch helfen.“ Was gar nicht geht: „Angespuckt zu werden.“

Wenn Kinder oder generell Unschuldige involviert seien, könne einem das schon ein paar Tage nachgehen, sinniert Braun. „Mit den Jahren lernt man aber, damit umzugehen.“

Ein Erlebnis hängt ihm dennoch nach: Bei einer Verkehrskontrolle gab ein Fahrer Gas und erfasste Braun trotz eines beherzten Sprungs zur Seite mit seinem Auto. Der Sprung rettete zwar Brauns Leben, jedoch zog er sich bei dem Zusammenstoß schwere Prellungen und ein HWS-Syndrom zu, das monatelang behandelt werden musste.

Trotzdem: „Die schönen Dinge überwiegen“, sagt er. Das Schichtverhältnis sei sehr gut. „Es ist wichtig zu wissen, dass man sich auf seine Leute verlassen kann. Einmal im Jahr fahren wir zusammen für ein paar Tage weg, das stärkt den Zusammenhalt und das soziale Miteinander.“

Andreas Braun kommt selbst aus Germersheim und wohnt mit seiner Lebensgefährtin noch immer ganz in der Nähe der Stadt. Seine Hobbys sind Fußball, Fitness und natürlich die beiden Hunde Lina und Sammy. Bei der Polizeiinspektion Germersheim will er weiterhin auf Twitter aktiv sein und „seinen“ Bürgern so einen Einblick in den Polizeialltag vermitteln. (cli)

Sonstige Tweets vom fleißigen Kommissar 

Pferde-Streife auf dem Germersheimer Weihnachtsmarkt

Ampel spontan repariert

Veranstaltungen in Germersheim

Fasching 2018

Fairplay-Cup FV Türkgücü 2018

Lauf der Vielfalt 2017 (Cameroonian Community Germersheim)

Späterer Besuch des Vorsitzenden der CCG mit Bildübergabe

Polizeiinspektion Germersheim

 

Dieses Bild (Acryl auf Holzplatte) hängt in einem Flur der Polizeiinspektion.

 

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2 Kommentare auf "Polizeikommissar Andreas Braun – der beliebteste „Cop“ in Germersheim"

  1. Armin L. sagt:

    Wir können stolz auf unsere Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten sein, die sich jeden Tag aufs Neue hochmotiviert für uns einsetzen.

    ? Herzlichen Dank ?

  2. Aufgewachte sagt:

    Es ist schön, dass der Pfalz-Express einen positiven Bericht über einen beliebten Polizisten Andreas Braun verfasst. Ganz sicher steht Herr Braun aber auch stellvertretend für viele andere, die tagtäglich ihren Dienst leisten, oft unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Daher mein herzliches Dankeschön an Herrn Braun und alle anderen Polizeibeamten und Polizeibeamtinnen. Der Dank für „Selbstverständlichkeiten“ mancher Dienstleistender in den verschiedenen Beschäftigungsbereichen kommt leider oft zu kurz.