Perfekte Zusammenarbeit: Größte Katastrophenschutzübung im Landkreis Bad Dürkheim seit 30 Jahren mit 500 Mitwirkenden

28. Oktober 2015 | Kategorie: Kreis Bad Dürkheim, Regional

Erstversorgung der Verletzten bei der größten Katastrophenschutzübung im Landkreis Bad Dürkheim.
Fotos: kv-düw

Grünstadt-Quirnheim. Der Flur im ersten Obergeschoss des Wohnheims „Boßweilerhof“ in Quirnheim ist voller Rauch. Feuerwehrleute eilen nach oben. Sie sehen nichts. Was ist die Brandursache? Wie viele Personen sind auf dem Stockwerk? Sind sie verletzt? Mit Atemgeräten bahnen sie sich ihren Weg, während vor dem Gebäude die Kameraden die Schläuche aufbauen, um Wasser nach oben zu spritzen. So realistisch wie möglich sollte es sein, das Szenario der großen Katastrophenschutzübung am Samstag, 24. Oktober. Es war die größte Übung seit Jahrzehnten, bei der über 500 Rettungskräfte für den Ernstfall probten.

Nach und nach lichtet sich der Qualm, der aus einer Nebelmaschine stammt, die 30 Verletzten werden geborgen und zum Sammelplatz auf dem Gelände gebracht, wo Notärzte und Deutsches Rotes Kreuz sich um sie kümmern.

Nach der Begutachtung geht es teilweise weiter ins Krankenhaus Grünstadt, die Übergabe wird auch hier geübt. Die „Verletzten“ werden von Schülern der Polizeifachschule in Ludwigshafen gespielt.

Auch einige Bewohner des Boßweilerhofs sind als Statisten beteiligt und werden als „unverletzt“ evakuiert und weiter betreut. Der Boßweilerhof ist ein sozialtherapeutisches Wohnheim, Feuerwehrleute in voller Montur waren schon in der vergangenen Woche vor Ort, um den Bewohnern die Angst zu nehmen.

Suche nach den Bewohnern im Boßweilerhof.

„Als die Feuerwehr uns angesprochen hat, waren wir gleich bereit mitzumachen“, sagt Heimleiterin Silke Wannemacher. „Die Übung ist eine wichtige Sache für unsere Einrichtung. Unsere Bewohner reagieren anders. Die Rettungskräfte müssen sich darauf einstellen können.“

Teil des Spiels: Drei Personen werden vermisst. Die Rettungshundestaffel rückt an, um sie zu suchen. Neben Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis Bad Dürkheim, dem Donnersbergkreis und der Stadt Frankenthal sind auch das Deutsche Rote Kreuz, der Förderverein Erweiterter Rettungsdienst (FERD) aus Grünstadt und viele mehr an der Übung beteiligt.

Parallel zur Evakuierung wird Löschwasser über eine lange Wegstrecke aus dem Eisbach gefördert, um den Brand zu löschen. Das THW baut im hinteren Gebäudebereich eine Rettungsplattform auf.

In der Kirche auf dem Gelände werden die Unverletzten betreut, weitere in die Mehrzweckhalle nach Ebertsheim gebracht, in der eine Notunterkunft mit Verpflegung und psychologischer Erstbetreuung eingerichtet wird.

Gerade als es scheint, dass die Situation unter Kontrolle ist, die nächste Meldung, ebenfalls Teil des Szenarios: Auf der benachbarten Kreisstraße ist ein PKW mit einem Gefahrguttransporter zusammen gestoßen. Eine unbekannte Flüssigkeit tritt aus, der Fahrer des PKW ist eingeklemmt.

Bergung des Unfallopfers.

Der Gefahrstoffzug des Kreises rückt an, außerdem die Einheit für Dekontamination. Im Gerätehaus der Feuerwehr Grünstadt ist die Führungsunterstützungsgruppe aktiv, sie koordiniert von außerhalb den Einsatz, sammelt Informationen und stellt sie bereit. An mehreren Orten muss alles stimmen, müssen alle zusammen arbeiten. Dann, gegen 16 Uhr, das Signal zum Ende. Nach etwa drei Stunden voller Konzentration ist alles vorbei: Jeder gerettet.

Mitglieder des Gefahrenstoffzuges im Einsatz.

„Beide Szenarien, Brand und Unfall, waren realistisch. Das beide gleichzeitig stattfinden, ist aber unwahrscheinlich“, so Kreisfeuerwehrinspekteur Michael Müller, der die Einsatzleitung inne hatte.

„Insgesamt ist es gut gelaufen. Es gab kleinere Probleme, die sich aber bei einem echten Einsatz nicht schlimm ausgewirkt hätten. Aber so haben wir gesehen, an was wir noch arbeiten müssen.“

Eine Übung mit über 500 Beteiligten hätte es seit über 30 Jahren nicht gegeben. Künftig planen Landkreis und Feuerwehr etwa alle zwei Jahre eine solche Übung durchzuführen.

Nicht immer in dieser Dimension, aber ähnlich. „Wir machen regelmäßig Übungen. Aber bisher sehr selten in dieser Größe, wo die verschiedenen Rettungsorganisationen zusammen spielen müssen. Das wollen wir nun häufiger wiederholen“, sagt der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Hochdörfer.

Beim Funk habe es ein paar Probleme gegeben, danach werde man jetzt schauen müssen. Ziel der Übung war es, das Zusammenspiel der einzelnen Organisationen zu trainieren. Das habe gut geklappt und aufgezeigt, wo noch nachgebessert werden kann. Über 40 Beobachter waren am Samstag im Einsatz, gemeinsam mit ihnen wird in den kommenden Wochen die Übung ausgewertet.

Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld bedankte sich bei allen Beteiligten, insbesondere bei der Heimleitung des Boßweilerhofs und der Planungsgruppe um Thorsten Walther, die seit zehn Monaten die Übung geplant hatten.

„Die Feuerwehren und alle anderen Einsatzkräfte leisten Großes für den Landkreis. Sie opfern meistens ihre Freizeit, um anderen zu helfen. Den Ehrenamtlichen kann gar nicht oft genug für diesen Einsatz gedankt werden. Sie sorgen für unsere Sicherheit.“

Immer wieder gebe es große Schadensereignisse, erinnerte der Landrat, wie etwa den Brand bei Rheinplast in Bad Dürkheim, auf der Parkinsel in Ludwigshafen oder die Gasexplosion in Harthausen.

In solchen Situationen müssen viele Wehren und Rettungsorganisationen zusammen arbeiten. Umso wichtiger sind regelmäßige Übungen, bevor etwas passiert. „Diese stärken den Zusammenhalt zwischen den einzelnen Organisationen und verdeutlichen, wie die Absprache erfolgen muss. Wir haben heute gesehen, wie gut das funktionieren kann.“

Auch die Erstversorgung der Verletzten hat sehr gut geklappt.

Beteiligte an der Katastrophenschutzübung:
Einsatzleitung: Kreisfeuerwehrinspekteur Michael Müller
Einheiten des Landkreises:
Führungsunterstützungsgruppe (FüGru)
Gefahrstoffzug (Teileinheiten Grünstadt, Haßloch und VG Wachenheim (GSZ)
Löschzug Wasser (Meckenheim) (LZW)
Gruppe der Organisatorischen Leiter (OrgL)
Gruppe der Leitenden Notärzte (LNA)
Schnelleinsatzgruppe des LK DÜW:
SEG-B = Schnelleinsatzgruppe Betreuung
SEG-S= Schnelleinsatzgruppe Sanität
SEG-V= Schnelleinsatzgruppe Verpflegung
Betrieben durch: DRK Kreisverband Bad Dürkheim
PSNV Landkreis Bad Dürkheim
Einheit für die Psychosoziale Notfallversorgung; Betrieben durch: Förderverein Erweiterter Rettungsdienst Grünstadt, FERD e.V.

Darüber hinaus haben mitgewirkt:
Feuerwehreinheiten aus dem gesamten Landkreis Bad Dürkheim
Kreiskrankenhaus Grünstadt
Feuerwehren aus dem Landkreis Donnersberg und der Stadt Frankenthal
Rettungshundestaffel IV des Landes Rheinland-Pfalz (stationiert in Frankenthal)
DLRG Grünstadt
Polizei
ASB Rettungsdienst Grünstadt
Bundeswehr (als Beobachter)
THW Neustadt a.d.W.
DRK Ortsverein Wilgartswiesen (mit 1 Fahrzeug)
Süddeutsche Notfallrettung (mit 1 Fahrzeug)
–    Johanniter Unfallhilfe Regionalverband Bergstraße Pfalz (mit 2 Fahrzeugen (kv-düw)

Abtransport der Verletzten aus dem Gebäude.

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