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Parteiübergreifende Einigkeit: Bistro in der Berufsbildenden Schule Wörth muss erhalten bleiben

15. Mai 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

 

vlnr.: Schulleiter Rainer Sprotte, Europa-Abgeordnete Jutta Steinruck und Landtagsabgeordnete Barbara- Schleicher-Rothmund. Foto: v. privat

Wörth – Diskussion um den Fortbestand des Bistros in der Berufsbildenden Schule in Wörth: Landrat Dr. Fritz Brechtel, Bundestagsabgeordneter Dr. Thomas Gebhart und die SPD-Kreistagsfraktion mit Barbara Schleicher-Rothmund besuchten die Berufsbildende Schule am Standort Wörth. Auf Einladung von Schleicher-Rothmund war auch die Europaabgeordnete Jutta Steinruck gekommen.

 Einziges Thema: Welche Möglichkeiten gibt es, um das schuleigene Bistro aufrecht zu erhalten. Das Projekt BBS-Bistro bereitet seit 2005 Schüler des Berufsvorbereitungsjahrs (BVJ) systematisch und realistisch auf den Berufsalltag vor. Mit der Erziehung zum regelmäßigen Schulbesuch, der Steigerung der Leistungsbereitschaft, Förderung der persönlichen und sozialen Kompetenzen sowie Erlangung der Berufsreife (Hauptschulabschluss) schafft dieses Projekt vor allem eines: Es verbessert die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt.

 Diese kochen unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen einer Großküche für die Schulgemeinschaft und für Gäste. Der Erfolg lässt sich mit Zahlen untermauern: In den Jahren 2010, ´11 und ´12 haben 70 bis 75 Prozent der Schüler der BVJ-Produktionsklasse in Wörth ihren Abschluss geschafft; der Schulschnitt lag in diesen Jahren zwischen 40 und 55 Prozent, ähnlich wie der Schnitt im Land Rheinland-Pfalz mit 55 Prozent.

 Doch seit Bestehen der „Hauswirtschaftsklasse“, die von Montag bis Mittwoch für rund 80 Gäste in der Woche Essen plant, zubereitet und das gesamte Küchenmanagement schultert, ist die Finanzierung des Projekts gefährdet. Der europäische Sozialfonds ESF und Star Care (ein gemeinnützig anerkannter Verein von Mitarbeitern der Daimler AG in Wörth, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, soziale Projekte für Kinder und Jugendliche zu unterstützen) förderten bereits das Projekt; für das laufende Schuljahr hat der Kreis zur Überbrückung die Finanzierung übernommen. Offen ist, wie es danach weitergeht.

Insgesamt wird für die Projektklasse pro Schuljahr mit Kosten in Höhe von rund 60.000 Euro gerechnet.

 „Beispielsweise förderte das Land das BBS-Bistro für die Schuljahre 2011/2012 sowie 2012/2013 wieder über den ESF mit jährlich etwa 25.000 Euro“, so Barbara Schleicher Rothmund. „Damit können die Personalkosten gedeckt werden. Der Landkreis trägt je ca. 20.000 Euro, z. B. für Räume und Ausstattung. Rund je 10.000 Euro finanzieren sich durch den Verkauf des Essens, dazu müssen dann noch Kosten u. a. für Lehrerstunden gerechnet werden.“

Landrat Dr. Fritz Brechtel.

Für das Schuljahr 2013/14 hatte der Landkreis das BBS-Bistro beim Land erneut zur Förderung angemeldet. „Damit erklärte der Landkreis wieder seine ausdrückliche Bereitschaft, die Unterstützung und Mitfinanzierung des BBS-Bistros im bisherigen Umfang zu tragen“, sagte Landrat Dr. Brechtel. „Das Land Rheinland-Pfalz hatte diese Projektanmeldung bisher aber nicht berücksichtigt und somit seine Mitverantwortung gegenüber diesem vorbildlichen und notwendigen Projekt zunächst völlig überraschend eingestellt“, so Landrat Dr. Fritz Brechtel. Daraufhin wandte sich Brechtel auch an Minister Alexander Schweitzer, dessen Antwort bei Berichtveröffentlichung noch ausstand.

Brechtel, Gebhart, Schulleiter Sprotte und die anwesende SPD-Kreistagsfraktion diskutierten angeregt und zum Teil kontrovers die Möglichkeiten, die Einrichtung am Leben zu erhalten. Konsens aller war es, das Projekt aus dem aktuellen Modellstatus herauszuheben und eine dauerhafte Lösung zu finden.

Barbara Schleicher-Rothmund: „Die Folgekosten eines gescheiterten Einstiegs ins Berufsleben sind höher als die Förderung Jugendlicher im vorhinein.“

Jutta Steinruck: „Das bbs-Bistro zeigt uns auf eindrucksvolle Weise, dass in Zeiten dramatischer Jugendarbeitslosigkeit in ganz Europa die Förderung der Jugendlichen vor dem Eintritt ins Berufsleben die entscheidende Hürde bzw. Chance darstellt. Leider sind die finanziellen Möglichkeiten, die Brüssel hat, eng damit verbunden, was uns aus den Mitgliedsländern an Geld zugestanden wird. Und damit bin ich derzeit alles andere als zufrieden.“ Dr. Gebhart bedauerte sehr, dass das Projekt bei der letztjährigen Antragstellung auf Förderung aus ESF-Mitteln bereits in der Vorentscheidung gescheitert ist.

Am Ende ging man mit einem Ergebnis auseinander, das auch Schulleiter Sprotte mehr als zufrieden stellte: Barbara Schleicher-Rothmund organisiert zusammen mit dem Schulträger und der Schulleitung einen Gesprächstermin mit dem zuständigen Sozialministerium in Mainz, um zu klären, wie die Schule am besten unterstützt werden kann. Dr. Gebhart wird versuchen, in Berlin Gelder aus dem ESF-Bundesprogramm für das BBS-Projekt zu öffnen. Und im Kreistag wird die SPD-Fraktion – sollte es zu keiner Förderung kommen – die Finanzierung der BVJ-Produktionsklasse als dauerhaften Posten im Etat als Antrag einbringen. (red)

 

 

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