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Otto Eberle GmbH & Co. KG seit 70 Jahren in Landau: Heike Eberle: „Ich mache alles mit ganzem Herzen“

Heike Eberle. Foto: privat [1]

Heike Eberle.
Foto: privat

Landau. „Wir arbeiten sauber, wir sind zuverlässig, und wir kennen unseren Knigge:“ Heike Eberle weiß sehr genau, was ihren Kunden wichtig ist. Die Wirtschaftsgeschichte Rheinland-Pfalz beschreibt so die Otto Eberle GmbH in Landau treffend und präzise.

Heike Eberle ist seit 2015 Nachfolgerin ihres Vaters Helmut Eberle, der aber noch beratend zur Seite steht. Der bereits 1947 von ihrem Großvater gegründete Baubetrieb beschäftigt heute knapp 20 Mitarbeiter und präsentiert sich als Spezialist für Um- und Ausbauten.

1947 startete die Firma aus kleinen Anfängen im Wohnhaus des Gründers Otto Eberle.
Eberle war Kriegsgefangener und hatte nach seiner Rückkehr viele Ideen.

Sein Ziel war, sich von fremden Firmen unabhängig zu machen und sich eine hohe Flexibilität zu verschaffen.

Er war Unternehmer durch und durch und setzte dieses Denken in einer Schreinerei, Schlosserei und der Betonfertigteilproduktion um.

Helmut Eberle trat 1962 in die Firma ein. „Er hat die Baubranche hautnah in all ihren Facetten miterlebt, den technischen Fortschritt mitgetragen und er hat den Qualitätsanspruch meines Großvaters in vollem Maße weiter getragen“, erzählt Heike Eberle.

Diese bewahrt bis heute diesen Anspruch und treibt den Servicegedanken weiter voran. Das Motto der Firma lautet seit eh und je „wertstabil bauen und sanieren“.

Der beste Beweis für das Engagement und die Stärken des Betriebes sind Auszeichnungen wie der Qualitätsmeister (2010) und die Verleihung des 1. Preises für die „Handwerkerseite des Jahres 2012“ in der Kategorie der Maurer und Betonbauer.

 

Helmut Eberle und Heike Eberle. Foto: Otto Eberle GmbH & Co. KG [2]

Helmut Eberle und Heike Eberle.
Foto: Otto Eberle GmbH & Co. KG

Das 70-jährige Firmenjubiläum war für den Pfalz-Express Anlass, mit Heike Eberle über Vergangenes und Zukünftiges zu sprechen.

PEX: Frau Eberle, wie unterscheidet sich denn die damalige von der heutigen Lage?

1947 hatten wir eine andere Ausgangssituation. Die politischen wie wirtschaftlichen Rahmenfaktoren waren anders. Alles war auf Wachstum ausgerichtet. Deutschland war zerstört und musste aufgerichtet werden.
Heute dagegen ist das Bauland sehr rar. Wir leben beengter, agieren in gesättigten Märkten. Wir haben es mit andersartigen Herausforderungen zu tun.

PEX: Was muss ein Firmengründer heute bedenken?

Er muss eine gewisse Leidenschaft und den unbändigen Willen mitbringen, etwas bewegen zu wollen. Natürlich braucht man auch Know-How, um sich situieren zu können, aber das setze ich voraus.

PEX: Welchen Stellenwert haben denn Netzwerke?

Einen sehr großen Stellenwert. Aber Social media alleine? Es ist immer Beides.

Abends gehen die Leute ins Internet, um sich zu informieren. Aber gleichzeitig erkundigen sie sich bei ihren Nachbarn und Freunden: “ Hast du schon mal etwas von der Firma gehört?“ Dadurch wird Online und offline immer in der Synthese erfolgreich sein.

PEX: Aber es gibt immer noch Firmeninhaber, die es nicht so mit dem Internet haben.

Nun, die Präsenz einer Homepage ist wichtig. Damit kann ich Sympathien vermitteln, das ist ein Türöffner oder auch ein Schaufenster. Ich erlebe es auch oft, dass mit mir Menschen am Telefon sprechen, die sagen, gerade eben sehe ich Ihr Bild im Internet. Dann gilt es mit seiner Persönlichkeit zu punkten, die Sympathie des ersten Eindrucks aus dem Netz zu bestätigen und aus einem Anruf einen Auftrag zu verwandeln.

Beziehungen, Netzwerke – es menschelt überall. Geschäfte werden von und mit Menschen gemacht. Wer mit Menschen den Dialog sucht, ist ein guter Netzwerker und er ist auch ein guter Firmenchef. Netzwerke sind eigentlich das, was man früher „Beziehungen“ nannte.

PEX: War es vor 70 Jahren einfacher als heute?

Es war anders, nicht besser. Wir haben heute gesättigte Märkte. Früher, zu Großvaters Zeiten gab es im Kern auch einen Fachkräftemangel. Viele Deutsche waren im Krieg gefallen. Mein Großvater hatte türkische Arbeiter und Leute aus dem Osten angeheuert. Für den Wiederaufbau brauchte man dringend Leute, viele Leute. Das war ja auch schon gewissermaßen eine Flüchtlingswelle.

PEX: Sie sind ja eine eifrige Bloggerin….

Durch das Schreiben verarbeite ich Dinge, meinen Tag, meine Erlebnisse.

PEX: Wie hat sich die Firmenphilosophie im Laufe der Zeit geändert?

Einstellung und Firmenphilosophie haben sich erweitert. Ich habe das verfeinert, was meine Vorfahren, mein Großvater und Vater, mir in die Wiege gelegt haben.

PEX: War es schwierig, die Firmenleitung zu teilen?

Dadurch, dass ich Diplom-Betriebswirtin bin und mein Vater Diplom-Bauingenieur, hat die Doppelspitze ganz gut funktioniert. Die Firmenleitung auf zwei Köpfe zu verteilen, halte ich für gut und klug. Jeder bringt seinen Part und seine Erfahrung ein und damit ist das Unternehmen von allen Seiten, technisch wie kaufmännisch, vielseitig aufgestellt.

PEX: Wie viele Arbeitsstunden hat ihr Tag heute?

Um 7 Uhr beginnt mein Tag bis 17.30 Uhr. Früher habe ich durchgerackert, das mache ich heute nicht mehr.
Frauen in ihrer Doppelrolle bewundere ich sehr. Sie bringen Familie, Kindererziehung und das berufliche Engagement unter einen Hut – das ist eine beachtliche Leistung.

PEX: Nun zur Digitalisierung: Sind wir in Landau dafür gerüstet?

Nicht wirklich. Wir haben ein langsames Internet….in Queichheim – das ist desaströs.

Wir haben ein großes Gelände von 20.000 Quadtratmetern. Um das digitalisieren zu können, bräuchte ich ein zusätzliches W-Lan-Netz, hinten beim Magazin.

Die Digitalisierung ist auch ein kostenintensives Thema. Dabei muss das Internet stabil und schnell sein, das ist die Voraussetzung.

PEX: „Multitasking ist out, zuhören ist in“, das habe ich in einem Ihrer Blogs gefunden und fand das ziemlich gut.

Beispiel: Eine Bekannte hat telefoniert und schneidet Zwiebeln – sie hat sich geschnitten.

Das geht nicht gut. Man muss sich auf einander einlassen. Dabei sind Frauen nicht multitaskingfähiger als Männer, das ist ein Märchen.

Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, dass man produktiver ist, wenn man etwas hintereinander macht. Ich gehe sogar noch weiter: Multitasking führt zu Getriebenheit und führt in eine gesundheitliche Sackgasse.

PEX: Wenn Sie nicht Bauunternehmerin geworden wären, dann….?

Ich bin vielseitig aufgestellt. Ich war früher bei DM. Ein Schicksalschlag hat mich von da weggebracht und ich habe eine Stelle in der Baubranche bekommen, in der ich nun seit 25 Jahren arbeite. Das war eine gute Vorbereitung für die eigene Firma.

„Wohin du gehst, geh immer mit dem Herzen“, lautet mein Motto. Ich mache alles mit ganzem Herzen. Ich glaube, dass sich die Branche nach Herzlichkeit sehnt. Es ist zum Teil eine brutale Branche. Vielleicht ist das meine Berufung.

PEX: Was sind Ihre weiteren Ziele?

Ich möchte eine Firmenkultur haben, bei der es Spaß macht, arbeiten zu gehen und die Kunden zufrieden sind.

Es muss eine Wertschätzung in der Firma geben, in der einer für den anderen eintritt, so eine Art Großfamilie (Heike Eberle lacht).

Mein Großvater hat mir das so vorgelebt. Er hat Mitarbeiter qualifiziert und motiviert. Und hatte einen Schulungsraum für sein Ausbildungsprojekt gebaut.
Er hatte manchmal bis zu sieben Azubis. Natürlich gehört auch eine angemessene Entlohnung zu einem guten Arbeitsklima. Die Leute, die er ausgebildet hat, sind die Leistungsträger unserer Zeit. (desa)

kjlölkökö Foto: privat [3]

Auszeichnungen dokumentieren den Erfolg der Firma: Landeskongress der Offensive Mittelstand und Offensive Gutes Bauen Baden-Württemberg mit Eva Schubert, Referentin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Foto: privat

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