Ostergottesdienste im Speyerer Dom: „Das Biedermeier der Selbstbezogenheit ist zu Ende“

16. April 2017 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer
Speyer, Dom, Bischof Karl-Heinz Wiesemann segnet und entzündet am Osterfeuer die Osterkerze. Fotos: Klaus Landry

Bischof Karl-Heinz Wiesemann segnet und entzündet am Osterfeuer die Osterkerze.
Fotos: Klaus Landry

Speyer – Viele Gläubige besuchten an den Ostertagen die festlich gestalteten Ostergottesdienste im Speyerer Dom. In der Osternacht feierten sie die „Auferstehung Jesu“ als Höhepunkt des Karwoche und des gesamten Kirchenjahres.

„Ist das Christentum nach zwei Jahrtausenden am Ende? Oder steht es erst ganz am Anfang?“ Diese Frage stellte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann an den Anfang seiner Predigt am Ostersonntag. Wegen Fundamentalismus und Terrorismus werde Religion von vielen als lebensbedrohend und gewalttätig erlebt.

„Doch überdurchschnittlich häufig sind Christen Opfer dieser Gewalt. Das Christentum ist die am stärksten verfolgte Religion in der Welt“, betonte der Bischof im Blick auf die Anschläge in Ägypten am Palmsonntag.

Was die Auferstehung Christi bedeutet, müsse man immer neu lernen: „Auferstehung ist Sendung in die Welt hinein“. Sie mache nicht weltfremd, sondern weltfähig. „Das Biedermeier der Selbstbezogenheit ist zu Ende“, so der Bischof. Die Wahrheit der Auferstehung befreie den Menschen aus seinem „kleinen, selbstbezogenen Horizont“ und mache ihn fähig zum „globalen Denken, Lieben und Handeln.“

Die Welt befinde sich aktuell in einer „gefährlich unvollendeten, abgebrochenen Globalisierung mit nur gemeinsam und global zu lösenden, hochexplosiven Problemen wie Terrorismus, nuklearem Wahnsinn, Korruption, Flüchtlingselend, Ausbeutung der Armen und Schwachen.“

Diese Situation rufe nach einer „geistigen und moralischen Kraft, die eine Vision in sich trägt, wie gemeinsames Leben ohne ständige gegenseitige Verwundung und Demütigung möglich wäre“. Die Christen hätten zu lernen, „in der Kraft der Auferstehung ihre Sendung für die Welt gemeinsam zu begreifen und anzugehen.“

Bischof Wiesemann würdigte in seiner Predigt zugleich Papst Benedikt, der am Ostersonntag seinen 90. Geburtstag feierte. Durch sein Festhalten an „einer starken Vernunft im Herzen des Glaubens“ habe er wie kaum jemand zuvor den globalen Horizont der Auferstehung in Erinnerung gerufen. Was das bedeute in einer Welt, die „mit Fake-News und schamloser Propaganda das Vertrauen in ihre eigene Vernunft und Wahrheitsfähigkeit zu verlieren droht“, könne man nicht hoch genug einschätzen.

Beim Gottesdienst am Ostersonntag führten unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller der Mädchenchor, die Domsingknaben, der Domchor und die Dombläser die „Missa octo vocum“ von Francesco Bianchiardi und das Regina caeli von Gregor Aichinger auf.

Begonnen hatte der Gottesdienst in der Osternacht in der Domvorhalle. Am Osterfeuer entzündete der Bischof die Osterkerze, anschließend wurde das Licht an alle Gläubigen in der voll besetzten Kathedrale weitergegeben.

Für die musikalische Gestaltung des Pontifikalamts in der Osternacht sorgten unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Markus Melchiori das Vokalensemble der Dommusik, die Schola Cantorum Saliensis und die Dombläser Speyer. An der Orgel musizierte jeweils Domorganist Markus Eichenlaub.sowie Domorganist Markus Eichenlaub.

Die Osterkerze wird in der Osternacht am Osterfeuer in der Vorhalle entzündet und in den dunklen Dom getragen.

Die Osterkerze wird in der Osternacht am Osterfeuer in der Vorhalle entzündet und in den dunklen Dom getragen.

 

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