Organspende: Die Entscheidung fällt oft noch schwer – Landauer Chefarzt Piorko plädiert für mehr Engagement

5. Juni 2015 | Kategorie: Landau, Regional

Gespräche: Dr. Dirk Piorko, Thomas Hirsch, Christine Schneider.

Landau – Die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland ist gestiegen. 71 Prozent der Deutschen sind grundsätzlich damit einverstanden, wenn nach ihrem Tod Herz, Lunge oder andere Organe entnommen werden, geht aus einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervor. Im Jahr 2013 lag der Wert bei 68 Prozent.

Der Studie zufolge besitzen 35 Prozent der Befragten einen Organspendeausweis, 2012 waren dies nur 22 Prozent gewesen. 90 Prozent der Befragten gaben als Grund für eine mögliche Spende an, anderen Menschen helfen zu wollen. 48 Prozent hofften, damit dem eigenen Tod einen Sinn zu verleihen. Trotz der steigenden Spendebereitschaft warteten in Deutschland noch über zehntausend Menschen auf ein neues Organ.

Wie aber sieht es in der Realität und auch in der Region aus? Darüber haben sich die Landtagsabgeordneten Christine Schneider und der Landauer Sozialdezernent, Bürgermeister Thomas Hirsch, im Landauer Vinzentius-Krankenhaus informiert. Eingeladen hatte der Intensivmediziner und Chefarzt Dr. Dirk Piorko.

Piorko sagte, dass im Nachgang zu den Unregelmäßigkeiten, die es in der Vergangenheit bei der Organspende gegeben hatte, ein deutlicher Rückgang der Spendenbereitschaft zu verzeichnen sei.

Der Mediziner zeigte sich dennoch überzeugt, dass mit jüngsten Klarstellungen die bisherigen Regelungslücken geschlossen seien. Er sieht eine dringende Notwendigkeit, für Organtransplantationen zu werben, da die Deutschen im internationalen Vergleich ohnehin schon „zurückhaltend“ seien.

Fehldiagnose ausgeschlossen?

Seit dem Monatsbeginn gelten nach den Darstellungen von Dr. Piorko in Deutschland verschärfte Vorschriften für die Hirntod-Diagnostik, so dass der Chefarzt keine Gefahr einer fälschlichen Hirntod-Erklärung sieht. Der Hirntod sei der juristische Todeszeitpunkt und die Voraussetzung für die Entnahme von Organen, die in nahezu jedem deutschen Krankenhaus durch „eingeflogene Expertenteams“ erfolgen könne.

Die Vergabe gespendeter Organe und Gewebe geschehe anonym und rein nach der Bedürftigkeit und der zu erwartenden Verträglichkeit.

Der Chefarzt warb dafür, in der Gesellschaft stärker über das Thema Organtransplantationen zu sprechen, um die Sensibilität in der Bevölkerung zu schärfen. Die Organspende sei ein Geschenk, ein Akt der Nächstenliebe, so Piorka.

Weite Informationen gibt es hier im Netz. (cli/Stadt Landau)

 

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