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„Offene Ateliers“ in Rheinland-Pfalz: Ideengeber sind sauer und fühlen sich gemobbt

12. September 2013 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Werner Brand, Teilnehmer der diesjährigen „Offenen Ateliers“, an seiner Hochstadter Staffelei.
Foto: Ahme

Rheinland-Pfalz. Am Wochenende vom 14. und 15. September 2013 sowie dem darauffolgenden Wochenende vom 21. und 22. September 2013 öffnen sich jeweils von 14 bis 19 Uhr die Ateliers vieler Künstler in Rheinland-Pfalz.

Kunstinteressierte haben die Möglichkeit, die Arbeiten der Künstler direkt in der Produktionsstätte zu erleben und den Werken in einer besonderen Atmosphäre zu begegnen. Insgesamt nehmen rund 227 rheinland-pfälzische Künstler teil.
Darunter auch neun Kunstschaffende aus dem Landkreis Südliche Weinstraße.

Bad Bergzabern

– Alice Assel (Malerei, Grafik, Objekte, Textile Installationen; nur 1. Wochenende; www.alice-assel.de)
– Rolf Barth (Malerei, Grafik; nur 2. Wochenende; www.bbkrlp.de – Künstler B)

Burrweiler

– Natascha Brändli (Malerei, Grafik, Skulptur, Plastik, Objekte;  nur an beiden Sonntagen; www.nataschabraendli.de)
– Birgit, Vonholdt (Malerei, Grafik; nur 1. Wochenende, www.bbkrlp.de – Künstler V)

Edenkoben

– Ursula von Biedenfeld (Malerei, Grafik; nur am 15.9.)

Hochstadt

– Werner Brand (Malerei, Grafik)

Insheim

– Gunter Gaubatz (Skulptur, Plastik, Objekte, Materialbilder)

Maikammer

– Alexandra Oehlert (Malerei, Grafik, nur 2. Wochenende; www.alexandra-oehlert.de)

Weyher

– Monika Weber (Malerei, Grafik; nur an beiden Sonntagen; www.monika.weber-art.de)

Infos:  www.bbkrlp.de sowie unter www.offene-ateliers-rlp.de.

Ärger um Aktion Offene Ateliers 2013

Wer sich über die Aktion „Offene Ateliers 2013“ informieren möchte, erfährt, dass diese zwar weitergeführt wird, aber auch, dass „das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur die Aktion Offene Ateliers für 2013 nach 20 Jahren neu ausgeschrieben“ hat.

Und weiter: „Der geschäftsführende Vorstand des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Rheinland-Pfalz war mit seinem Konzept erfolgreich, so dass Organisation und Durchführung in diesem Jahr zum ersten Mal über die Geschäftsstelle des Verbandes abgewickelt werden. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur ist finanzieller Träger. Auf der Seite des Ministeriums ist weiter zu lesen: „Etliches Bewährte ist erhalten geblieben, während anderes wie z. B. das Layout neu gestaltet ist – die Offenen Ateliers haben damit augenfällig ein neues Gesicht bekommen! Neu ist auch, dass die Ateliers wahlweise nur an beiden Sonntagen geöffnet werden können.“

Bisherige Organisatoren Meyer-Grönhof und Lohrengel

Viele Anfragen landen trotzdem immer noch bei Gernot Meyer-Grönhof und Hans Otto Lohrengel.  „Nach 20 Jahren erfolgreicher Durchführung der „Offenen Ateliers“ und guter Zusammenarbeit mit dem Ministerium, erhalten wir als Ideengeber und bisherige Organisatoren, keine Finanzierung mehr für die Weiterführung vom Ministerium in Mainz.
Wir bedauern es sehr, dass wir unsere Veranstaltung, die wir 1993 der damaligen Landesregierung vorgeschlagen hatten, nun nicht mehr selbst weiterführen können.

Ende letzten Jahres kam es überraschend zu einer landesweiten Ausschreibung zur Veranstaltung der „Offenen Ateliers 2013“. Im Februar erhielten wir einen kurzen Brief des Staatssekretärs, in dem uns mitgeteilt wurde, dass sich „eine Jury zugunsten einer Mitbewerbung entschieden hat“.

Die Gründe die zur Auswahl des anderen Bewerbers geführt haben, würden uns natürlich interessieren. Trotz Nachfrage unsererseits liegt uns bisher das für Jurysitzungen übliche Protokoll nicht vor.“

Im Gespräch mit dem Pfalz-Express bringt Gernot Meyer-Grönhof seine Verwunderung und Enttäuschung über den Ablauf zum Ausdruck. „Ausgangspunkt war der Wunsch des neuen BBK-Vorstandes das selbst zu machen. Wir sind nicht mehr im Vorstand des BBK, ein Grund, uns weg zu mobben.

Für uns bitter, wir waren auch am Anfang sauer deshalb. Aber insgesamt ist das eine gute Veranstaltung. Wir haben eine Facebook-Seite eingerichtet, um den Leuten die Möglichkeit zu geben, über die Entwicklung der Offenen Ateliers zu diskutieren.

140 Künstler weniger dabei, Probleme bei der Durchführung, die Unterlagen viel zu spät versendet. Da muss sich das Ministerium fragen lassen, ob das der richtige Weg ist.“

Im Grunde habe man jetzt nur die alten Ideen weiter verfolgt. Copyright-Überlegungen und eventuell rechtliche Schritte wollen Meyer-Grönhof und Lohrengel wohl nicht verfolgen, obwohl sie der Meinung sind, dass das „im Grunde abgekupfert ist“.

„Die  offenen Ateliers sind eine Veranstaltung des Landes. Sie sollten nicht nur eine bestimmte Klientel unterstützen, sondern für Künstler des ganzen Landes Reinland-Pfalz offen sein“. Man habe deshalb in den vergangenen Jahren großzügig „auch andere reingenommen“, sagt Meyer-Grönhof.  „Die finanzielle Förderung des Landes sollte für alle Künstlerinnen und Künstler da sein, nicht nur für die im BBK organisierten. Durch die jetzt neu eingeführten Jury-Regeln werden BBK-Nichtmitglieder eindeutig benachteiligt“, schreiben sie auf der Facebook-Seite http://www.facebook.com/ForumOffeneAteliers

Meyer-Grönhof moniert auch, dass das Ministerium als Geldgeber selbst nicht mal in der Jury saß. „Wir stellen uns die Frage, ob dies die richtige Entscheidung ist, um die landesweiten Offenen Ateliers dauerhaft zu erhalten und hoffen dass die getroffenen Maßnahmen nicht zum baldigen Ende der bisher so erfolgreichen Aktion „Offene Ateliers“ führen werden oder zu einer Verunsicherung der Künstlerschaft, die die Tendenz zu Einzel – oder auf Städte bezogene Veranstaltungen wieder zunehmen lässt. “

Auf Meyer-Grönhofs und Lohrengels Facebook-Seite machen viele ihrem Unmut Luft. Sie beklagen, die eklatante Abnahme von Nicht mitgliedern des BBK-Rheinland-Pfalz. Man habe wirklich gute Leute „ausjuriert“.

„Von vorneherein hätte man ganz klar und ehrlich sagen müssen: Wir wollen das Verhältnis von Mitgliedern zu Nichtmitgliedern drastisch verändern, anstatt lapidare Ablehnungen zu schreiben,“ schreibt Reinhard Ader. „Auch wenn ich mich für die diesjährigen „Offenen Ateliers“ noch gemeldet habe (aufgrund fehlender Alternative), überlege ich mir doch eine Teilnahme bzw. Nichtteilnahme für die Folgezeit – ich denke bei einem gut organisierten privaten „Atelierfest“ erhalte ich vielleicht größere Resonanz.
Damit wäre leider die Idee der „Offenen Ateliers“ verloren gegangen … – aber ist sie das nicht schon, mit dem oben ausgeführten Resultat?“

Auf Anfrage des Pfalz-Express nimmt das Ministerium, in Person des Pressesprechers Wolf-Jürgen Karle dazu Stellung:

„Fakt ist: Die Aktion Offene Ateliers ging 2013 nicht in andere Hände über, und schon gar nicht hat „das Ministerium die Organisation in andere Hände gelegt“ , wie in der Frage formuliert. Organisator der Aktion ist nach wie vor der BBK Rheinland-Pfalz. Der mittlerweile öffentlich ausgetragene Dissens zwischen Mitgliedern des ehemaligen Vorstandes und jetzigen Vorstandsmitgliedern über das „Urheberrecht“ der Offenen Ateliers ist eine interne Angelegenheit des BBK.

Der Kulturministerium ist in der Jury für den Tag der offenen Ateliers vertreten, konnte diesen Platz aber 2013 krankheitsbedingt nicht selbst wahrnehmen. Das Land hat seine Stimmrechte auf eine Vertreterin der Kunstvereine übertragen. Im Übrigen nahm/nimmt das Land Rheinland-Pfalz im Nachhinein keinen Einfluss auf das diesjährige Votum der Jury.

Die Gründe für den Rückgang bei den Teilnehmerzahlen können naturgemäß ohne eine intensive Analyse, die derzeit noch nicht vorgenommen wurde/werden konnte, nicht abschließend benannt werden. Ein möglicher Grund, für den es einige Anhaltspunkte gibt, wäre, dass die Jury offensichtlich dieses Mal strengere Maßstäbe bei der Jurierung angelegt hat als in den Jahren zuvor.

Von einem gezielten Ausschluss von Nichtmitgliedern des BBK bei der Aktion Offene Ateliers kann aus Sicht des Kulturministeriums keine Rede sein. Die Jury-Entscheidungen sind nachvollziehbar und es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Zugehörigkeit zum BBK hierbei eine ausschlaggebende Rolle gespielt hätte.

Entsprechend den Ausschreibungsmodalitäten zu den Offenen Ateliers 2013, die alle Bewerberinnen und Bewerber mit ihrer Bewerbung akzeptiert haben, gilt nach wie vor für alle BBK-Mitglieder das vereinfachte Verfahren der Anmeldung über das entsprechende Formular.

Alle übrigen Kunstschaffenden – das betrifft auch diejenigen, die in der Vergangenheit bereits an der Aktion teilgenommen haben – müssen hingegen ein Bewerbungsverfahren durchlaufen.

Bei einer Aktion, die vom BBK veranstaltet/organisiert wird, ist dies nicht zu beanstanden und entspricht im Übrigen der Vorgehensweise, die auch bei Veranstaltungen/Aktionen anderer Vereine/Verbände – auch außerhalb der Kunstszene – allgemeiner Usus ist. Dies als Versuch zu werten, „Nichtmitglieder des BBK immer mehr auszuschließen“ zeugt von einer verzerrten Realitätswahrnehmung. “ (desa)

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Ein Kommentar auf "„Offene Ateliers“ in Rheinland-Pfalz: Ideengeber sind sauer und fühlen sich gemobbt"

  1. „Lieber Herr Ministeriumssprecher Karle“, möchte man ihm (von einem langjährigen BBK-Mitglied) antworten: „Korrekt“ wäre es gewesen, wenn der BBK, sprich die 1. Vorsitzende Frau Richter-Kundel, nicht nur ans „Aussieben“ denken würde, sondern sich fragte: Bürgen nur die im BBK organisierten Künstler für gute Qualität? Und: muss ich die professionell gut arbeitenden Künstlerinnen und Künstler, die schon einmal eine Jurierung durchlaufen hatten und jahrelang dabei waren, nochmal durch Jurierung drangsalieren – nur weil sie nicht im BBK sind?
    Lieber Herr Ministeriumssprecher, meist wird ausjuriert, weil das Verhältnis zu vieler Anmeldungen mit zu geringerer Ausstellungsfläche nicht in Einklang zu bringen ist.
    Hier aber war genug Platz vorhanden! Sogar ganz Rheinland-Pfalz stand als Ausstellungsfläche zur Verfügung!
    Und: Das Publikum wäre, wie in den vergangenen Jahren der „Offenen Ateliers“ in die Rolle der Juroren geschlüpft – genau das wurde dieses Jahr vertan!
    Wer will sich, lieber Herr Karle, von einer Jury reglementieren lassen, die nur Reduktion und „Inventur“ (haha) im Kopf hat?“
    „Leute, was regt Ihr Euch denn so auf, Ihr empfindsamen Künstlergeschöpfe“, würde wohl ein Marcel Duchamp antworten: „Ich wurde mit meinem Pissbecken auch ausjuriert – und ….?“ Reinhard Ader 20.9.13