Ökonomische Nische: Landwirtschaftliche Familienbetriebe haben es schwer – Arbeitskreis Rheinkultur besucht Schmiedhof in Neupotz

12. Dezember 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional, Regional
Kuhstall-Besichtigung mit Hofherr Roland Bellaire. Foto: v. privat

Kuhstall-Besichtigung mit Hofherr Roland Bellaire.
Foto: v. privat

Neupotz – Der Arbeitskreis Rheinkultur der Jungen Union (JU) Kreisverband Germersheim hat sich auf dem Schmiedhof in Neupotz umgeschaut.

Der Arbeitskreis mit Leiter Christopher Hauß besichtigte mit Schmiedhof-Eigentümer Roland den gesamten Hof. Bellaire zeigte die Ställe der Kälber, die Trockenöfen für den Tabak, den Milchautomaten und den großen Stall mit rund 65 Kühen. Dort bekam die Gruppe ein Stück Digitalisierung im Kuhstall zu sehen – einen Melk-Roboter.

Nach Impulsvorträgen des Hofherrn fand man sich im Wohnhaus ein, um zu frühstücken und zu diskutieren.

Bellaire schilderte die schwierige Lage, in der sich Familienbetriebe wie der Schmiedhof zur Zeit befinden. Die Milchproduktion sei aufgrund des niedrigen Milchpreises immer noch unrentabel. Die Viehhaltung allerdings ist eine Leidenschaft, von der sich Bellaire noch nicht verabschieden möchte.

Wegen der ungünstigen Großwetterlage und des Bestrebens der Abnehmer, immer größere Chargen beim gleichen Lieferanten nachzufragen, richten sich die Kleinbetriebe in der Südpfalz zunehmend in ihrer eigenen Nische ein. Bellaires Nische ist momentan die Tabakproduktion. Die sei zwar sehr aufwendig, aber wenig verbreitet.

Es folgte eine ausführliche Diskussion der Teilnehmer zu der Problematik von Kleinbetrieben. Den Menschen in Deutschland gehe es in erster Linie bei Lebensmitteln um den Preis, so der Konsens, der möglichst niedrig liegen soll. Andererseits setzen inzwischen viele Leute auf Bio-Lebensmittel, die jedoch ebenfalls in landwirtschaftlichen Großbetrieben angebaut werden und oft sehr weit transportiert werden müssen.

„Wirklich nachhaltig ist vor allem eine regionale und saisonale Ernährung“, so Christopher Hauß. Einigkeit herrschte auch darüber, dass in Deutschland Lebensmittel zu gering geschätzt würden.

Gregory Meyer, Kreisvorsitzender der Jungen Union, verglich die Situation mit Frankreich, dem Heimatland seines Vaters: „Die Wertschätzung von Lebensmitteln in Frankreich ist eine völlig andere. Die Franzosen nehmen sich Zeit zum Essen und legen viel mehr Wert auf die Qualität der Lebensmittel.“

Nach langem Austausch von Argumenten kamen die Besucher zu dem Schluss, dass nicht die Politik die Situation der landwirtschaftlichen Familienbetriebe langfristig verbessern könne. Der Wandel müsse in den Köpfen der Verbraucher stattfinden. Lebensmittel und deren Qualität sollten einen höheren Stellenwert im Leben der Deutschen bekommen und Familienbetriebe so die Chance eröffnen ihre „ökonomische Nische“ zu verlassen und beispielsweise wieder gewinnbringend Milch produzieren zu können. (ch/red)

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