Neustadter Stiftskirche: Sonderdruck zum ehemaligen „Liebfrauenstift“

2. November 2013 | Kategorie: Allgemein, Bücher, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Ratgeber

 

Die Neustadter Stiftskirche war das ehemalige Liebfrauenstift.
Foto: red

Neustadt. Band 14 in der Reihe ihrer Sonderdrucke hat die Bezirksgruppe Neustadt des Historischen Vereins der Pfalz in der Neustadter Stiftskirche vorgestellt.

Autor des Werkes das sich nicht nur mit der mittelalterlichen Geschichte der ehemaligen Kurpfalz, sondern am Beispiel der Familie des Landschaden von Steinach und ihres Burgenbesitzes in der Südpfalz beschäftigt, ist Gerd Norbert Meyer, früher Oberstudienrat am Neustadter Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium und langjähriger 2. Vorsitzender der Bezirksgruppe.

Die Stiftskirchengemeine Neustadt an der Weinstraße mit Pfarrer  Oliver Beckmann und Presbyteriums-Vorsitzenden Lutz Wiedmann konnten zusammen mit Vorsitzenden der Bezirksgruppe, Werner Schreiner zahlreiche Gäste begrüßen, denen Autor Gerd Norbert Meyer zuerst eine kleine Darstellung zeigte, wie sein Werk entstanden ist und wie Tochter Daniela Meyer die Illustration und das Layout des neuen Werkes betreute.

Gerd Norbert Meyer war übrigens auch mit von der Partie, als die Bezirksgruppe vor einigen Jahren das Seelbuch des Liebfrauenstifts transkribierte.

Das Neustadter Liebfrauenstift – volkstümlich besser bekannt unter der Bezeichnung „Neustadter Stiftskirche“ – hat je seit vielen Jahren überregionale Bedeutung. Heutzutage wird diese leider oft nur deutlich gemacht an der Tatsache, dass die Kirche als Simultankirche genutzt wird und noch immer konfessionell getrennt ist. Im Jahre 2013 durften sich die Neustadter jedoch darüber freuen, dass ihre Stiftskirche nach einer aufwändigen Restaurierung in neuer Pracht wieder offen stand.

Die Zeit der Restaurierung und Sanierung des mittelalterlichen Kirchenbaus hat weitere wichtige Erkenntnisse der Geschichte dieses für Neustadt an der Weinstraße so bedeutenden Bauwerkes zu Tage treten lassen, insbesondere was die wertvollen Grabdenkmäler dieser Grablege der Wittelsbacher betrifft.

Bei der Sanierung des Fußbodens der Stiftskirche wurden vor rund zwei Jahren im Längsschiff  weitere wertvollen Grabdenkmäler der Kirche gefunden, darunter mit dem Harfenwappen das des Hans Landschad von Steinach. Mit diesem überraschenden Fund hat sich die Zahl der Grabdenkmäler dieser Ritterfamilie aus dem Odenwald (Neckarsteinach) in der Stiftskirche auf drei erhöht.

Informationen aus dem bereits von der Bezirksgruppe des Historischen Vereins veröffentlichten machten deutlich, warum drei Familienmitglieder der Neckarsteinacher Familie in Neustadt ihre letzte Ruhestätte fanden. Sie waren Wohltäter des Stifts.

Angeregt von den Informationen aus dem Seelbuch über die Landschaden als spendende Wohltäter und ihre Grabdenkmäler, gaben Gerd Norbert Meyer den Anstoß, ein Werk zu verfassen, das dazu beitragen soll, das mittelalterliche Leben in Neustadt und in der Südpfalz und damit auch im Bereich der damaligen Kurpfalz weiter zu erhellen, waren doch die Landschaden höchste Amtsträger des Kurfürsten und hatten somit für Stift, für die Stadt und darüber hinaus für verschiedene Regionen der Pfalz eine große Bedeutung.

Im Seelbuch des Liebfrauenstifts sind die Stifter, Wohltäter und Spender genannt, die je nach ihren finanziellen Möglichkeiten dem Stift in Neustadt Geldsummen zuwandten, um sich für ihr Seelenheil und für das ihrer Angehörigen einen Platz im Himmel zu erwerben.

Einige Vertreter der Landschaden waren infolge ihres Reichtums und ihrer Ämter sowie infolge ihres großen Pfandbesitzes in der Südpfalz zu größeren Zuwendungen in der Lage. Ihre Motive waren in der Regel religiös; man wollte für sein Seelenheil sorgen und sich einen „Platz im Himmel“ sichern. Zuwendungen fanden auch statt, um das Sozialprestige, d.h. den Ruhm der Familie, zu erhöhen und bei bereits Verstorbenen auch weiterhin die Pflege ihres Ansehens (Memoria) sicherzustellen. Natürlich stellten die Spenden auch sicher, dass man das  Anrecht auf eine Grablege in die Stiftskirche hatte.

Dank ihrer hohen Ämter als Vitztum, d.h. als Hofmeister und als kurfürstlicher und königlicher Rat waren sie anwesend, wenn der Kurfürst und König in Neustadt zu Amtshandlungen, Festen oder Trauerfeiern weilte. Welche Rolle die Landschaden dabei spielten, wird aus einer bisher wenig bekannten Quellengattung im Rahmen der Darstellung erarbeitet.

Dass die Landschaden nicht nur in der Kirche oder am Hof des Kurfürsten weilten, sondern gegenüber der Stadtburg des Kurfürsten in Neustadt einen großen Hof besaßen, wird ebenfalls im Rahmen der Untersuchung deutlich. Zum ersten Male wird auch der Nachweis eines Ritterturniers in Neustadt geführt und auf das Turnierwesen und die Pferdeleidenschaft des Kurfürsten Ruprecht I. eingegangen.

Neues erfährt man anlässlich der Trauerfeier für diesen Fürsten in der Stiftskirche auch über die Aufgaben der Beginen in Neustadt.

Manche Ergebnisse des Buches erhellen so die Bedeutung unseres Raumes  und unserer Stadt für die Geschichte der rheinischen Wittelsbacher im 14. und 15. Jahrhundert.

Das aus vier Teilen bestehende Werk verfügt neben dem in Titel erwähnten Hauptinhalt in einem Teil auch über einen Katalog der Orte, die an die Landschaden des 14. und 15. Jahrhunderts in der Pfalz erinnern. In einem weiteren Teil werden die Beziehungen zu Neustadt dargestellt.

Ein umfangreicher 4.Teil beschäftigt sich mit der Etymologie des Namens „Landschaden“ sowie den Wappen und Siegeln der adligen Familie. Mehr als 100 Abbildungen hat Gerd Norbert Meyer für sein Werk zusammengetragen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis zusammen mit einem Abbildungsverzeichnis sowie ein Orts- und Personenregister runden diesen Band der Veröffentlichung der Bezirksgruppe.

Die Bezirksgruppe Neustadt hat zwei Veröffentlichungsreihen – eine sogenannte „Große Reihe“ und eine Reihe „Sonderdrucke“ in der dieser neue Band erschienen ist. Darüber hinaus gibt es weitere Veröffentlichungen der Bezirksgruppe, die sich mit der Geschichte der Stiftskirche beschäftigen. Alle Informationen über die Veröffentlichungen die Bezirksgruppe Neustadt und ihre Veröffentlichungen findet man unter www.historischer-verein-neustadt.de .  (red)

Bezirksgruppe Neustadt des Historischen Vereins der Pfalz
Reihe Sonderdrucke – Band 14
Gerd Norbert Meyer  Die Landschaden von Steinach – in ihrer Bedeutung für das Liebfrauenstift Neustadt, für die Stadt Neustadt und die Südpfalz
Neustadt an der Weinstraße – 208 Seiten
ISBN 978-3-9816211-0-5 – Vkp 19.90 €

 

 

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen