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Neustadt: Spatenstich für Grünzug Böbig – Speyerbach wird renaturiert

18. Februar 2018 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional

Ministerin Höfken übergibt OB Weigel den Förderbescheid.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Neustadt. Ministerin Ulrike Höfken (Grüne) hat beim symbolischen ersten Spatenstich zum „Grünzug Böbig“einen Förderbescheid über 1 Million Euro des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums an Oberbürgermeister Marc Weigel übergeben, der sich herzlich dafür bedankte.

Mit diesem Projekt werde nun eine neue und attraktive Anbindung an den Bahnhaltepunkt „Böbig“ geschaffen, so Weigel.

„Wir wollen den Sünden der Vergangenheit, die aus Bächen Kanäle gemacht haben, etwas entgegen setzen“, sagte Höfken. Gewässer seien im Hinblick auf die „Aktion Blau“ auch für das Thema Biodiversität sehr wichtig. „Wir kombinieren anliegen vor Ort und helfen gleichzeitig bei der Entwicklung von Regionen.“

Auch als potentielles Lachsgewässer sei der Speyerbach interessant, so Höfken weiter. „Das Geld ist gut investiert.“

Der Grünzug Böbig in unmittelbarer Nachbarschaft des Kurfürst Ruprecht-Gymnasiums gelegen, sei die Verlängerung des Grünzugs Wallgasse Richtung Osten, führte Höfken weiter aus.

Der Speyerbach soll im Bereich zwischen Winzinger Straße und Landwehrstraße auf einer Länge von 600 Metern renaturiert werden. Damit soll die Gewässerstruktur verbessert und ein attraktiver Lebensraum für Tiere und Pflanzen geschaffen werden.

Für die Bürger will man die Aufenthalts- und Erlebnisqualität am Gewässer durch naturnahe Gewässerstrukturen optimieren.

Den Auftrag für die Objektplanungen Freianlagen, Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen, den landschaftspflegerischen Begleitplan einschließlich der erforderlichen Sondergutachten wurde an das Ingenieurbüro BCA in Speyer vergeben.

Ursprünglich sollten die Arbeiten bereits 2013 beginnen, allerdings hatte das Land damals wegen Bedenken mit Blick auf Finanzierung und übergeordnete wasserrechtliche Vorgaben nicht zugestimmt.

Nachdem Rheinland-Pfalz im Jahr 2015 dann seine Bereitschaft für eine Förderung im Rahmen der Aktion Blau+ signalisierte, wurde die Idee der Renaturierung des Speyerbachs mit neuen Rahmenbedingungen wieder aufgegriffen.

„Die Renaturierung fokusiert das Konzept „Instream River Training“ zu deutsch „Flussbau im Stromstrich“, erläuterte Dr. Probst vom Planungsbüro beim Spatenstich.

Dabei handle es sich um eine Form des Gewässerbaus, bei der durch den gezielten Einsatz von Lenkbuhnen und Pendelrampen die Strömung verändert wird, um ungewünschte Sohl- bzw. Ufererosionen zu verhindern.

Gleichzeitig könnten aber auch unterschiedliche Strömungen und Tiefen erzeugt werden, die besonders von den im Wasser lebenden Tieren gebraucht werde.

Neben Abböschungen, die den bisher durch Mauern eingefassten Bach aufweiten, wird im Bereich zwischen Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium und Schulzentrum Böbig der Speyerbach zweimal meandrieren und hier werden auch die intensivsten Renaturierungsmaßnahmen vorgenommen.

Uferabflachungen und Niedrigwasserzonen mit Schilfbeständen verbunden mit Sitzstufen und einem kleinen Steg eröffnen den beiden Schulen die Möglichkeit hier ein grünes Klassenzimmer zu etablieren.

Kurfürst Ruprecht Gymnasium in Neustadt.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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Hintergrund: Aktion Blau Plus

20 Jahre Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz

Die Aktion Blau Plus ist ein Aktionsprogramm des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, das seit 1995 erfolgreich die Wiederherstellung von naturnahen Gewässerzuständen fördert.

Die Aktion Blau Plus umfasst sowohl die finanzielle Unterstützung durch das Land bei Renaturierungen. Außerdem steht der Begriff für unser Umdenken:
weg von der rein zweckgebundenen Gewässernutzung – hin zu einer umfassenden Betrachtung der ökologischen, ökonomischen und kulturellen Funktion unserer Gewässer.

Die Aktion Blau Plus ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil zur Umsetzung der Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie und des AGENDA 21 Prozesses geworden. Alle Maßnahmen befassen sich nicht nur mit dem Gewässer selbst, sondern stets auch mit dem Umfeld der Gewässer, der Aue und letztlich dem Einzugsgebiet.

Im Jahr 2011 wurde die erfolgreiche Aktion Blau um verschiedene „Plus“-Punkte erweitert. Die neue Aktion Blau Plus wird künftig – mehr noch als bisher – bei Renaturierungsmaßnahmen die kommunale Entwicklung, den Denkmalschutz, die Landwirtschaft, den Naturschutz und die Umweltbildung miteinander vernetzen.

Zudem werden die Menschen vor Ort verstärkt eingebunden. Mit der Aktion Blau Plus sollen bis zum Jahr 2015 rund 110 Millionen Euro in die Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz investiert werden. (desa/red)

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