Neujahrsempfang der CDU mit Generalsekretär Peter Tauber: „Ängste sind ein schlechter Ratgeber“

1. Februar 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional, Regional

Peter Tauber und die CDU-Spitze im Kreis Germersheim.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Germersheim – Er hat alle mitgerissen: CDU-Generalsekretär Dr. Peter Tauber war Gast auf dem Neujahrsempfang der CDU im Kreis Germersheim und hielt eine flammende Rede, die den Gästen wohl noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.

Als einen „Glücksfall für die CDU“ hatte zuvor Bundestagsabgeordneter Dr. Thomas Gebhart den Bundespolitiker bezeichnet, als einen „klugen Kopf, der frischen Schwung in die Union bringe, aber dennoch klar die Werte der CDU“ verkörpere.

Tatsächlich bezog Tauber deutlich Position, appellierte an Geschlossenheit, Zusammenhalt, ja sogar Patriotismus. Tauber sprach über Flüchtlinge, Ängste der Bevölkerung, Arbeit der Politiker, über die Weiterentwicklung Deutschlands und nahm auch kurz Stellung zu Pegida.

„Krude Thesen“

An Pegida ärgere ihn besonders deren Anschuldigung, dass Politiker für die Bürger nicht erreichbar seien: „Das ist in der Sache falsch.“ Zwei Millionen Menschen engagierten sich in Deutschland ehrenamtlich in Parteien, es könne von Unerreichbarkeit keine Rede sein. Wer das Recht zu demonstrieren wahrnehme, müsse eben auch darauf gefasst sein, dass Diskussionen entstünden: “Pegida aber will einfach nur Recht bekommen mit ihren kruden Thesen.“

Dabei habe er Verständnis, wenn die Menschen verunsichert seien und sich fragten, ob denn politisch alles richtig laufe. Tauber erinnerte aber auch an ein Zitat Helmut Kohls aus seiner Rede zur Wiedervereinigung: „Aus Ängsten kann nichts Gutes erwachsen“.

„Probleme benennen und anpacken

Angst sei in der Tat ein schlechter Ratgeber, meinte Tauber. Da helfe nur, die Probleme beim Namen zu nennen, diese zu differenzieren und dann anzupacken: „Das braucht Zeit und ist nicht ad hoc zu erledigen. Wir müssen die Menschen mitnehmen.“ Dafür sei Geschlossenheit in der Partei unabdingbar.

Zu differenzieren sei auch der Blick auf die Mitbürger muslimischen Glaubens. Eine Umbenennung von christlichen Feiertagen beispielsweise in Kitas ginge keinesfalls von den Muslimen aus. Als Impulsgeber sei die politische Linke für solcherart Diskussionen verantwortlich.

Flüchtlingen wiederum müsse man erklären, welche Werte in Deutschland gelten: „Man muss ihnen beibringen, welche Werte hier gelten – woher sollen diese Menschen es wissen? Das muss aber jemand tun“, betonte Tauber. Es sei dennoch nicht immer ganz leicht zu beurteilen, wer wirklich Asyl in Deutschland brauche, aber: „Wer wirklich Hilfe braucht, ist natürlich willkommen.“

Das Einwanderungsgesetz sei diesbezüglich noch nicht richtig zu Ende gedacht. Deutschland brauche „tolle Menschen“, solle offen sein, aber „klar sagen, welche Regeln hier gelten“. Australien als klassisches Einwanderungsland sei in diesem Punkt bedeutend weiter, hierzulande herrsche zu viel Bürokratie und Kopflastigkeit vor, so der Generalsekretär.

„Geschlossen in die Zukunft“

Peter Tauber trat der Jungen Union (JU) im Jahr 1991 bei, 1992 auch der CDU, und vereint eine Mischung aus konservativem und modernem Denken in seiner Person. Der studierte Germanist, Politikwissenschaftler und promovierter Neuhistoriker sprach sich in seiner Zeit als Vorsitzender der Jungen Union für die Beibehaltung des umstrittenen Abtreibungsparagrafen 218 aus, lehnt auch die Präimplantationsdiagnostik (PID) und jede Form der Sterbehilfe ab.

Gleichzeitig ist er Vorreiter in Sachen neue Medien. Seit März 2012 ist Tauber zusammen mit Thomas Jarzombek Gründungsvorsitzender von CNetz – Verein für Netzpolitik.

Das Internet verändere die Gesellschaft fundamental, sagte Tauber in Germersheim: „Und es liegt an uns, ob diese Veränderung gut wird oder nicht.“

Man stehe gerade erst am Anfang einer umwälzenden Entwicklung. Flächendeckend selbstfahrende Autos, selbstregulierende Häuser mit Gesundheitscheck der darin lebenden Personen – das alles sei nur noch wenige Jahre entfernt. Tauber sieht auch den wirtschaftlichen Aspekt: „Von wem soll die Software dazu kommen? Von Apple, Google – oder von Bosch?“ Hier gelte es, frühzeitig die Weichen zu stellen: „Wir brauchen Offenheit für neue Ideen.“

Zum Abschluss des Vortrags gab es vom Generalsekretär eine Motivationsspitze für die Parteifreunde. Ob Berufspolitiker oder Ehrenamtler – beides sei Dienst am Land: „Wenn wir nicht stolz sind auf schwarz-rot-gold – wer dann? Wir müssen mit Liebe und Begeisterung für unser Land einstehen.“ Man könne mit Recht stolz auf die Mitgliedschaft bei der CDU blicken, ohne deswegen unkritisch oder überheblich zu sein, warb Tauber um mehr Selbstbewusstsein.

Ein Goethe-Zitat beendete den Vortrag: „Wenn wir bewahren wollen, was wir haben, werden wir Vieles ändern müssen“. Damit Deutschland eine freiheitliche Demokratie und ein Rechtsstaat bleibe, müsse man bereit sein, kleine Dinge zu verändern, damit das wirklich Wichtige Bestand habe, schloss Tauber.

Thomas Gebhart sprach mit Blick auf das Attentat in Paris das Mitgefühl und die Solidarität der Gemeinschaft für die „französischen Freunde“ aus und forderte eine besonnene Reaktion, jedoch eine klare Absage an den Radikalismus: „Deutsche und ausländische Mitbürger, Christen und Muslime: Alle müssen das klipp und klar sagen.“

Demnächst werden die drei Kreisverbände mit der „Vision 2025“ auf den Weg gehen, informierte Gebhart. Dabei soll eruiert werden, wo die Chancen, Herausforderungen oder auch Gefahren in der Zukunft der Südpfalz liegen. Bei mehreren Veranstaltungen können und sollen Bürger ihre Ideen und Vorstellungen mit einbringen.

Landtagsabgeordneter Martin Brandl legte eine Schweigepause für den am Vormittag verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und ging im Anschluss auf das drohende Güterverkehrsproblem ein.

Auch dieses gelte es differenziert zu betrachten, sagte Brandl an Anlehnung an Taubers Rede. Würde jetzt keine Lösung gefunden, könne sich die Problematik über Jahrzehnte hinziehen. Grundsätzlich begrüßte Brandl die Verlagerung auf die Schiene, jedoch nicht durch die Südpfalz. Rechtsrheinisch sei es bereits heute möglich, den Verkehr auf einer Schiene zu fahren. Eine Auslagerung in die hiesige Region lehnen Brandl und auch alle anderen Kommunalpolitiker vehement ab (Pfalz-Express berichtete mehrfach).

Für Klaviergenuss beim Neujahrsempfang sorgte Pianist Karl-Heinz Simon, stellvertretender Leiter der Städtischen Musikschule und Musikakademie Germersheim und Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik in Saarbrücken. (cli)

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2 Kommentare auf "Neujahrsempfang der CDU mit Generalsekretär Peter Tauber: „Ängste sind ein schlechter Ratgeber“"

  1. Willibald Krötzmann sagt:

    PEGIDA hatte sechs Forderungen an die Bundespolitik, die hier angeblich als KRUDE verunglimpft wurden:

    – Ein neues Zuwanderungsgesetz – und damit ein Ende der „unkontrollierten, quantitativen Zuwanderung“. Stattdessen sollen Regeln für eine „qualitative“ Einwanderung formuliert werden – als Vorbilder Kanada und die Schweiz.
    – Die Aufnahme des Rechts, „aber auch der Pflicht“ zur Integration im Grundgesetz.
    – Die konsequente Ausweisung bzw. ein Einreise- und Aufenthaltsverbot für „religiöse Fanatiker und Islamisten“, die in heiligen Kriegen kämpfen würden.
    – Direkte Demokratie auf Bundesebene auf der Basis von Volksentscheiden
    Ein Ende der „Kriegstreiberei mit Russland und ein friedliches Miteinander der Europäer“ – ohne Autoritäts-Verlust der EU-Staaten durch die „irrwitzige Kontrolle aus Brüssel“. Dabei müsse der Autoritäts-Verlust der Parlamente einzelner EU-Staaten „durch die irrwitzige Kontrolle aus Brüssel“ verhindert werden.
    – Mehr Mittel für die Innere Sicherheit Deutschlands, vor allem für die Polizei und ein Ende des Stellenabbaus bei Selbiger
    —————————————

    Das einzig krude ist die linksgerückte CDU, die islamistische Masseneinwanderung fördert.
    Abwählen!

  2. Dieter Tegern sagt:

    … zumal die Forderung nach einem intelligenten Einwanderungsgesetzt nun plötzlich von den etablierten Parteien aufgegriffen wird. Wenn Pegida-Demonstranten so etwas fordern, werden diese gleich in eine bestimmte Ecke gestellt.

    Ich für meinen Teil bin aus der CDU ausgetreten und wähle nie wieder eine der Blockparteien. In Deutschland muss sich einiges gründlich ändern. Das wird auch Herr Tauber nicht schaffen. Das Publikum bestand ja auch nur aus geschätzten 25 Zuhörern (s. Bilder).