Nach der Schule zum „Bund“? – Entscheidungshilfe Karrierecenter: Bundeswehr bietet viele Möglichkeiten

6. August 2016 | Kategorie: Ausbildung & Beruf, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional, Südwestpfalz und Westpfalz
Oberleutnant Thorsten Lorenz und Regierungsamtfrau Heike Bentz im Karriereberatungsbüro der Bundeswehr in Neustadt. Fotos: pfalz-express.de/Licht

Oberleutnant Thorsten Lorenz und Regierungsamtfrau Heike Bentz im Karriereberatungsbüro der Bundeswehr in Neustadt.
Fotos: pfalz-express.de/Licht

Neustadt/Kaiserslautern – Wie soll es nach der Schule weitergehen? Bei der Entscheidung über die berufliche Zukunft sind jede Menge Fragen zu beantworten. Vieles ist möglich, aber wie wählt man das Passende aus?

Immer mehr junge Menschen entscheiden sich mittlerweile für eine berufliche Laufbahn bei der Bundeswehr. Jedes Jahr werden etwa 16.000 Soldaten auf Zeit eingestellt, Männer und Frauen. Die Bundeswehr ist somit einer der größten Arbeitgeber Deutschlands.

2011 wurde der verpflichtende Wehrdienst in Deutschland abgeschafft. Seither gibt es die Möglichkeit, bei der Bundeswehr mit dem freiwilligen Wehrdienst (FWD), als Soldat auf Zeit (SaZ) oder als Berufssoldat (BS) zu beginnen. Auch im zivilen Bereich der Bundeswehr kann man eine Ausbildung oder eine Studium absolvieren.

Überblick bekommen: Karriereberatungsbüros helfen

Klarheit über die eigenen Fähigkeiten, Interessen und beruflichen Vorstellungen zu gewinnen ist nicht immer ganz einfach. Ebensowenig, sich über die komplexen Möglichkeiten bei der Bundeswehr einen eigenen Überblick zu verschaffen.

Dabei helfen die etwa 110 Karriereberatungsbüros bundesweit. Für die Pfalz sind die Karriereberatungsbüros in Kaiserslautern und Neustadt an der Weinstraße zuständig.

Leiter der beiden Büros ist Oberleutnant Thorsten Lorenz, der seit fünf Jahren in den Büros vor Ort, auf Berufsmessen, Infobörsen oder an Schulen über die beruflichen Möglichkeiten bei den Streitkräften Rede und Antwort steht. Bis zu 200 Informationsvorträge hält der Offizier im Jahr.

Interessenten können in Kaiserslautern oder in Neustadt einen Termin vereinbaren. In Kaiserslautern stehen Regierungsamtsrätin Karen Lukas, Hauptfeldwebel Denis Bläs und Hauptfeldwebel Sebastian Schneider für Gespräche zur Verfügung.

Neustadt indes ist ein reines „Frauenbüro“: Regierungsamtsfrau Heike Bentz, Hauptbootsmann Tanja Pieck und Hauptfeldwebel Sonja Cole beraten zu den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten in den zivilen und militärischen Laufbahnen, die die Bundeswehr bietet.

Wer an einer militärischen Laufbahn interessiert ist, muss ohnehin ein Beratungsbüro aufsuchen: Ohne ein Vorgespräch ist eine Bewerbung gar nicht möglich.

Bei einer zivilen Laufbahn können sich Interessenten online bewerben. Auch hier ist die Auswahl der verschiedenste Berufe groß: Es werden beispielsweise Elektroniker, Baustoffprüfer, Mechatroniker, Köche, Feuerwehrleute, Lageristen, Maler und Lackierer, Tischler, oder Ingenieure und IT-Spezialisten ausgebildet.

„Viele haben falsche Vorstellungen“

Informieren und beraten ist die Hauptaufgabe, denn viele jungen Leute kommen mit einem falschen Bild von der Bundeswehr. Nicht wenige hätten noch die überalterte Vorstellung einer Musterung und einer Zuweisung in einen bestimmten Bereich, berichtet Thorsten Lorenz: „Wie früher.“

Die meisten Interessenten seien auch überrascht, dass „niemand in Uniform die Tür aufmacht, sondern eine Frau in Zivil“, erzählt Heike Bentz. „Kann man es besser darstellen, was wir mittlerweile sind?“

Vom Ministerium gibt es Vorgaben, was unbedingt angesprochen werden muss. Das seien unter anderem die Besonderheiten und Risiken des Soldatenberufs, sagt Lorenz. Dazu gehöre die mögliche Gefahr für Leib und Leben, der Schusswaffengebrauch und Auslandseinsätze. Eine uneingeschränkte Bereitschaft, diese Anforderungen zu erfüllen, ist eine zwingende Grundlage.

Auch innerhalb Deutschlands mobil zu sein, wird vorausgesetzt. Bundesweite Mobilität ist erforderlich, jedoch versucht die Bundeswehr immer auch regionale Wünsche der Einzelnen zu berücksichtigen.

„Die Bundeswehr ist kein Computerspiel“, sagt Lorenz. „Das sollte jedem klar sein. Wir müssen offen und ehrlich beraten.“

Laufbahn-Möglichkeiten

Vier Laufbahnen gibt es bei der Truppe:

  • Die Offizierslaufbahn mit den Voraussetzungen Abitur oder Fachhochschulreife.

13 bis 17 Jahre muss ein Offizier mindestens bei der Bundeswehr verbringen. Teil der Ausbildung ist ein in der Regel vierjähriges Studium an einer der Bundeswehruniversitäten in Hamburg oder München.

Im zivilen Vergleich entspricht die spätere Stellung etwa der Management-Ebene.

  • Die Feldwebel-Laufbahn entspricht der zivilen Meister-Ebene.

Mitgebracht werden muss die Mittlere Reife oder ein Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung.

Die Feldwebel-Tätigkeit ist unterteilt ist den allgemeinen Fachdienst (berufsnaher Einsatz in technischen, kaufmännischen, logisitischen oder auch medizinischen Bereich) und in den Truppendienst mit rein militärischen Aufgaben. Die Verpflichtungszeit bis zu 13 Jahren beinhaltet bei Bedarf eine zivile Berufs- oder Meisterausbildung

  • Die Unteroffiziere entsprechen der Gesellen-Ebene, die mit der Berufsreife (vormals Hauptschulabschluss) als formale Voraussetzung, eingeschlagen werden kann.

Wer eine verwertbare Berufsausbildung mitbringt, muss sich für 8 Jahre verpflichten. Es besteht aber auch in dieser Laufbahn die Möglichkeit eine zivil anerkannte Berufsausbildung zu erwerben. Wenn man einen von rund 70 Ausbildungsberufen wählt, muss man sich für 9 Jahre an die Bundeswehr binden.

  • Den Mannschaften kann man theoretisch auch ohne Schulabschluss beitreten, jedoch müssen die neun Jahre Schulpflicht erfüllt sein.

Möglich ist eine Verpflichtungsdauer als Soldat auf Zeit mit vier bis acht Jahren, bei Bedarf auch länger.

Lauifbahn Bundeswehr

 

Egal welche Laubahn man einschlägt – ohne Einstellungstest geht es nicht zur Truppe. „Wir sind gewiss nicht diejenigen, die jeden schnappen“, so Heike Bentz.

Im Einstellungstest wird die charakterliche, psychische und geistige Eignung abgeklopft, dazu Allgemeinbildung, Mathematik und logisches Denkvermögen.

Der Test findet an zwei Tagen in Wiesbaden statt, die Prüflinge bekommen am zweiten Tag die Ergebnisse.

Soldat bedeutet aber nicht automatisch viele Jahre Dienst: Auch ein Freiwilliger Wehrdienst von drei bis sieben Monaten ist möglich. Im letzten Jahr lag die Gesamtzahl lag bei 57.000 Bewerbern, 22.000 wurden letztendlich eingestellt.

Das beliebteste Wunschziel der Interessenten: Fallschirmjäger. Das sei der Klassiker, sagt Lorenz. Ob der jeweilige Wunsch des Bewerbers mit dessen Fähigkeiten zusammenpasst –  auch das gilt es im Gespräch herauszufinden. Wunsch und Fähigkeiten differierten manchmal, so Lorenz.

Die Wünsche der Bewerber würden aber durchaus berücksichtigt, wenn möglich: „Wir bieten viel, aber wir erwarten auch viel.“

Was auch immer angestrebt wird – im Karriereberatungsbüro werden mit der ausführlichen Beratung die Grundlagen zur Entscheidung geschaffen. Manchmal müssen die Berater sogar richtige Lebenshilfe leisten: „Wir haben schon so manches persönliche Drama erlebt“, berichten Bentz und Lorenz.

Interessent bei der Beratung.

Interessent bei der Beratung.

„Einsatz für Werte und Freiheit“

Die Aktivitäten der Karrierecenter sind bei einigen linken Gruppierungen nicht gern gesehen.

In Rheinland-Pfalz allerdings ist die Bundeswehr geschätzt, Bentz und Lorenz haben noch keine Übergriffe erleben müssen. Kollegen und Kameraden allerdings schon: Da wird schon mal geschrien, gespuckt, geschlagen.

Völlig überflüssig, finden nicht nur Thorsten Lorenz und Heike Bentz. „Wir leben in einer Demokratie. Jeder kann sagen, was er denkt. Aber viele, die diese Aktionen gegen uns durchziehen, denken nicht nach, wofür die Bundeswehr steht.“

Oberleutnant Thorsten Lorenz auf die Frage, wieso er den Arbeitgeber empfehlen kann und er selbst ein hohes Maß an Berufszufriedenheit hat: „Der Reiz, sich für das Wohl der Gesellschaft einzusetzen und ihre Werte und Freiheit zu schützen, macht den Dienst bei der Bundeswehr in höchstem Maße „sinnstiftend“ und anerkennenswert. Zudem bietet die Bundeswehr zahllose Möglichkeiten, sich fachlich und charakterlich weiterzuentwickeln.“ (cli)

Karriereberatung der Bundeswehr Kaiserslautern:

Brüsseler Str. 5, 67657 Kaiserslautern

Telefon: 0151 148 55 674

E-Mail: karrbbkaiserslautern@bundeswehr.org

Karriereberatungsbüro der Bundeswehr Neustadt an der Weinstraße:

Bahnhofstraße 14, 67434 Neustadt an der Weinstraße

Telefon: 06321 3856938

E-Mail: karrbbneustadta.d.w@bundeswehr.org

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