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Mutmaßlicher sexueller Kindesmissbrauch in Germersheim: Opfer leiden schwer unter den Folgen

Sexueller Missbraucht hat fast immer schwere Traumata zur Folge. Foto (bearb.): www.polizei-beratung.de [1]

Sexueller Missbraucht hat fast immer schwere Traumata zur Folge.
Foto (bearb.): www.polizei-beratung.de [2]

Germersheim – Im Fall eines mutmaßlichen Kindesmissbrauchs beginnt im März am Amtsgericht Landau die öffentliche Verhandlung.

Dem Beschuldigten, einem 26-jährigen abgelehnten Asylbewerber aus Afghanistan, wird vorgeworfen, zwei Nachbarskinder im Alter von sechs und acht Jahren in seiner Wohnung sexuell missbraucht zu haben. Der Mann sitzt seit Oktober in Untersuchungshaft. Er hat selbst zwei kleine Kinder, ein drittes ist unterwegs.

Die von dem mutmaßlichen Missbrauch betroffene Familie, eine Mutter mit sechs Kindern, wohnt in dem Mehrfamilienhaus Tür an Tür mit der Familie des Tatverdächtigen. Man kannte sich, hat sich hin und wieder bei der Kinderbetreuung ausgeholfen. Nach dem letzten Aufenthalt der Kinder beim Nachbarn hatte zuerst der damals Sechsjährige seiner Mutter erschreckende Details von sexuellen Handlungen berichtet.

Die Mutter zeigte den Nachbarn an, der Junge wurde gerichtsmedizinisch untersucht. Erst da wagte es auch die ältere Schwester, sich zu offenbaren. Die beiden Kinder wurden von der Polizei in „kindgerechter Art und Weise“ befragt.

Psychische und emotionale Folgen

Seither ist nichts mehr, wie es war. Die beiden Kinder haben Albträume, sind traumatisiert, erzählt die Mutter. Von Aktivitäten in ihren Vereinen haben sie sich zurückgezogen. Der Sohn, der physisch gesehen der noch brutaleren sexuellen Misshandlung ausgesetzt war, weine viel und schwanke zwischen depressivem Verhalten und Aggression. Nachts braucht er wieder Windeln. Ein Glaubwürdigkeitsgutachten zwei Monate nach der mutmaßlichen Tat habe die Kinder aufs neue extrem verstört.

Eine eigentlich dringend notwendige sofortige psychotherapeutische Behandlung lässt auf sich warten: „Die Psychologin sagte uns, es müsse zuerst abgeklärt werden, ob die Behandlung nicht das Verfahren gefährde“, berichtete die Mutter dem Pfalz-Express. Seither ist nichts weiter geschehen.

Die Kosten für die Zugfahrten beispielsweise zur Rechtspsychologin in Heidelberg-Kirchheim musste sie selbst bezahlen. Auch die Windeln kosten viel Geld, das die alleinerziehende Mutter nicht übrig hat.

Dringend Wohnung gesucht

Die siebenköpfige Familie lebt in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Es ist sauber, ordentlich, aber eng. Die sechs Kinder sind adrett angezogen und sozial eingebunden. Ein größere Wohnung wäre dringend notwendig, sagt die Mutter, so dass zumindest sich nur zwei Kinder ein Zimmer teilen müssten.

Besonders die beiden vom Missbrauch schwer mitgenommenen Kinder bräuchten unbedingt Ruhe: „Fünf Zimmer wären wichtig“, sagt sie. „Die Kinder müssen außerdem ständig an der Wohnung vorbeilaufen, in der die Tat geschehen ist.“

Die Suche nach einer neuen Bleibe scheint indes ein schier unmögliches Unterfangen zu sein. Eine alleinerziehende Frau mit sechs Kindern? Für die meisten Vermieter offenbar Grund genug für eine Absage. Dabei sei die Miete doch gesichert, so die 37-Jährige.

Der Gerichtsverhandlung sieht sie mit gemischten Gefühlen entgegen: „Ihm gegenüber zu stehen, wird schwer. Ich möchte ihn eigentlich nicht sehen. Aber ich will, dass er bestraft wird – hart bestraft.“ (cli)

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