Freitag, 19. April 2024

Mut machende Anstöße beim Symposium: Das Altern auch als Chance erleben, nicht nur als Belastung

2. April 2014 | Kategorie: Kreis Germersheim

V.li.: Gerhard Beil, Ines Matinez, Landrat Dr. Fritz Brechtel, Sabine Lais, Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner, Silvia Kempf-Diehl und Harald Nier.

Germersheim – „Wie auf wirtschaftlichem Gebiet wollen und müssen wir auch im sozialen Bereich innovativ vorangehen und zukunftsgeeignete, d. h. demografiefeste Strukturen der Hilfen im Alter aufbauen und fördern“, sagte Landrat Dr. Fritz Brechtel zur Eröffnung des Symposium „Der Herbst ist bunt- auch im Alter bleiben wo ich will – zu Hause“ Ende März in Wörth.

Impulse dazu gab der Referent Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner aus Hamburg. Der Mediziner und Psychiater führte vor rund 200 Zuhörern aus, wie künftig das Zusammenleben in Dörfern und Stadtteilen organisiert werden muss, um auch im Alter und bei Pflegebedarf im angestammten Wohnquartier bleiben zu können.

Dörner nannte viele konkrete Beispiele aus ganz Deutschland wie in den letzten Jahren Bürgerhelfer und Profis beispielsweise Nachbarschaftshilfen, innerörtliche kleine Pflegewohngruppen, dörfliche Begegnungszentren mit Tagesbestreuung oder Bürgervereine zur Hilfe im Alter aufgebaut haben und erfolgreich betreiben. „Immer mehr Menschen merken, dass sie gerne helfen wollen und es erfüllend ist, ihren Nachbarn vielleicht eine Stunde in der Woche zu helfen“, berichtete der Referent.

„Wenn die Nachbarschaft, das Wohnumfeld, wieder als Sozialraum gesehen wird, in dem man nicht nur in jungen Jahren, sondern gerade auch im Alter leben will, kommt es darauf an, dass Bürger und Kommunen gemeinsam diese Wahlverwandtschaften unterstützen, in dem zentral gelegene Immobilien für Begegnung, Serviceangebote, Pflege und Betreuung im Ort umgenutzt und umgebaut werden.“

Bürgermeister Gerhard Beil aus Rheinzabern wies darauf hin, dass es auf dem Land noch viele Netzwerke in Gruppen und Vereinen gibt, die jedoch für eine tragfähige Hilfe im Alter wiederbelebt werden müssten.

Harald Nier, zuständig in der Kreisverwaltung für den Bereich Senioren, zeigte mit wenigen, aber dramatischen Zahlen die Auswirkungen des demografischen Wandels im Kreisgebiet in den kommenden Jahrzehnten: „Insbesondere die Zahl der Hochaltrigen, d. h. der über 80-Jährigen wird bis 2060 um das 2,8fache steigen.

Gleichzeitig wird die Zahl der Pflegenden sinken und die Zahl der Fachkräfte nicht Schritt halten. Mit einer Fortschreibung der herkömmlichen Hilfen ist eine Unterstützung der Älteren und dann auch der Pflegebedürftigen und Demenzerkrankten deshalb nicht mehr leistbar. Wir brauchen grundlegend neue Herangehensweisen, wie sie Prof. Dörner beschrieben hat.“ (abn/red)

Wie so etwas aussehen kann, zeigte Sabine Lais vom Vorstand der Bürgergemeinschaft im südbadischen Eichstetten. Dort haben Bürgermeister und Bürgerschaft schon vor 16 Jahren „.den Generationenvertrag in die eigenen Hände genommen“ und eine Kultur der gegenseitigen Hilfe im Dorf aufgebaut, eine Pflegewohngruppe eingerichtet und Tagespflege organisiert, „so dass niemand mehr weg muss ins Pflegeheim“.

„Wir sind im Landkreis Germersheim auf einem guten Weg“ betonte Landrat Brechtel, „da unser Modellprogramm „Gemeinsam älter werden – zu Hause“ heute schon erkennbare Kreise zieht. Bürgervereine werden gegründet, Nachbarschaftshilfen aufgebaut und Pflegewohngruppen geplant. Damit kann dann das Altern und der demografische Wandel als Geschenk und als Chance erlebt werden und nicht nur als Belastung.“

Dies unterstrich auch die Moderatorin der Veranstaltung, Ines Martinez, in ihrer Rolle als Sängerin, die begleitet von ihrem Partner William Lecomte, am Flügel, die Zuhörer mit passenden, kabarettistischen Liedern begeisterte.

Am Ende dankten Silvia Kempf-Diehl vom Mehrgenerationenhaus als Kooperationspartner des Symposiums und Landrat Brechtel allen Referenten für die Mut machenden Anstöße.  (abn/red)

 

 

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