Morsch geworden: Rheinzaberner Wahrzeichen gefällt

12. Februar 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim

Mit Motorsägen ging es den Linden an den Kragen.
Fotos: Beil

Rheinzabern –  Der 11.Februar 2015 dürfte als besonderer Tag in der Ortsgeschichte vermerkt werden, Wehmut so manchen Rheinzaberner gepackt haben.

Irgendwie wirkt es befremdlich, die Pfarrkirche Sankt Michael ohne ihre treuen Wächter, die drei Linden, stehen zu sehen.  Nach örtlicher Überlieferung sollen sie im Jahre 1838 gepflanzt worden sein. Für Generationen bildeten sie zusammen mit Kirche und Kirchturm ein untrennbares Bild vom Wahrzeichen des Römerdorfs.

Es war jedoch gewiss nicht immer so, denn nach dem Erweiterungsbau des Kirchenschiffs 1777 und der Turmerhöhung 1787 stand das Gebäude vermutlich ebenfalls ohne Bäume da, denn drum herum war ja damals noch der Kirchhof, der Begräbnisplatz.
Herz und Verstand der Verantwortlichen kämpften lange miteinander, doch in den letzten Jahren waren immer wieder kostenintensive Pflegemaßnahmen notwendig.

Aus der Zierde wurde immer mehr ein Gefahrenpunkt, weswegen die Verkehrssicherung des Kirchplatzes zur großen Belastung für die Pfarrgemeinde Sankt Michael wurde.

Innen hohl: Gefahrenpunkt für Passanten.

Nachdem am 21.Oktober 2014 eine Windhexe die schönste Linde gefällt hatte, gab es über das weitere Vorgehen intensive Gespräche mit der Kreisverwaltung. Schließlich freundete sich die Aufsichtsbehörde mit den nun vollzogenen Maßnahmen an und hob die Rechtsverordnung über das Naturdenkmal Linden auf dem Kirchplatz Rheinzabern auf.

Weitere Erhaltungsmaßnahmen hätten die Bäume so verunstaltet, dass sie nicht mehr der Intension der ursprünglichen Unterschutzstellung gerecht geworden werden. Diese wollte das Naturdenkmal wegen seiner besonderen Eigenart und Schönheit sowie der besonderen Bedeutung für das Ortsbild schützen. Jede weitere Pflegemaßnahme wäre also verschwendetes Geld gewesen.

Die Firma Giglberger konnte zur Tat schreiten. Unerbittlich ratterte die Motorsäge. Peu à peu wurden die Bäume abgenommen, schließlich die Stämme gefällt. Sie waren hohl bis in den Fuß hinein. Das Aufatmen bei den Verantwortlichen indes war deutlich sichtbar.

Umgehend werden neue Linden gepflanzt werden. Sie sollen wieder zum Wahrzeichen heranwachsen. Wie unsere Zeitgenossen werden dann auch künftige Generationen Freude an den heute gepflanzten Linden haben und sich ihrer Altvorderen dankbar erinnern. Sie werden aber auch feststellen, dass Bäume nicht unendlich leben und schon gar nicht in den Himmel wachsen.(Gerhard Beil)

Ortsbürgermeister Gerhard Beil (li.) und Verwaltungsrat Philipp Schmitt.

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