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Morde und Misshandlungen in Seniorenheim Lambrecht: Menschliche Abgründe

Symboldbild: Pfalz-Express [1]

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Lambrecht – Im Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Ermordung und Misshandlung von Bewohnern des Alten- und Pflegeheims „Lambrechter Tal“ der AWO hat die Staatsanwaltschaft Frankenthal kürzlich Anklage gegen die drei inhaftierten Tatverdächtigten erhoben.

Nun kommen immer mehr Details ans Licht, die mutmaßlichen Taten machen sprachlos. Den Angeklagten wird zur Last gelegt, von Juli 2015 bis Ende August 2016 als Mitarbeiter des Pflegeheims teils allein und teils zusammen mindestens zwei hilflose Bewohner umgebracht und eine noch unbekannte Zahl von Senioren misshandelt zu haben.

Eine 26-jährige Altenpflegerin aus dem Kreis Bad Dürkheim, ein 24-jähriger Altenpflegehelfer aus dem Kreis Südliche Weinstraße und ein 48-jähriger Altenpflegehelfer aus dem Raum Bad Dürkheim sollen gemeinsam einer 85-jährigen Heimbewohnerin im Dezember Insulin verabreicht und das Opfer anschließend mit einem Kissen erstickt haben.

Der 24-Jährige und der 48-Jährige sollen außerdem einer 62-jährigen Heimbewohnerin Insulin gespritzt haben, so dass die Frau an einem hypoglykämischen Schock starb (Unterzuckerung).

Die Männer werden außerdem beschuldigt, gemeinsam mit der 26-jährigen Pflegerin versucht zu haben, eine 89-jährige Heimbewohnerin durch die Beigabe von Morphin und Insulin zu ermorden.

„Langeweile und Macht“

In allen drei Fällen legt die Anklage die Mordmerkmale „Heimtücke“ (also die bewusste Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit der Opfer) und „niedrige Beweggründe“ (weil die Angeschuldigten aus Langeweile und um ihre Macht gegenüber den Bewohnern auszuüben handelten) zur Last.

Das Trio soll darüber hinaus etliche Misshandlungen an den Senioren begangen haben. Ein besonders schwerer Fall ereignete sich im März 2016. Laut Anklage missbrauchten die Drei eine zum Widerstand unfähige Frau mit einem „Wiener Würstchen“ und zeichneten die Tat mit Fotos und Videos auf. Widerrechtliche Aufnahmen sollen auch in andere Fällen angefertigt worden sein.

Weitere Senioren wurden mit Gegenständen beworfen und bekamen Medikamente, etwa Abführmittel, ohne medizinischen Grund verabreicht. Zudem bestahlen sie die Senioren „gewerbsmäßig“.

Seit Ende 2016 sitzen die Drei in Untersuchungshaft. Hinsichtlich der Misshandlungen und Diebstähle seien sie grundsätzlich geständig, so die Staatsanwaltschaft. Der sexuelle Missbrauch der Heimbewohnerin wird von allen drei Angeschuldigten bestritten. Die Morde werden teilweise abgestritten, allerdings belasten sich die Beschuldigten gegenseitig.

Wie der SWR berichtet, soll das Trio den ersten Mord regelrecht gefeiert haben. Bei der Auswertung der Mobiltelefone habe die Staatsanwaltschaft viele belastende Textnachrichten gefunden. Die Frankenthaler Staatsanwaltschaft untersucht nun 38 weitere Todesfälle. (red/cli)

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