Mittwoch, 24. April 2024

Minfelder Gemeinderat Gebhardt im Polizeikessel in Kandel: „Hätte mir mehr gesunden Menschenverstand gewünscht“

15. April 2018 | Kategorie: Elsass Oberrhein Metropolregion, Kreis Bad Dürkheim, Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Nordbaden, Politik regional, Regional, Rhein-Pfalz-Kreis, Südwestpfalz und Westpfalz

Michael Gebhardt und Hilde Stolz, Gemeinderätin aus der Heidelberger Gegend, und einige andere wurden nicht durch die Polizeikette gelassen.
Foto: Pfalz-Express

Kandel/Minfeld – Der Minfelder Gemeinderat Michael Gebhardt (FWG) hat sich gegenüber dem Pfalz-Express zu dem Geschehen bei den Demonstrationen am 24. März in Kandel geäußert.

Gebhardt hatte an der Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz teilgenommen, bei der unter anderem auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) dabei war.

Die Veranstaltung wurde von einem Bündnis aus Bürgern, Politik, Kirchen, Gewerkschaften und Unternehmerverbänden getragen und setzte sich für ein „offenes und vielfältiges Kandel“ ein. Zudem wollte man damit auch den wiederholten Demonstrationen des „Frauenbündnisses Kandel“ und von „Kandel ist überall“ entgegentreten.

Als sich ein Zug von Demonstranten langsam in Richtung Bahnhofstraße in Gang setzte, reihten sich Gebhardt und einige andere mit ein, unter anderem auch Hilde Stolz, eine Gemeinderätin aus der Gegend um Heidelberg. “Ich wollte nur sehen: Wer sind wir, wer sind die anderen, wie viele sind es, welche Leute sind dort dabei“, erklärt Gebhardt.

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Eine Gruppe von etwa 200 Personen aus dem antifaschistischen Spektrum schloss in schnellem Tempo von hinten auf. „Es kam eine ganz Meute angerannt“, so Gebhardt.

Die Polizei machte vorne in Höhe des Hotels „Zum Rössel“ und hinten nach der Abzweigung Hans-Thoma-Straße dicht. In dem Block steckten auch Gebhardt und Hilde Stolz mit ihrem Mann fest.

Einige Personen warfen Böller in Richtung Polizei. Die Polizei sprach von einem Angriff auf ihre Beamten mit teils „unterarmlangen Sprengsätzen“, Antifa-Sprecher von harmlosen Böller-Würfen über die Polizeiabsperrung hinweg. Laut Anitfa habe die Polizei bereits vor den Böllerwürfen „geknüppelt und gesprayt“.

Einige wenige aus der Antifa-Gruppe hätten sich aggressiv verhalten, sagt Gebhardt, die meisten jedoch nicht. Er selbst klemmte zwischen den Demonstranten und der Polizeikette: „Plötzlich hieß es seitens der Polizei: „Stöcke! Und die Tränengasflasche hatte ich genau vor meinem Gesicht.“

Gebhardt wollte raus aus dem Kessel, sprach mit den Polizeibeamten, zeigte seinen Personalausweis und versuchte anhand seines Handy, seine Identität klarzustellen – vergeblich, niemand wurde durchgelassen. „Wir sind abgestempelt worden als radikaler Teil des Ganzen, waren plötzlich alle eins“, sagt Gebhardt.

Eine weitere Frau, die ebenfalls nicht herausgelassen wurde, habe geweint, sei „fix und fertig“ gewesen. Er selbst hatte den Eindruck: „Eine Regung und du hast den Schlagstock oder Tränengas im Gesicht.“

Der Pfalz-Express hatte auf einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen auch speziell zu diesem Vorgehen nachgefragt. Es sei inmitten der Situation nicht sofort feststellbar, wer Straftäter sei und wer nicht, hatte Polizeidirektor Martin Kuntze erklärt.

Im Fall der eingeschlossenen Bürger habe man versucht, unbeteiligte Personen zu separieren. Das sei jedoch nicht immer zu 100 Prozent möglich gewesen, denn circa 40 Personen aus dem Block des linken Spektrums hätten eine hohe Gewaltbereitschaft gezeigt, so Kuntze.

Von der versuchten Separierung hat Gerhardt indes nichts bemerkt. „Die Polizei hat insgesamt sicher einen guten Job gemacht“, meint er. „Aber in diesem Fall hätte ich mir doch ein wenig mehr gesunden Menschenverstand gewünscht.“

Über eine Stunde sei man im Polizeikessel unschuldig festgehalten worden: „Das hat niemanden interessiert.“ Eine filmende Mitarbeiterin des Europa-Abgeordneten Stefan Bernhard Eck, Sandra Gabriel, habe von der Polizei „auf die Nase“ bekommen: „Mit voller Absicht.“

Als die Polizei die Demonstrantengruppe schließlich zum Bahnhof zurück gebracht hatte, sprach Gebhardt mit einem Polizei-Pressesprecher vor Ort – ein freundliches Gespräch. Ihm wurde empfohlen, sich direkt an die Behörde zu wenden. Das tat er auch und schrieb ebenfalls diverse Abgeordnete und Verwaltungen an.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Schweitzer führte ein Gespräch mit ihm und einigen anderen und sagte zu, den Vorfall in Mainz zu erörtern. Im Austausch mit Schweitzer habe er sich gut angenommen gefühlt, sagt Gebhardt.

Was ihn zusätzlich irritiert: „Ich hatte den Eindruck, dass in dieser Situation die größte Gefahr von der Polizei ausging. Das war ein seltsames Gefühl.“ Ansonsten schätze er die Arbeit der Polizei: „Ich habe mich sonst immer sicher gefühlt.“

Dennoch seien Kundgebungsteilnehmer „der anderen Seite“ von der Polizei „recht human und ohne große Ausrüstung“ zum Zug begleitet worden. Das habe ihn befremdet, so Gebhardt.

Er wünscht sich von der Polizei, dass diese künftig anders vorgeht. „Das wäre wirklich wichtig. Nicht dass es so weit kommt, dass die Menschen in Kandel sagen, `da gehen wir nicht mehr hin´.“ (cli)

 

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15 Kommentare auf "Minfelder Gemeinderat Gebhardt im Polizeikessel in Kandel: „Hätte mir mehr gesunden Menschenverstand gewünscht“"

  1. Philipp sagt:

    Spätestens bei der freundlichen Begrüßung der Antifanten hätte sich ein halbwegs vernünftiger Mensch von dieser Demo entfernen sollen.
    Wer das nicht gemacht hat, sollte hinterher nicht jammern.
    Allein schon der Fakt, dass jemand zu einer „Gegendemonstration“ (mit dem erklärten Ziel, eine legitime Demonstration zu stören) geht, ist für mich Ausdruck eines sehr gestörten Verhältnisses zu den demokratischen Grundrechten!

  2. Danny G. sagt:

    Wäre er bei den bösen, intoleranten , unbunten Rechten mitgelaufen, wäre ihm von Seiten der Polizei nichts passiert. Denn dort waren keinerlei gewaltbereite, mit Böllern bewaffnete Demonstranten zugegen.
    Alle haben sich an das Vermummungsverbot gehalten und sind den Anweisungen der Polizei gefolgt.
    Daher kommt die Sonderbehandlung lieber Herr Gebhardt. In der Pfalz sagt man :“ Wie es in den Wald reinruft, so schallts wieder raus..“

    Eventuell könnte er ja mal abwarten wir hübsch Kandel aussieht, nachdem die Polizei die Antifa nicht einkesselt.. in Hamburg wissen die Bürger und die Politiker das bereits.

  3. Aufgewachte sagt:

    Da ich an der Demo nicht anwesend war, kann ich mir kein abschließendes Urteil erlauben. Aus anderen Erfahrungen weiß ich aber, dass die SPD oft gemeinsam mit der gewalttätigen Antifa aufgetreten ist und gegnerische friedliche Teilnehmer attackiert wurden von der Antifa. So halte ich das Vorgehen der Polizei für absolut gerechtfertigt, die verschiedenen Gruppierungen zu separieren, damit die Situation nicht eskaliert. Der Herr Gebhart hätte sich halt nicht von der Gruppe trennen sollen, denn die Polizei kann nicht auf jeden einzelnen Rücksicht nehmen. Oft ist es auch schon vorgekommen, dass sich unter friedliche Pegida Demonstranten Linksradikale gemischt und für Randale gesorgt haben.

  4. Hans-Jürgen Höpfner sagt:

    Lieber Herr Gemeinderat Gebhardt,

    Sie äußern Ihr Befremden, dass „“die Kundgebungsteilnehmer „der anderen Seite“ (also die pöhsen Rechten?) von der Polizei „recht human und ohne große Ausrüstung“ behandelt worden seien. Das kann ich bestätigen, die Polizei bei uns lief locker OHNE Helm mit.

    Die Polizei hat sehr viel Erfahrung und kann Gefahren sehr gut einschätzen.
    Da Sie aber offensichtlich ohne Selbstreflexion auf der Bunti-Seite gelauscht haben wundert mich Ihre Fehleinschätzung der Gefahrenlage nicht.

    Allerdings sollten Sie in Zukunft ihre eigenen Worte beherzigen: „Hätte mir mehr gesunden Menschenverstand gewünscht“

  5. Geronimo sagt:

    Da kommt mir doch glatt der Spruch aus meiner Jugend in den Sinn:
    „Mitgegangen, mitgefangen“.

  6. HeinBloedt sagt:

    Da fällt einem doch direkt auf, dass es den Teilnehmern dieser Demos doch nur noch um Randale geht…
    Ob Linke, Rechte, Antiflaschen, Gebündelte Frauen…
    Alles unter dem Deckmantel des Demonstrationsrechts…

    Die Polizei sollte hier einfach härter durchgreifen…

  7. Herr Gebhardt

    wenn Sie und ihre Bekannte im Pfälzerwald spazieren gegangen wären,
    wäre Ihnen dies erspart geblieben.

  8. Kai Schnabel sagt:

    Wenn man sich wie H. Gebhard mit Stefan Bernhard Eck (interessant was Wikipedia über den Mann schreibt), Sandra Gabriel (Antifa-Aktivistin) gemein macht, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Polizei etwas misstrauisch gegenüber dem „Herrn Gemeinderat“ ist.

    Aufschlußreich sind auch die Unterstellungen des H. Gebhard der Polizei gegenüber.

    Zitate:
    „Er selbst hatte den Eindruck: „Eine Regung und du hast den Schlagstock oder Tränengas im Gesicht.“
    „Sandra Gabriel, habe von der Polizei „auf die Nase“ bekommen: „Mit voller Absicht.“
    „Was ihn zusätzlich irritiert: „Ich hatte den Eindruck, dass in dieser Situation die größte Gefahr von der Polizei ausging“

    Wer sich so äussert, hat anscheinend ein gestörtes Verhältnis zu unserem Rechtsstaat.

  9. Hiro Shima sagt:

    Mitgefangen, mitgehangen.

  10. Paul Gerhard sagt:

    Guten Tag Herr Gebhardt,
    Sie haben genau das Richtige gemacht und sich vor Ort einen Eindruck verschafft. Es war nicht die erste Demonstration in Kandel und daher hatte die Polizei bereits genügend Erfahrung, wer friedlich demonstriert und wer nicht. „Kandel ist überall“ als Polizist zu begleiten, ist für jeden Polizisten ein schöner Spaziergang ohne Gefahr für jedermann.
    Hingegen ist die von der Ministerpräsidentin unterstützte Demonstration ein Mischmasch von friedlichen Bürgern und gewaltbereiten, linksradikalen Schlägern. Von solchen Chaoten sollte sich jeder Demokrat deutlich distanzieren. Ich denke, sie werden beim nächsten Mal bei „Kandel ist überall“ mitgehen.
    Freundliche Grüße

  11. Manfred sagt:

    Herr Dr. Gemeinderad Gebhardt,

    merken Sie eigentlich das Sie sich mit Ihren Aussagen lächerlich machen??
    Die Polizei hat hier nur Ihren Job gemacht. Wenn man mit der Neugierigen Nase dabei sein muss kann so etwas passieren. Und so wie Sie angezogen sind brauchen Sie sich nicht wundern das man sie aus den „Kessel“ nicht mehr raus gelassen hat. Hören Sie endlich auf das arme Opfer zu spielen.

  12. Geronimo sagt:

    Gebhardt hätte doch nur Frau Dreyer genau zuhören müssen, dann wäre ihm das Ganze erspart geblieben.
    Zitat Dreyer 24.03.2018:
    „Jeder muss für sich verantworten mit wem er rummarschiert in einer Stadt“!

  13. Kopfschütteln sagt:

    Die ganzen Leute die hier schreiben und nicht im Kessel standen haben offensichtlich noch nie Polizeirepression erlebt oder zu spüren bekommen. Toi toi toi, ich wünsche es niemanden.

    Im Gegensatz zu ihnen kann ich den Eindruck von Gebhardt teilen und hätte dazu noch deutliche Worte parat. Von den Eingeschlossenen ging nach freiwilliger Abgabe der Pyrotechnik keine weitere Gefahr aus. Es gab als gar keinen Grund danach über eine Stunde zu kesseln. Es gab auch keine 40 Leute die dort irgendwelche Anstalten zu übergriffigem Verhalten zeigten. Ganz im Gegensatz zu den BeamtInnen aus BaWü die während der Kesselung und nach dem Platzverweis die Situation mehrfach eskalieren wollten und unnötig Gewalt anwendeten (Stoßen, Schlagen, Schieben) obwohl keine Gefahr von den DemonstrantInnen ausging

  14. Peter sagt:

    „Dennoch seien Kundgebungsteilnehmer „der anderen Seite“ von der Polizei „recht human und ohne große Ausrüstung“ zum Zug begleitet worden. Das habe ihn befremdet, so Gebhardt.“

    Ach so. Das hat ihn also befremdet. Dass friedlich demonstrierende Bürger human begleitet werden? Ja, das ist wirklich befremdlich … wenn man eine moralische Bankrotterklärung ist. Ihm wäre wohl etwas Knüppel und Pfefferspray für diese Demonstranten „der anderen Seite“ lieber gewesen.
    Es gibt Länder, wo das so wie von ihnen gewünscht gehandhabt wird, Herr Gebhardt. (…)

  15. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    Herr Gebhardt kann man nur den Gesunden Menschenverstand wünschen, den er anderen abspricht. Ich war auch beobachtend vor Ort. Ich wurde auch eingekesselt. Ich habe das als offenbar notwendige Maßnahme nach den Ausschreitungen hingenommen und mich anschließend nicht bei Politik und Presse ausgeheult.

    „Von den Eingeschlossenen ging nach freiwilliger Abgabe der Pyrotechnik keine weitere Gefahr aus.“

    Als Polizist würde ich sofort Ihren Worten vertrauen …