Meilenstein in der internationalen Jugendarbeit: Pfadfinder fahren als Schaffner in der „Transsib“

13. April 2014 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Jule Geenen (sie hört lieber ihren Pfadfinder-Namen „Dschaggs) kommt als Pfadfinderin mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in Kontakt.
Foto: privat

Gossersweiler-Stein. Jule Geenen ist 20 Jahre alt und Pfadfinderin beim Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP e.V.) aus der Ortsgruppe Stamm Luchs aus Gossersweiler-Stein. Sie wird   im Sommer 2014 an einem großangelegten Pfadfinderprojekt des BdP teilnehmen: 400  Pfadfinder aus Deutschland, Polen, Weißrussland, Ukraine, Finnland, Russland und noch vielen anderen Ländern aus Ost- und Westeuropa, aber auch aus Afrika, Asien und Amerika werden mit der  Transsibirischen Eisenbahn von Berlin über Moskau bis nach Irkutsk am Baikalsee fahren.

Dieses Projekt, an dem hauptsächlich Jugendliche im Alter von 16-25 Jahren teilnehmen werden, soll zur Völkerverständigung und zur Vernetzung Jugendlicher auf der ganzen Welt beitragen. Die Jugendlichen arbeiten seit Monaten an diesem gemeinsamen Bildungsprojekt.

Die Teilprojekte, Waggons genannt, werden von ehrenamtlich tätigen „Schaffner“  aus West- und Osteuropa geleitet. In den Teilprojekten geht es unter anderem um Themen wie internationale Musik, Jugendarbeit und Kulturaustausch, Glück, gemeinsames Reisen und Nachhaltigkeit.

Als vor über eineinhalb Jahren im November 2012 das Gründungsteam des ScoutingTrain und Vertretern des BdP Bundesvorstands zusammenkamen und mit der Planung loslegten, lag der Hauptimpuls darin, 25 Jahre nach Ende des eisernen Vorhangs das „offene Europa“ zu feiern. Durch eine gemeinsame Reise vieler Menschen aus Ost und West, die Netzwerke aufbaut und Freundschaften möglich macht, soll gerade auch in Deutschland die Neugier auf  Menschen und Landschaften geweckt werden.

Keinem der Projektleiter war damals – bis vor wenigen Wochen – bewusst, wie schnell dieser Traum von Offenheit in Europa und Eurasien gefährdet zu sein scheint.

„Seit den Entwicklungen auf dem Maidan in Kiew und auf der Krim scheint der kalte Krieg – mitten im Frühling – wieder einzuziehen: Unterschiede werden verstärkt, statt Gemeinsamkeiten zu wecken“, befürchten sie. Gerade deshalb solle das Projekt nicht an den politischen Konflikten der Regierungen scheitern, sondern auf der Ebene der normalen Leute und vor allem der Jugend aller Länder, den Zusammenhalt stärken.

In den vergangenen Monaten waren die Mitglieder des Leitungsteams  in vielen Ländern Osteuropas präsent, um Botschaften, Unternehmen, Pfadfinderverbände, Projektleiter und Sponsoren von diesem Projekt zu überzeugen. Mittlerweile haben sich über 60 Projektleiter aus 9 Ländern zur Mitarbeit zusammengefunden.

Auf Facebook wird diese Aktion schon Monate vor der Fahrt von über 1000 Personen verfolgt Stiftungen und Fürsprecher wie der deutsche Botschafter in Russland haben dem ScoutingTrain  ihre Unterstützung zugesichert.

Erster Meilenstein in der gemeinsamen Projektorganisation war die „Internationale Schaffnerakademie“ in der Nähe von Frankfurt, bei dem über 60  Schaffner zusammenfanden und das Projekt weiter vorantrieben.
Um dieses Pfadfinderprojekt zur Völkerverständigung zu einem Erfolg zu bringen und vor allem Pfadfindern aus Osteuropa das Mitmachen zu ermöglichen, benötigen der ScoutingTrain sowie der Vorstand der Stiftung Pfadfinden finanzielle Unterstützung.

„Schon mit 100 Euro kommen wir einen Kilometer weiter!“ sagen die Projektleiter und hoffen auf Spenden.

Info:

Bankverbindung:
Stiftung Pfadfinden
BIC: FFVBDEFF
IBAN: DE22501900000000132721
Wichtig im Betreff: ScoutingTrain + Waggonname

Der Pfalz-Express (PEX) fragt nach:

PEX: Dschaggs (Jules Pfadfinder-Name), wie sind Sie denn zu den Pfadfindern gekommen?

Zu den Pfadfindern bin ich 2010 mit 16 Jahren gekommen, als unser Stamm in Gossersweiler-Stein neu gegündet wurde und mich eine Freundin überredet hatte, dort gleich mit einzusteigen. Ich habe von Anfang an die Kindergruppe übernommen und unser Stammesführer Rabe (bürgerlich Oliver Dietrich) hat die Jugendgruppe (11-15 Jahre) übernommen.

PEX: Was spricht Sie am meisten bei den Pfadfindern an?

Also was mir am besten gefällt, ist schwierig zu sagen, da gibt es so viele Aspekte.
Mir gefällt natürlich die Gemeinschaft und die Ideale, Naturverbundenheit und Abenteuerlust, die uns alle verbindet. Aber auch die Lager über mehrere Tage oder Fahrten im In- und Ausland, auf denen immer unerwartete und unvergessliche Dinge passieren, sind klasse. Vor allem als ich angefangen habe, war es reizvoll, endlich mal auf eigene Faust und ohne Erwachsene, die einem alles vorsagen und planen, auf Reise zu gehen. Reisen ohne Uhren, Karten oder jeglichen Plan, wo wir eigentlich hinlaufen, einfach drauf los laufen und Tage später dann entdecken, wo man denn hingelaufen ist.

PEX: Sie sind Gruppenleiterin. Wie ist das mit den Kids?

Die Arbeit mit Kindern macht mir sehr viel Spaß. Ich bin, seit ich 16 bin, Gruppenleiterin von ca. 15 Kindern im Alter von 6 bis 11 Jahren und dabei habe ich sehr viel gelernt. Das kommt mir jetzt, da ich nun in Landau Grundschullehramt studiere, sehr zu gute.

Seit ich 19 bin, bin ich gleichzeitig auch die ‚Stammesführerin‘, das heißt die Leiterin unserer gesamten Ortsgruppe. Da musste ich sehr viel über das Organisieren und Zusammenarbeiten mit einem sehr jungen Team (die Teammitglieder sind alle zwischen 16 und 21 Jahre) lernen. Diese beiden ‚Ämter‘ in Kombination benötigen viel Zeit und kosten öfter auch mal sehr viele Nerven, aber ich lerne für mich dabei unglaublich viel. Ich bin auch immer sehr stolz auf mich und meine jungen Mitstreiter, wenn wir wieder einmal eine wichtige Aufgabe geschafft haben.

PEX: Ist das nicht sehr zeitaufwändig?

Ja. Zeitaufwändig sind natürlich auch die vielen Reisen (ich war mit den Pfadfindern innerhalb 4 Jahren schon in ganz Deutschland, Schweden, Luxemburg, Kenia und bald in Litauen, Polen, Weißrussland, Russland und in der Mongolei), aber das ist natürlich auch etwas, was mir am Pfadfinden so gefällt. (desa/red)

Jule mit ihrem Stamm Luchs bei einer Reise durch Wales.
Foto: privat

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