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Marco Weißgerber – neuer Trainer des SV Rülzheim im Interview

 

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Marco Weißgerber: „Weg von einem reinen Trainer, hin zu einem Spielertrainer.“

Rülzheim – Seit Mitte Juni ist Marco Weißgerber neuer Trainer der ersten Mannschaft des SV Rülzheim. Der 32-jährige Polizeibeamte fungiert zusammen mit seinem Co-Trainer Rainer Vollmar als Spielertrainer. Weißgerber spricht im Interview über seinen Eindruck von der Mannschaft, die Ziele für die Vorrunde und seine Vorstellung von Fußball.

Marco, du trainierst die Mannschaft jetzt seit knapp zwei Wochen. Wie ist Dein Eindruck bisher?

Marco Weißgerber: Es macht Spaß, die Mannschaft zu trainieren. Das sind alles Vollblutfußballer, sie sind fleißig, wissbegierig und engagiert. Wir haben exzellente Einzelspieler, das Niveau und die Qualität ist sehr hoch. Beim Leistungstest zum Trainingsauftakt, bei dem Antritt- und Sprintfähigkeit, Beweglichkeit und die Grundlagenausdauer getestet wurden, war das Leistungsgefälle allerdings noch ziemlich stark. Das ist aber am Anfang normal, wir arbeiten daran, die Schwankungen auszugleichen und das Leistungsniveau nach oben anzupassen.

Drei Testspiele (6:1 gegen den FV Neuburg (A-Klasse) und 1:1 gegen den SC Hauenstein (Oberliga) sowie 2:4 gegen den FKP II (Oberliga)) sind bereits absolviert. Was war gut, wo siehst Du noch Defizite?

Weißgerber: Zuallererst darf man nicht vergessen, dass diese Vorbereitungsspiele nicht in erster Linie dazu da waren, das taktische Konzept durchzusetzen, sondern vielmehr, die Spieler alle gleichmäßig zu belasten. Deshalb kamen in der ersten Halbzeit gegen Neuburg auch Spieler, die in der Woche davor nicht regelmäßig trainiert haben, zum Einsatz. Das hat man dann auch gesehen. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren zu groß, die Abstimmung fehlte phasenweise, der Fitnesszustand war – wie erwähnt – auch noch nicht optimal.

In der zweiten Halbzeit, als wir die Jungs eingesetzt haben, die trainiert haben, wurde es besser. Unsere Spielidee – Gegenpressing, schnelle Balleroberung und vertikales Spiel – wurde dann gut umgesetzt. Gegen Hauenstein bin ich über 90 Minuten rundum zufrieden, da haben wir es gegen eine höherklassige Mannschaft trotz hoher Belastung durch nur zwei freie Tage in zwei Wochen sehr gut gemacht.

Wir haben die Räume eng gemacht, wenig Chancen zugelassen und Nadelstiche gesetzt. Mit etwas Glück können wir das Spiel am Ende sogar gewinnen. Aber das darf man nichtüberbewerten.

Bald fährt die Mannschaft ins Trainingslager. Welche Schwerpunkte setzt Du da?

Weißgerber: Wir haben ja einen großen Umbruch im Kader – viele neue Spieler und ein neues Trainerteam. Deshalb steht einerseits die Teambildung im Vordergrund, dafür ist ein Trainingslager ideal. Andererseits wollen wir intensiv im mannschaftstaktischen Bereich arbeiten, damit wir unsere Spielidee umsetzen können. Dazu trainieren wir dreimal pro Tag.

Gegen Ende der Rückrunde wurde es für den SVR noch einmal knapp im Abstiegskampf. Wie hast Du das verfolgt?

Weißgerber: Natürlich habe ich mich auch damit befasst, dass der SVR nächste Saison Bezirksliga spielen könnte, aber ich hatte Vertrauen in die Verantwortlichen und die Qualität des Kaders. Am Ende habe ich aber nicht lange darüber nachgedacht, denn ich wollte ja mit meiner Mannschaft (TuS Schaidt, d. Red.) ein optimales Ergebnis erreichen.

Außerdem macht es meines Erachtens wenig Sinn, sich über Dinge Gedanken zu machen, die man nicht selbst beeinflussen kann.

Ist es eher ein Vor- oder ein Nachteil, Spielertrainer zu sein?

Weißgerber: Der Vorteil ist, dass man aktiv ins Geschehen eingreifen, Akzente setzen und das Team besser erreichen kann. Nachteilig ist, dass man Details nicht so gut sieht wie von der Außenlinie. Aber dafür habe ich ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu meinem Co-Trainer Rainer Vollmar und guten Kontakt zur Vereinsführung und verlasse mich auf Außenstehende, denen ich vertraue.

Ich bin immer offen für konstruktive Vorschläge. Ansonsten denke ich, es ist für die Mannschaft interessant, mit einem jungen Trainer zu arbeiten, der andere Vorstellungen und Ideen von Fußball hat. Die Rückmeldungen waren bisher positiv, das reichte von „Ich habe den Muskelkater meines Lebens“ bis „Wir machen Sachen, die kannte ich bisher nicht“.

Warum hat sich der Verein Deiner Meinung nach für Dich entschieden?

Weißgerber: Der Verein wollte einen Wandel auf der Position, weg von einem reinen Trainer hin zu einem Spielertrainer. Wir hatten richtig gute Gespräche. Ich habe meine Arbeit vorgestellt und aufgezeigt, wie ich es in Rülzheim machen möchte.

Eine große Durchlässigkeit und enge Zusammenarbeit zwischen A-Jugend, zweiter und erster Mannschaft, wie ich sie in Schaidt auch hatte, ist mir sehr wichtig. Da gab sehr viele Übereinstimmungen. Was letztlich den Ausschlag gab, wissen aber natürlich nur die Verantwortlichen (lacht).

Das Rülzheimer Publikum ist traditionell sehr kritisch. Wie gehst Du damit um?

Weißgerber: Das sehe ich entspannt. Kritiker gibt es auf jedem Sportplatz und es wird immer Menschen geben, die nie zufrieden sind. Das habe ich als aktiver Spieler und auch als Trainer in Schaidt erlebt. Als Fußballer brauchst Du ein dickes Fell und viel Selbstvertrauen.

Solche Kritiker sind mir außerdem egal, für mich zählt die Meinung der Spieler, der Verantwortlichen und meiner Vertrauenspersonen.

Klar ist aber: Es wird gute und schlechte Zeiten geben, das ist ganz normal und ich hoffe auf die positve Unterstützung von unseren Fans. Denn nur gemeinsamen können wir unsere Ziele erreichen.

Wo steht der Verein am Ende der Hinrunde?

Weißgerber: Zunächst wollen wir das Team stabilisieren, unsere Spielidee umsetzen, Automatismen einstudieren und insgesamt zusammenwachsen. Natürlich wird man letztlich immer am Erfolg gemessen. Wir wollen eine bessere Rolle spielen als letztes Jahr.

Wenn wir am Ende der Runde einen gesicherten Mittelfeldplatz erreichen, ist das absolut in Ordnung.

Viktoria Herxheim bleibt jetzt doch in der Landesliga. Was sagst Du dazu?

Weißgerber: Das ist super! Ich fahre lieber nach Herxheim als nach Mombach. Ich freue mich auf zwei richtig tolle Derbys mit vielen Zuschauern. Außerdem freue ich mich natürlich, meine alten Weggefährten zu treffen, mit denen ich früher zusammengespielt habe. (sh)

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