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Leukämiefälle bei medizinischer Studie: Vorgehen entspricht nicht wissenschaftlicher Vorgehensweise

22. April 2016 | Kategorie: Nachrichten
Foto: dts Nachrichtenagentur

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Hannover – Der Direktor einer Münchener Kinderklinik soll über Jahre an der Medizinischen Hochschule Hannover eine experimentelle Studie vorangetrieben haben, bei der es zu mehreren Leukämie- und Todesfällen kam.

Das zeigt eine Langzeit-Recherche des Magazins der „Süddeutschen Zeitung“. Zwischen 2006 und 2009 versuchte der Professor, die seltene, lebensbedrohliche Krankheit Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS) mit Hilfe einer experimentellen Gentherapie zu behandeln.

Im Rahmen dieser Studie behandelten er und sein Team an der Medizinischen Hochschule Hannover insgesamt zehn Jungen. Bei neun davon wurde die Therapie vollständig durchgeführt. Nachdem die Therapie behandelten Kindern zunächst Linderung verschaffte, erkrankten acht der neun Jungen an Leukämie oder einer Vorstufe von Leukämie.

Bis heute seien drei der Kinder gestorben. Bei der Behandlung der leukämiekranken Kinder fanden Krebsärzte für mehrere Kinder passende Stammzellenspender. Nicht nur Leukämie, sondern auch die Ursprungskrankheit der Kinder, WAS, wird standardmäßig mit einer Stammzellentransplantation behandelt.

Die SZ schlussfolgert, der Professor habe Kinder einer experimentellen Gentherapie unterzogen, deren Krankheit möglicherweise mit einer Standardtherapie behandelt hätte werden können.

Der Münchner Professor sagt dazu, in Anbetracht vieler ethischen Argumente habe man sich in Bezug auf die Studie entschlossen, „die Frage der Verfügbarkeit eines allogenen Stammzellenspenders nicht in die Einschlusskriterien aufzunehmen.“

Nach Ansicht von Experten entspricht dieses Vorgehen nicht wissenschaftlichen Standards. Akten, deren Herausgabe die „Süddeutsche Zeitung“ rechtlich erzwang, zeigen, wie der preisgekrönte Mediziner trotz Warnungen anderer Experten die Studie fortsetzte. (dts Nachrichtenagentur) 

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