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Leserbrief aus Bayern zur Freckenfelder Flüchtlingsunterkunft: „Auf Fremde zugehen – Gastfreundschaft bewahren“

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Leserbrief zu: Ungeliebte Gäste: Freckenfelder Bürger mehrheitlich gegen Sammelunterkunft für Flüchtlinge in der Gräfenberghalle

http://www.pfalz-express.de/ungeliebte-gaste-freckenfelder-burger-mehrheitlich-gegen-sammelunterkunft-fur-fluchtlinge-in-der-grafenberghalle/ [2]

Liebe Freckenfelder,

als Nichtpfälzer bin ich seit mehr als 30 Jahren regelmäßig zu Besuch in Freckenfeld. „Die Pfälzer“ habe ich immer für ihre, wie ich meine, ehrliche Art untereinander und mit „Außenstehenden“ umzugehen bewundert.

Hilfsbereit, redselig (nicht nur in der Weinstube oder beim Weinfest) und immer ein „offenes Hoftor“ zu haben (auch wenn die meisten entlang der langen Hauptsraße immer geschlossen sind), aber eben nicht verschlossen, so kennen ich und meine Familie eure Leute und euer Dorf. Und nun das: ich lese ich in der Zeitung im Internet, „die Freckenfelder“ hätten Angst vor ein paar Flüchtlingen. Angst, dass sie sich mit Nichtstun die Zeit totschlagen müssen (ich kenn mindestens 50 Freckenfelder, die das Gleiche tun).

Angst, dass sie sich nicht richtig benehmen können (solche, „auch Pfälzer“ treffe ich auf jedem Weinfest und manchmal auch in der Weinstube). Angst vor was …???

Macht euch doch nicht selber vor Angst in die Hose! Was macht ein kleines Kind, ein Tier, eine Katze zum Beispiel, wenn es Angst hat! Es besiegt die Angst mit Neugier und es lernt das „unbekannte Wesen“ kennen.  Und es lernt dabei fürs Leben und auch damit zu überleben.

Geht doch auf die fremden Menschen zu! Fragt sie, wie, was, wann, wer sie sind! Seid neugierig auf „was Neues“. Bittet sie um Hilfe!

Vielleicht auch nur um Kleinigkeiten, euch zu helfen, im Garten, im Haushalt, im Sportverein, im Weinberg. Oder bittet sie, dass sie euch mal begleiten, nur so, um euch, euern Ort, euer Land und eure Gastfreundschaft kennen zu lernen. Die habt ihr doch!? Oder habe ich mich 30 Jahre lang getäuscht? Gilt die Gastfreundschaft nur für einige wenige?

Für diese Menschen, die bei euren Winzern ein paar Flaschen Wein, bei euren Metzgern einen Saumagen oder Leberwurst, an der Straße Obst, Kartoffeln usw. oder bei einem Daimlermitarbeiter ein Auto kaufen?

Sicher nicht. Und noch was: ihr werdet Euch wundern, wie gut ihr Euch persönlich dabei fühlt, wie bereichert und positiv „euer Dorf“ davon sein wird. Ihr werdet, wenn ihr es richtig anpackt, alle davon profitieren.

Wenn ich mich nicht täusche, leben in vielen Freckenfelder Häusern viele Menschen nur alleine. Auch dies zu ändern, wäre eine Chance für alle (nicht nur in Freckenfeld). Dass die verantwortlichen Politiker auch schnellstens neue Wege gehen müssen, um das Eine oder Andere zu ermöglichen, ist dringend notwendig. Wenn sie es nicht tun, sind ihre Amtszeiten sehr schnell beendet. Egal ob in Rheinland Pfalz, Berlin, Freckenfeld oder in Bayern, wo ich dahoam bin.

Und ich bin sicher, ihr schafft das.

Wir alle schaffen das, uns bleibt auch nichts anderes übrig.

Was wäre die Alternative: PEGIDA? Wer marschiert vorne weg? Seht genau hin! Es sind Menschen mit der gleichen Gesinnung wie heute vor 80 Jahren, die Missgunst, Neid und Hass säen, deren Menschenverachtung, diese hat einmal über 50 Millionen Tote geforderte und verkürzt dargestellt im Endergebnis die DDR hervorbracht.

Menschenverachtung kann man nicht teilen. Sie verachten heute die „Fremden“ anderer Kulturen, morgen unsere Nachbarn und übermorgen dich.

Josef Eger

 

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