Lärm und Raser: Messergebnisse Bürgerinitiative ”Kandel Tempo 30”: Zulässige Grenzwerte weit überschritten

5. Juni 2013 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Regional

Mit flotter Geschwindigkeit durch die teils löchrige Rheinstraße bei Regen: Fußgänger bekommen eine ordentliche Dusche ab. Foto: v. privat

Kandel – Die Bürgerinitiative (BI) ”Kandel Tempo 30” kämpft schon lange dafür, dass die Rheinstraße zur Tempo 30 Zone ausgewiesen wird (wir berichteten). Bislang noch ohne entscheidende Fortschritte.

In der Pfingstwoche hat die BI nun in der Rheinstraße eigene Lärmmessungen mit einem „offiziellen“ Lärmkoffer des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) durchgeführt. Das Ergebnis war für die Mitglieder und Anwohner ernüchternd: „Wir liegen fast durchgängig über den erlauben DB Werten“, sagt Christian Vedder, Sprecher der BI.

Trotz vieler Veranstaltungen, Unterstützung durch den Grünen-Ortsverband, Gesprächen fachpolitischen Ansprechpartnern wie z. B. mit Jutta Blatzheim-Roegler, MdL und Sprecherin für Mobilität und Verkehr, gelang bisher kein Durchbruch.

„Einen Termin in Mainz haben wir noch nicht, und dies trotz mehrfacher Nachfragen. Offensichtlich scheut man sich dort oder überlegt noch im „stillen Kämmerlein“ wie man damit umgehen soll“, vermutet Vedder.

Tobias Lindner und Alexander Schweitzer  unterstützen Anliegen

Vedder hatte sich auch an regionale Politiker gewandt: So führte er ein Gespräch mit Sozialminister und Landtagsabgeordnetem Alexander Schweitzer. Dieser hat die Idee eines Modellversuchs mit Tempo 30 für die Rheinstraße eingebracht. Bundestagsabgeordneter Dr. Tobias Lindner sagte zu, sich ebenfalls in Mainz für das Anliegen der Rheinsträssler einzusetzen.

Für Vedder unverständlich ist die Alternative der Landesregierung: Eine Bezuschussung von Lärmschutzfenstern mit 75%. „Die Straße ist ein einem schlimmen Zustand.“, so Vedder. „Aber Mainz bzw. der Landesbetrieb Mobilität gibt lieber Geld für neue Fenster aus und will die Straße 2014 mit Geld, das nicht vorhanden ist, sanieren – statt für wenige Euro Tempo 30 Schilder aufzustellen,die Fenster sein zu lassen und die „Restgesundheit“ des Straßenbelags zu schonen.“

Die BI verweist auf die Verbandsgemeinde Bad Bergzabern, die für einen Abschnitt der Bundesstraße 427 Tempo 30 eingeführt hat. „Bad Bergzabern hat es allen gezeigt und vorbildlich gehandelt“, so Vedder.

Auch in Mainz gibt es einen Versuch, mit einem nächtlichen Tempolimit die lärmmindernde Wirkung der Tempodrosselung zu testen: Ein Jahr lang soll in der Mainzer Rheinstraße von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens nur Tempo 30 gelten.

Am heutigen Mittwoch (5. Juni)  findet in der Bienwaldhalle eine Informationsveranstaltung der Stadt Kandel und des Landesbetriebs Mobilität für Anwohner statt.

„Sogar in diesem Einladungsschreiben wird eingeräumt, dass die zulässigen Grenzwerte überschritten sind“, stellt Vedder fest. (cli)

Information:

Zusammenfassung von 5 Meßpunkten in der Rheinstrasse Mai 2013: Bei Langzeitmessungen ist insbesondere der Minimale (L95), Mittlere (LeQ), Maximale (L01) Pegel aussagekräftig. Die Auswertung dieser Pegel ist genormt. Trägt man L01, L95 und LeQ über einen ganzen Tag lang auf, dann lassen sich Aussagen über Umfang und Art der Lärmbelastung machen.

 

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Ein Kommentar auf "Lärm und Raser: Messergebnisse Bürgerinitiative ”Kandel Tempo 30”: Zulässige Grenzwerte weit überschritten"

  1. Nils Rehfeld sagt:

    Ich kann das Anliegen der Bi nur unterstützen. Es kann ja nicht hingenommen werden das Neubaugebiete zwar mit hohem Aufwand vor Verkehrslärm geschützt werden, Tempo 30 ist dort selbstverständlich. Es gelten dort sogar strenge gerichtlich einklagbare Normen für die maximalen Lärmpegel. In den Altortbereichen dagegen gelten solche Normen nicht, Tempo 30 kann angeblich nicht angeordnet werden. Behörden und Politik schieben sich gegenseitig die Verantwortung für das Nichtstun zu: Man könne ja nichts machen, die Straße ist doch klassifiziert!
    Wie sich die Situation doch in Kandel und hier im Nachbarort Jockgrim gleichen.
    Ich wünsche der BI trotzdem viel Erfolg.