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Landauer OB-Kandidatin Dr. Gertraud Migl: „Wir brauchen einen Masterplan für eine gute Stadtentwicklung“

28. April 2015 | Kategorie: Allgemein, Landau, Politik regional, Regional

Dr. Gertraud Migl freut sich auf den Wahlkampf.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Dr. Gertraud Migl, Ärztin und Stadtratsmitglied der UBFL hat sich zu dem Bewerberkreis um das Amt des/der Landauer Oberbürgermeister/in gesellt.

Ein Kandidat, der durch eine im Stadtrat vertretene Partei beziehungsweise Wählervereinigung direkt vorgeschlagen wird, hat es  relativ einfach.

Dr. Gertraud Migl, die als einzige Einzelbewerberin in die Landauer OB-Wahl zieht, musste bis zum Stichtag 27. April 2015 anhand von Unterstützungsunterschriften nachweisen, dass sie als OB-Kandidatin vom „Volk“ gewünscht wird. Gefordert waren die Unterschriften von mindesten 170 Wahlberechtigten mit 1. Wohnsitz in Landau und einem Mindestalter von 18 Jahren.

Doch damit hatte Kandidatin Migl keine Probleme. Bereits eine Woche vor Abgabefrist legte sie der Stadtverwaltung eine Liste mit 200 Unterschriften vor, die nun geprüft werden.

Die endgültige Entscheidung über ihre Zulassung zur OB-Wahl trifft der Wahlausschuss am 29. April 2015.

Für Gertraud Migl war dieser kleine „Vor-Wahlkampf“, wie sie es nennt, eine „wichtige, wie auch motivierende Erfahrung.“

Es  hätten viele Landauer unmittelbar nach ihrer Bekanntgabe zu kandidieren, persönlich zu ihr Kontakt aufgenommen, um sie in ihrer Entscheidung zu bekräftigen, erzählt sie.

Manche suchten sie persönlich auf, andere schickten Briefe oder E-Mails – alle mit der Botschaft: „Wir wollen ihren mutigen Schritt unterstützen!“

Die Unterschriftenliste sei weit mehr als nur eine Sympathiebekundung, davon ist Migl überzeugt. „Viele, die sich in die Liste eingetragen haben, kannte ich nicht persönlich. Allen war es wichtig, mit mir ins Gespräch zu kommen, darunter Menschen aus allen Bevölkerungsschichten. Für viele von ihnen bin ich eine Motivation, überhaupt wählen zu gehen“, so Migl in ihrem Resümee zur Unterschriftenaktion.

Dr. Gertraud Migl ist davon überzeugt, dass sie viele potenzielle Nichtwähler zur Abgabe ihrer Stimme bei der Landauer OB-Wahl am 14. Juni motivieren wird, wie sie auch im Interview mit dem Pfalz-Express betonte.

PEX: Wie kam es denn überhaupt zu ihrer Bewerbung?

Ich bin der Meinung, dass zu einer lebendigen Demokratie eine echte Auswahl für das Volk, den Souverän, gehört.

Nach vier Männerkandidaturen, versuche ich als Frau meine kommunalpolitische Fähigkeit einzubringen. Viele Bürger sind auch der Meinung: Landau ist reif für eine Frau.

Ich habe schon viele positive Rückmeldungen erhalten und war selber überrascht, wie gut das bei den Leuten ankam. Es ist mir selbstverständlich auch bewusst, dass diese Aufgabe eine Herausforderung darstellt.

Übrigens hat mich auch die Absprache zwischen CDU und SPD im Stadtrat zur Kandidatur bewogen. Ich bin freie Kandidatin und niemand außer dem Bürger verpflichtet.

PEX: Wie unterscheidet sich denn Ihre Kandidatur von der anderer Kandidaten?

Meine Kandidatur trägt dazu bei, dass Leute wählen gehen. Ich möchte natürlich potentielle Nichtwähler mobilisieren. Es geht darum, eine glaubwürdige und ehrliche Politik zu machen. Die Menschen sind frustriert, wenn sie nur alle paar Jahre mal zur Urne gebeten werden.

Ich habe nicht meine Karriere im Sinn und habe bisher immer ehrenamtlich in der Politik gearbeitet. Ich brauche keinen Posten, aber die Aufgabe reizt mich. Ich möchte auch gewinnen und werde mich natürlich in diesem Fall völlig auf diese hauptamtliche Tätigkeit konzentrieren. Zwei Herren kann man schließlich nicht dienen.

PEX: Welche Themen liegen Ihnen am Herzen?

Drei wichtige Punkte sind „Bezahlbarer Wohnraum“, „Bürgerbeteiligung“ und eine „Behutsame Stadtentwicklung“, die auch nachhaltig ist und nicht Flächenfraß macht, sondern das gemeinschaftliche Wohnen, wie zum Beispiel das Mehrgenerationenwohnen fördert.

Ich habe versucht, städtischen Häuserverkauf zu verhindern. Ich setze mich weiter ein für einen Stopp des Ausverkaufs der städtischen Immobilien und mache mich dafür stark, dass die Stadt selbst baut. Wohnen als Daseinsvorsorge, das sehe ich nicht als Schwerpunkt bei den Kandidaten.

PEX: Wie werden sie den Wahlkampf gestalten?

Mein Motto ist „Mitten in der Gesellschaft sein“. Ich möchte mit vielen Menschen sprechen, es  gibt Stände, Podiumsdiskussionen und Hausbesuche. Ich werde auch die Stadtdörfer besuchen.

Unterstützt werde ich durch eine Wählerinitiative, die sich am Mittwoch 29. April um 19 Uhr zum ersten Mal im „Weißer Bär“ in Landau trifft.

Am 4. Mai gibt es im Audimax der Uni um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion, da bin ich auch dabei.

Ich lade zu einem Frauenfrühstück am Sonntag, 17. Mai, von 10 bis 12 Uhr ins Café Akzent ein. Auch in den Räumen der Stadtmission soll eine Veranstaltung für die Südstadt gemacht werden – da gibt es Bedarf. Ende März findet dann das Podiumsgespräch der Rheinpfalz statt.

PEX: Wo liegen Ihre Stärken?

Langer Atem, Durchsetzungsfähigkeit, starker Wille, guter Menschenverstand, Zuverlässigkeit, schnelle Auffassungsgabe und große Erfahrung. Ich fühle mich sehr lebendig und den Menschen zugewandt.

PEX: Wie sollte sich Stadtpolitik gestalten?

Die Bürger wollen ernster genommen, früher informiert  und nicht vor fertige Lösungen gestellt werden.

Ich würde auch andere Schwerpunkte setzen: mehr Bildung und Kultur, weniger Straßenbau.

Die Erhaltung historischer Bausubstanz liegt mir sehr am Herzen. Ich verweise auf das Beispiel Haus zum Maulbeerbaum. Auch die Panzerhalle hat Potential. In Trier hat man das zum Beispiel sehr gut gelöst. Man muss das Ganze sensibel angehen. Nur mit der Abrissbirne kommen, ist phantasielos.

PEX: Stichwort Gewerbegebiet…

…das muss behutsamer entwickelt werden.

PEX:  Schulstadt……

…Landau ist eine gute Schulstadt. Vielleicht könnte man sogar eine zweite IGS hierher holen, das wird sehr viel nachgefragt. Schulhorte als Unterstützung für Familien halte ich für sehr wichtig. Das muss man schrittweise entwickeln.

Zusammengefasst: Man sollte einen Masterplan für eine gute Stadtentwicklung erarbeiten, Probleme ansprechen und dabei auch mal den Finger in die Wunde legen.

PEX: Wie fühlen Sie sich?

Ich bin entspannt und auch ein bißchen aufgeregt. (desa)

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