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Kunstgüter in Kirchen an der Südlichen Weinstraße und in Landau erfasst – viele historische Schätze entdeckt

13. November 2017 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur, Landau, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional
Anke Sommer und Dekan Axel Brecht. Foto: H. Mathes/der pilger

Anke Sommer und Dekan Axel Brecht.
Foto: H. Mathes/der pilger

SÜW/Landau/Speyer – Viele Kirchen des katholischen Dekanats Landau sind reich an künstlerischer Ausstattung – und manchmal unentdeckt.

In rund einem Jahr hat Kunsthistorikerin Dr. Anke Sommer im Auftrag des Bistums Speyer alle Gemeinden des Landkreises Südliche Weinstraße und in der Stadt Landau besucht.

Die Inventarlisten wurden an Vertreter der acht Pfarreien des Dekanats im Speyerer Priesterseminar St. German übergeben. Zu dem Termin waren fast alle Pfarrer, aber auch Sakristane und Verwaltungsräte gekommen.

Verantwortliche aus dem Dekanat Landau mit den Inventarlisten der Kulturgüter in ihren Pfarreien. Foto: H. Mathes/der pilger

Verantwortliche aus dem Dekanat Landau mit den Inventarlisten der Kulturgüter in ihren Pfarreien.
Foto: H. Mathes/der pilger

In Kirchen, Sakristeien, auf Dachböden und anderen Räumen der Kirchen-Immobilien ist Anke Sommer auf „Schatzsuche“ gegangen.

Liturgische Kleidung und Gerät, Gemälde und Figuren lassen sich auf eine mehrere Jahrhunderte umfassende Anschaffungsphase zurückführen. Zu den ältesten Stücken gehören etwa zwei Weihrauchfässer in Oberotterbach und in Rohrbach. Sie stammen aus dem Jahr 1500 sind beide noch in Gebrauch.

Ebenso auf ein halbes Jahrtausend bringen es außerdem Skulpturen in den Gemeinden Birkenhördt, Dernbach, Eschbach oder Wernersberg.

Aber: „Dreißigjähriger Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg oder auch die Französische Revolution haben Lücken hinterlassen“, so Sommer. Allerdings seien auch in den 1960er und 1970er-Jahren viele Kunstgegenstände weggegeben oder gar weggeworfen worden. „Die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Liturgiereform sind besonders schlimm.“ Und das, obwohl das Konzil in seiner Liturgiekonstitution eindeutig festlegte, dass „heiliges Gerät und Paramente oder kostbare Kunstwerke“ nicht veräußert werden dürfen, „ sind sie doch Zierde des Hauses Gottes“, wie Sommer zitierte.

Verantwortung für Erhalt des Kulturguts an nachfolgende Generationen

Dies ist einer der Gründe für die großangelegte Inventarisierung des Kulturgutes im Bistum Speyer. „Nur, was man kennt, kann man auch schützen“, so Sommer. Domkustos Peter Schappert unterstrich, dass die Kunstgegenstände auf dreierlei Art wertvoll und daher zu erhalten seien: Sie haben einen kunsthistorischen, geistlichen und wirtschaftlichen Wert. „Daher macht es auch Sinn, die Dinge fachgerecht aufzubewahren und, wenn Gelegenheit dazu ist, sie zu restaurieren.“

Ergebnis der Inventarisierung ist ein Verzeichnis mit Kunstgegenständen für jede Pfarrei. Alle Gegenstände werden mit Bildern erfasst, beschrieben und – wo möglich – datiert.

Alle Fotos, die Sommer anfertigte, sollen auf Nachfrage auch den Pfarreien zur Verfügung gestellt werden. Angelegt wurde auch eine digitale Datenbank, die immer weiter fortgeschrieben werden kann, sobald neue Erkenntnisse über die erfassten Stücke gewonnen werden.

Anke Sommer berichtete von einer bisweilen detektivischen und spannenden Arbeit: Etwa das unbenutzte Hostiengefäß, das sie in der Landauer Kirche St. Elisabeth entdeckte. Die Kirche ist 1974 erbaut worden, das Gefäß stammt aus der Zeit 1720 bis 1725. „Es passt also eindeutig nicht nach Landau.“

Sehr zur Freude des Maikammerer Pfarrers Peter Nirmaier fand Dr. Sommer heraus, dass das Hostiengefäß in den Weinstraßenort gehört. Auch andere wertvolle Einzelstücke konnten so schon an den Ursprungsort zurückgegeben werden. „So lange das innerhalb des Bistums ist, stellt das ja kein Problem dar.“

Als eine „wertvolle Augenblicksaufnahme“ bezeichnete Dekan Axel Brecht die in Buchform gebundenen Inventare. „Manches in meiner Pfarrei sehe ich hier nun selbst zum ersten Mal.“ Die Kunstverzeichnisse gäben außerdem wertvolle Hinweise, „was wir in der Zukunft auf jeden Fall restaurieren sollten“.

Brecht denkt etwa an Messgewänder aus der Epoche des Jugendstils, die an der Landauer Marienkirche aufbewahrt werden und auf die Anfangstage des großen Gotteshauses zurückgehen. Für die Sakristane, die mit meist ehrenamtlichem Einsatz den Kirchenbestand pflegten, gäben die Inventare viele Hinweise.

Dr. Sommer dankte gerade dieser Gruppe ausdrücklich: „Ohne das Zutun der Sakristane wäre die Inventarisierung nicht möglich.“ Diözesan-Konservator Franz warb hier auch für den jährlichen Sakristane-Tag in Speyer, bei dem Kunstfachleute verschiedener Fachrichtungen die Gemeindevertreter beim Umgang mit den Kunstgütern beraten.  (H. Mathes/der pilger/red)

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