Kriegsreporterin Dr. Antonia Rados in Landau: Bericht zur Krisenregion „Naher Osten“

25. November 2014 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional

Auf EInladung von Sparkassen-Direktor Bernd Jung kam Dr. Antonia Rados zu einem Vortrag in die Landauer Jugendstil-Festhalle.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. „Es war leider sehr leicht ein Thema für den heutigen Abend zu finden“. Mit diesen Worten begrüßte Sparkassendirektor Bernd Jung die Zuhörer, die gestern (24. November) auf Einladung der Sparkasse Südliche Weinstraße in die Jugendstil-Festhalle gekommen waren, um Dr. Antonia Rados zu erleben.

Schließlich gibt es auf der ganzen Welt Krisenherde und niemand wäre wohl passender, seine Erfahrungen darüber weiterzugeben, als die Journalistin, die für ihre Tätigkeit mit vielen Preisen bedacht worden ist. Der Nahe Osten, momentan Krisenherd Nummer 1, ist ihre zweite Heimat und so stand über ihrem bebilderten Vortrag das Motto des Abends: „Die Fronten sind überall: Aus dem Leben einer Kriegsreporterin“.

Man kennt sie aus dem Fernsehen, ab und zu auch mit vorgeschriebenem Kopftuch unterwegs. Warum fährt man in Krisengebiete und begibt sich damit auch ständig in Lebensgefahr? Diese Fragen, die sicherlich jeder der Zuschauer so auch gestellt hätte, beantwortet sie ganz klar: „Sie werden immer Angst verspüren. Wer keine Angst hat, ist kein Mensch“. So einfach ist das. Es gab Situationen, zum Beispiel im Irak, da war ein Leibwächter an ihrer Seite. Es war die Zeit, als Journalisten aus den Hotels entführt wurden und die Angst im Zimmer mit dabei war.

Der Nahe Osten war schon immer ein Pulverfass: „Seit Tausenden von Jahren wird dort Krieg geführt“, erklärt Rados. Die sogenannte „Arabische Welt“ reicht von Marokko bis zum Iran. „15 Millionen Menschen haben den Islam gemein und sprechen arabisch“, so Rados. Dieses riesige Gebiet bereist und bereiste die Reporterin sein vielen Jahren.

Auch Gaddafi war zwei Mal ihr Gesprächspartner. „Er war launisch und besonders schwierig“. Gaddafi gehörte mit Mubarak und dem saudischen Herrscher Abdallah zu den drei großen Machthabern, die absolutistisch in ihren Ländern herrschten. Es einte sie die Zugehörigkeit zu Stämmen, sie übten Korruption aus und wandten sich gegen den Islam.

„Die drei Männer waren die Stützen der westlichen Welt“, so Rados. „Der Islam wurde aus dem öffentlichen Leben ausgesperrt“, man habe sich am westlichen Leben orientiert. „Es war eine stabile, eine berechenbare Welt und man konnte sich als Reporter relativ ungezwungen dort bewegen“.

Mit dem arabischen Frühling änderte sich das. „Plötzlich waren lauter junge Leute auf der Straße, sie wollten die alten Machthaber weg haben“, berichtet Rados. Zweidrittel der Bevölkerung der „Arabischen Welt“ seien unter 30 Jahre. In der Zeit der alten Machthaber habe sich „nichts bewegt, es gab einen Stillstand, kein Fortkommen und eine große Jugendarbeitslosigkeit“. „Das war ein explosiver Cocktail!“

Das Handy wurde zum wichtigsten Kommunikationsmittel und ermöglichte letzten Endes auch den „Arabischen Frühling“. Doch die jungen Demokraten sind verschwunden, weil sie sich nicht organisieren konnten. „Jetzt haben wir einen arabischen Winter“, so Rados.

„Deshalb konnte der Islam zurückkommen“, meint die Reporterin. Er sei immer da gewesen, half den Bedürftigen, zeigt sich als nichtkorrupt im Gegensatz zu den  ehemaligen Machthabern und ist gesellschaftlich fest in Familie und in sogenannten Stämmen verwurzelt. Der Islamische Staat habe sich aus ebensolchen Stämmen rekrutiert, berichtet sie, die selbst mit Vertretern der IS gesprochen hat.

Die Türkei möchte  – laut Rados –  Regionalmacht werden und strebe eine Vormachtstellung im Nahen Osten an. „Erdogan wird von Vielen als Vorbild gesehen“. Der Iran versuche ebenfalls eine Vormachtstellung zu erhalten durch seine Atompolitik.

Wie das Ganze sich weiter entwickeln wird, kann auch Antonia Rados nicht vorhersehen. „Die Region befindet sich im Umbruch, wird möglicherweise sogar zusammenbrechen“, vermutet sie. „Ich verfahre nach einem alten Spruch: Erfahrene Propheten warten Ereignisse lieber ab!“ (desa)

Das Thema „Naher Osten“ und Islam bewegt die Menschen der westlichen Welt – auch die Landauer.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Dr. Antonia Rados hielt einen interessanten Vortrag zu einem ganz aktuellen Thema.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Engagierte Erzählerin: Dr. Antonia Rados.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Antonia Rados stellt sich auch gerne Fragen des Publikums.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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Ein Kommentar auf "Kriegsreporterin Dr. Antonia Rados in Landau: Bericht zur Krisenregion „Naher Osten“"

  1. Norbert Herrmann sagt:

    eine wirklich tolle Frau ………. Hier wäre es angebracht zu sagen – allerhöchsten Respekt!