Karlsruhe: Gerangel um Wildparkstadion

12. März 2013 | Kategorie: Nordbaden

KSC-Präsident Ingo Wellenreuther.
Foto: Pfalz-Express

Karlsruhe – Der Wildpark ist alt, doch ein Stadionneubau kostet Geld, das keiner hat. Dieses Dilemma beschäftigt nicht nur die KSC-Fans.

Da es sich auch bei einem Stadion um eine Immobilie handelt, meldet sich nun zur Stadionfrage ein Karlsruher Immobilienwirt zu Wort, der darauf aufmerksam machen will, dass Präsidenten und Stadtoberhäupter ohne einen Immobilienfachmann eigentlich nicht geeignet sind, eine derartige Immobilie zu verwalten. In der aktuellen Diskussion um das KSC-Stadion meldet sich nun auch Thomas Kunz von den Karlsruher Kunz-Schulze Immobilien mit konkreten Lösungsvorschlägen zu Wort. „Viele KSC-Fans hängen am alten Wildparkstadion“, weiß der Immobilienwirt, „aber es ist eine Immobilie, die wie alle anderen Immobilien auch nach 50 Jahren anfängt, Geld zu kosten.“

Tatsächlich präsentiert sich das 1955 erbaute Wildparkstadion heute als völlig überaltert. Zudem ist der Standort verkehrstechnisch ungünstig, da er weder an eine Straßenbahn- noch an eine Bundesbahnlinie angebunden ist. Vor und nach jedem Spiel staut sich der Verkehr in der Karlsruher Innenstadt und blockiert die Oststadt. „Zudem sind jetzt umfangreiche Investitionen fällig, nicht nur die von der Deutschen Fußballliga geforderten Brandschutzmaßnahmen wie der Ausbau der Holztreppen. Im Grunde genommen gehört der komplette Wildpark saniert“, sagt Kunz.

Doch das soll laut Gutachten 130 Millionen Euro kosten – Geld, das weder der KSC noch die Stadt hat. „Hätte die Stadt in den letzten 50 Jahren jährlich eine Million Euro zurückgelegt und sich das Geld verzinsen lassen, wäre eine Sanierung jetzt kein Kostenthema. Hier rächt sich, dass Stadtverwaltungen in Legislaturperioden denken und nicht in Immobilienzyklen“, so Thomas Kunz. Er schlägt vor, den Wildpark an das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zu verkaufen, die ihr Interesse bereits bekundet hat. „Damit wäre die Stadt Karlsruhe die Auflagen des DFL und die damit verbundenen Kosten los. Das Geld könnte sie dann in einen Neubau investieren.“

Immobilienwirt Thomas Kunz. Foto: v.privat

Kunz unterstützt die Idee, ein Stadion für 35.000 Zuschauer am Gleisdreieck bei der Autobahn neu aufzubauen. Die Baukosten sind derzeit mit 50 Millionen Euro plus den Kosten für die Infrastruktur veranschlagt. „Mit Hilfe der rund 5.000 KSC-Mitglieder und ihrer unzähligen Fans kann der KSC diese Aufgabe sogar selbst stemmen“, meint Kunz zuversichtlich und verweist auf die außerordentlich erfolgreichen Fananleihen des Hamburger SV, die dem Fußball-Bundesligisten in wenigen Wochen 17,5 Millionen Euro für den Bau des neuen HSV-Campus einbrachte. „Auch beim KSC rechne ich mit einem stattlichen Mezzanine-Kapital, das uns die Fananleihen einbringen können.“

Für KSC-Fans wäre es nicht nur wegen einer angedachten Verzinsung von fünf Prozent pro Jahr sehr attraktiv, in den eigenen Verein zu investieren. „Wenn der KSC finanziell den Rücken frei hat, kann er mit seinen Mitteln in Spieler investieren, die den Verein wieder in die Bundesliga zurückführen“, argumentiert Kunz. Das über die Fananleihen hinaus fehlende Kapital könnte seiner Ansicht nach von den Gewerbetreibenden stammen, die sich im neuen Stadion ansiedeln. „Mir schwebt hier das Model des St. Jakob Parks in Basel vor“, so Kunz. „Denn nicht nur für Fußballfans, auch für viele Firmen ist ein Standort direkt an der Autobahn unverzichtbar.“ Auch ein Namensgeber für das Stadion sei bereits im Gespräch, der weitere 2,5 Millionen zuschießen will. (red)

 

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