Karlsruhe – Der umweltfreundlich produzierte Windstrom der ehemaligen Mülldeponie West hat in diesen Tagen die Marke von 50 Millionen Kilowattstunden (kWh) überschritten.
Dies meldete die Betreiberfirma Windmühlenberg Windkraftanlage Verwaltungs-GmbH. Umgerechnet entspricht diese Energiemenge der von 12,5 Millionen Liter Heizöl, also etwa 500 Tanklastzügen. Dem Klima blieben damit im Vergleich zu einem modernen Kohlekraftwerk 36.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) erspart.
„Für den Großraum Karlsruhe ist diese Einsparung besonders relevant, da in dieser Region aufgrund der Raffinerien und der Kraftwerke dreimal so viel Kohlendioxid wie im baden-württembergischen Durchschnitt ausgestoßen wird. Zudem baut die EnBW derzeit hier ein weiteres Steinkohlekraftwerk mit einem geplanten CO2- Ausstoß von rund sechs Millionen Tonnen pro Jahr“, so Geschäftsführer und Alt-Stadtrat Thomas Müllerschön.
Am „Bürgerwindpark“ hatten sich rund 520 Menschen mit eigenem Kapital sowie die Stadtwerke Karlsruhe beteiligt. Allein mit diesem Windstrom lassen sich rund 5.000 Personen elektrisch versorgen. Dazu kommt zum einen das aus dem Müllberg gewonnene Deponiegas, dessen Verbrennung in Gasmotoren einen Generator antreibt; zum anderen eine große Solaranlage mit 423 Kilowatt Spitzenleistung am Südhang des Hügels. Etwa 12.000 Menschen, umgerechnet ganz Knielingen und Teile von Daxlanden, kann der „Energieberg“ mit Strom aus erneuerbaren Energien beliefern. (red/wmb)
Hintergrundinformationen
Zeitablauf von der ersten Windkraftanlage in Karlsruhe bis zum Energieberg
Vor 1990 bis heute Nutzung des Deponiegases von der Deponie West zur Energieerzeugung
1990 Sturm Wiebke weckt bei Landwirt Thomas Müllerschön das Interesse am Wind und dessen Nutzung: Drei Jahre Windmessungen auf dem Dach des Hofguts Maxau
1994 Bauantrag zum Bau des ersten Karlsruher Windrads mit 110 KW-Leistung am Standort Hofgut Maxau
1997 a) Inbetriebnahme der ersten Windkraftanlage (WKA) mit 110 kW Leistung beim Hofgut Maxau (nach drei Ablehnungen durch das RP Karlsruhe)
b) Beginn der Unterstützung der Stadtwerke
c) Messen der Windstärken auf dem Müllberg, Deponie West; Ergebnis: doppelter Energieertrag wie am Standort Hofgut Maxau
1998 a) Bauantrag für die erste WKA auf der Deponie West
b) Gründung der Windmühlenberg Verwaltungs GmbH und der Windmühlenberg WKA GmbH & Co. KG (Beteiligungsgesellschaft)
c) Abstimmung im Gemeinderat über ein Pachtverhältnis mit der Stadt (entscheidende Stimme von OB Gerhard Seiler)
d) An Weihnachten geht die WKA1 mit 750 kW Leistung ans Netz; 135 Kommanditisten haben sich beteiligt
2000 Eine zweite baugleiche WKA mit 750 kW Leistung geht ans Netz (165 Kommanditisten)
2002 a) Einweihung des Sonnenpavillons (mit Fotovoltaikzellen auf dem Dach und Holzpelletheizung im Innern) beim 4. Tag der Erneuerbaren Energien als Infozentrum für Erneuerbare Energien (jährlich ca. 50 Veranstaltungen)
b) Inbetriebnahme der dritten WKA mit 1.500 kW Leistung (220 Kommanditisten und unter Beteiligung der Stadtwerke)
2005 Inbetriebnahme der Großflächen-Solaranlage am Südhang des Energiebergs (Teil des Beteiligungsprojekts „Solarpark I“ der Stadtwerke Karlsruhe)
2006 Bewerbung beim bundesweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“
2008 Der Energieberg Karlsruhe, eine ehemalige Mülldeponie, wird als einer der Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ im Jahr 2008 ausgezeichnet. Eine unabhängige Jury hatte den Energieberg Karlsruhe aus rund 1.500 Bewerbungen ausgewählt. Begründung der Auszeichnung: „Mit Kreativität, Kooperationswillen, Durchhaltevermögen und viel persönlichem Engagement der Beteiligten schreibt eine ehemalige Mülldeponie Zukunftsgeschichte: als leistungsstarker Standort für regenerative Energien. Das ist ein lebendiges Beispiel für Innovationskraft.“
2011 Projekt „Schüler auf dem Energieberg“ zusammen mit der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) beginnt: Information für Schulklassen über regenerative Energien, über Mobilität mit dem ÖPNV sowie über den Rheinhafen und die Vorteile der Binnenschifffahrt
2011 Planung des „Repowerings“ der Windkraftnutzung beginnt: WKA1 und WKA2 sollen durch eine große 3-Megawatt-Anlage am Standort der WKA1 ersetzt werden.
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